Max Eisinger 26.06.1909 – 24.04.1989


Max Eisinger prägte nicht nur über Jahrzehnte hinweg unsere Vereinsgeschichte, sondern verkörperte seit seiner erstmaligen Teilnahme am Hauptturnier des Badischen Schachkongresses (Freiburg) im Jahre 1926 bis zu seinem letzten Einsatz für die 1. Mannschaft in der 2. Bundesliga am 08.02.1981 insgesamt 55 Jahre badische Schachgeschichte.

Nur wenige Jahre nach seinem Vereinsbeitritt am 01.08.1925 war er 1928 geteilter Vereinsmeister und hatte sich bereits 1927 für die badische Meisterklasse qualifiziert. 1930 gewann er die Rheinmeisterschaft und 1936 die Deutsche Fernschachmeisterschaft. Zwischen 1928 und 1973 nahm er 21-mal am Meisterturnier teil und wurde in den Jahren 1934, 1937, 1939, 1947, 1948, 1951, 1954, 1955, 1956, 1967 und 1971 insgesamt elfmal badischer Meister. 1946, 1952 und 1953 belegte er den zweiten bzw. 1973 den 2./3. und 1965 den dritten Platz. Nach dem Krieg wurde er siebenmal badischer Pokalmeister. Diese Serie hat ihm bis heute niemand nachgemacht.

Vereinsmeister wurde er 25-mal! Die Karlsruher Stadtmeisterschaft erspielte er sich in den Jahren 1934-36, 1946, 1952 und 1954. Ferner stellte er sich 19-mal für Länderkämpfe des Deutschen Schachbundes zur Verfügung. Auf deutscher Ebene war Max Eisinger in den Jahren 1938 bis 1972 an der Meisterschaft 13-mal beteiligt, wobei er 1949 einen ausgezeichneten fünften Platz belegte. Für diese Leistung wurde ihm der Rang eines „Deutschen Meisters“ verliehen. Zu erwähnen ist noch seine überwiegend erfolgreiche Teilnahme an den Vor- und Kandidatenturnieren zur deutschen Meisterschaft, dem Robert-Rutz-Gedenkturnier 1938/39, dem internationalen Meisterturnier zu Marienbad 1960 (geteilter 4. Platz) und den zahlreichen Einsätzen in den Mannschaftskämpfen auf badischer Ebene und für die 1. Mannschaft.

Für seinen unermüdlichen Einsatz am Schachbrett und als Vorstandsmitglied in unserem Verein und im badischen Schachverband hat Max Eisinger alle erreichbaren Auszeichnungen erhalten. Auf nationaler Ebene war er im Präsidium des deutschen Schachbundes mehrere Jahre Vertreter der Meisterspieler und 1970 und1974 Kapitän der deutschen Olympiamannschaft in Siegen und Nizza.

Als Beispiel für seine typische Spielführung möchten wir die folgenden Partien vorstellen (beide Partien können auch mit unserem Online-Viewer nachgespielt werden):

(1) Eisinger,M - Zollner,H [B86]
Sueddeutsche Meisterschaft Heilbronn, 1938
[Eisinger,Max]

In der Scheveninger Variante setzt Schwarz seine Zentrumsbauern nach e6 und d6, spielt also sehr zurückhaltend, um erst nach vollendeter Entwicklung langsam ein Gegenspiel zu suchen, wobei vor allem die c-Linie als Operationsbasis in Frage kommt. Der Vorstoß d6-d5 kann angestrebt werden, darf aber nicht zu früh erfolgen, weil dies sich leicht zum Vorteil von Weiß auswirken könnte. In nachstehender Partie begeht Schwarz den Fehler, seinen König nicht rechtzeitig durch Rochade aus der gefährlichen Brettmitte zu bringen. 1.e4 c5 2.Sf3 d6 3.Lc4 e6 4.d4 cxd4 5.Sxd4 Sf6 6.Sc3 Le7 7.0-0 a6 8.Lb3 Dc7 9.f4 Sc6 Zu dem Zeitpunkt, als diese Partie gespielt wurde, war die Entwicklung des weißen Läufers nach c4 nicht üblich und galt als zweitklassig. Der Läufer wurde damals fast ausnahmslos nach e2 gesetzt. In der Wertschätzung von Lc4 ist mittlerweile eine erhebliche Änderung eingetreten. Heute ist Lc4 hochaktuell und u.a. ein Lieblingszug des amtierenden Weltmeisters Fischer. Weiß kann bei diesem Aufbau auch die lange Rochade anstreben. 10.Kh1 Ld7 11.Le3 Tc8 Hier war es für Schwarz höchste Zeit zu rochieren. Bei diesem Aufbau ist es für Schwarz höchst ratsam, durch frühzeitige Rochade seinen König aus der Brettmitte zu entfernen, weil er sonst durch gewaltsame Linienöffnungen unerwartet rasch in Gefahr kommen kann. 12.f5! e5? Das ist ein schwerwiegender Fehler! Unbedingt erforderlich war, zuerst 12....Sxd4 zu spielen, um dann nach 13.Lxd4 den Vorstoß e6-e5 unter Angriff auf den weißen Läufer ausführen zu können. 13.Se6!

Nach diesem Scheinopfer bekommt Weiß einen vernichtenden Angriff. Da sowohl Sxc7 als auch Sxg7 droht, muss Schwarz den Springer schlagen. 13...fxe6 14.fxe6 Sa5 15.Txf6!

Nach Beseitigung des schwarzen Springers, der u.a. Dh5+ abwehrte, ist der schwarze König schutzlos. 15...Sxb3 16.cxb3 Lc6 [ Rasch verloren hätte 16...Lxf6 wegen 17.Sd5 Dc2 18.Dh5+ g6 19.exd7+ Kxd7 20.Dg4+ Ke8 ( 20...Kd8 21.Lb6+; 20...Kc6 21.Sb4+) 21.De6+] 17.Tf7 Dd8 Es drohte 18.Lg5. 18.Txg7 Da5 [ Die Drohung Dh5+ durfte nicht mit 18...h5 abgewehrt werden wegen 19.Tg8+! Txg8 20.Dxh5+ und Matt.] 19.Dh5+ Kd8 20.Txe7!

Tc7 [ Hübsch wäre gewesen: 20...Le8? 21.Dxe8+! Txe8 22.Td7# mit dem so genannten Epaulettenmatt; ungenügend war auch 20...Kxe7 21.Df7+ Kd8 22.Lg5#] 21.Txc7 Kxc7 22.Tc1 Kb8 23.Df7 Dd8 24.Sd5 De8 25.Dc7+ Ka8 26.Sb6+ Ka7 27.Sd7+

Ka8 28.Txc6 und Schwarz gab auf, denn 28....bxc6 29. Sb6 Matt wollte er sich nicht zeigen lassen. 1-0

(2) Eisinger,M - Rejfir,J [B88]
Deutschland-Tschecheslowakei Oberhausen, 1961
[Eisinger,Max]

1.e4 c5 2.Sf3 Sc6 3.d4 cxd4 4.Sxd4 Sf6 5.Sc3 d6 6.Lc4 e6 7.0-0 Le7 8.Lg5 a6 9.Lb3 Ld7 10.Te1 Der Aufbau 8.Lg5 und 10.Te1 ist ungewöhnlich, aber für Schwarz nicht ungefährlich. 10...0-0 11.Dd2 Dc7 12.Tad1 Tfd8 13.Te3! Sa5? 14.Sf5!!

Dieses versteckte Figurenopfer hatte Schwarz völlig außer Acht gelassen. 14...exf5 15.Lxf6 Sxb3 Wenn Schwarz diesen Zwischentausch unterlässt, dann bleibt der Lb3 eine zu gefährliche Angriffswaffe. [ Auf 15...Lxf6 könnte dann z.B. folgen: 16.Sd5 Dc5 17.Sxf6+ gxf6 18.Tg3+ Kf8 19.Dh6+ Ke7 20.Lxf7! Kxf7 21.Dxh7+ Ke6 22.b4! und gewinnt] 16.axb3 Lxf6 17.Sd5 Dc5 18.b4 Db5? Viel stärker war [ 18...Dc6 , wonach sich folgende interessante Fortsetzung hätte ergeben können: 19.Sxf6+ gxf6 20.Tg3+ Kf8 21.Dh6+ Ke7 22.exf5 Lxf5 23.Te1+ Le6 24.Txe6+! Kxe6 25.Dh3+! f5! 26.Te3+ Kd7 27.Dxf5+ Kc7 28.Tc3 mit klarem Vorteil für Weiß; die beste Verteidigung war wohl 18...Dd4 , denn nach 19.Dxd4 Lxd4 20.Txd4 fxe4 21.Sb6 Tab8 22.Texe4 nebst 23.Te1 und 24.Ted1 hätte Weiß keinen großen Endspielvorteil gehabt.] 19.Sxf6+

Kh8 [ oder 19...gxf6 20.Tg3+ Kf8 ( 20...Kh8 21.Dh6 Tg8 22.Dxf6+ Tg7 23.Dxg7#) 21.Dxd6+ Ke8 22.Tg8#] 20.Th3! und Schwarz gab auf. Es hätte noch folgen können: [ 20.Th3 h6 ( 20...gxf6 21.Dh6 Kg8 22.Tg3+ Kh8 23.Dg7#) 21.Txh6+ gxh6 22.Dxh6#] 1-0