Badischer Mannschaftspokal


Weitere aktuelle Informationen sind übrigens auch unter http://home.t-online.de/home/Bernd-Walther/pubpm04.htm erhältlich.

Runde 5 (26.09.2004):

"... und letztlich doch der Trauermarsch", von Wolfgang Gerstner

Karlsruher SF 1853 (2337)
1,5 : 2,5
SC Baden-Oos (2369)
1 Gerstner, Wolfgang (2398)
0,5 : 0,5
Schenk, Andreas (2483)
2 Arnold, Lothar (2340)
0 : 1
Mutschnik, Ilia (2417)
3 Karst, Elmar (2295)
0,5 : 0,5
Netzer, Jean (2370)
4 Preiss, Martin (2313)
0,5 : 0,5
Heinz, Timothee (2204)

Nun also auf zum finale furioso!

Zunächst einmal Glück im Unglück: Thomas Schlager, der eigentlich spielen sollte, hatte sich freitags mit Gipsbein abgemeldet, dafür sprang dann sehr kurzfristig Martin ein, für dessen verschobenen Urlaub ich äußerst dankbar war. Damit boten wir vier Spieler ein unserem Zweitligakader auf, aber auch die Kurstädter nahmen das Duell ernst: Mit Andreas Schenk reiste zwar nur ein Akteur aus der ersten Liga an, aber die drei Jugendlichen aus der Ooser Talentschmiede hatten es durchaus in sich. Die Elo-Zahlen belegen, dass wir keinesfalls favorisiert waren, aber einem offenen Kampf auch nichts im Wege stand.

Das Spiel begann, wie man es unter weitgehend ausgeglichenen Gegnern erwarten kann: Alle vier Schwarzspieler konnten die Eröffnungsphase mit ordentlichem Spiel meistern, und es bahnte sich ein sehr enges Match an. Martin konnte sogar leichte Vorteil auf seiner Seite vorweisen, dem stand Elmars zersplitterte Bauernstruktur gegenüber. Bei Lothar fauchte ein wilder Drache mit beidseitigen Angriffen, während sich bei mir eine schwerblütige Positionspartie andeutete.
Schwer zu sagen, an welcher Stelle sich das Blatt zugunsten der Kurstädter wendete. Glück und Pech hielten sich letztlich die Waage, so dass sich das sicherer spielende Team verdient durchsetzte. Ob es etwas geändert hätte, wenn das Glück zunächst uns zur Seite gestanden hätte? Jedenfalls fiel am vierten Brett die erste Vorentscheidung:









Gerade hatte Martin einen Bauern gewonnen, als sein Gegner in aufkommender Zeitnot remis offerierte. Mit dem aktiven Turm sowie dem starken Läufer hat Weiß gewiss einige Kompensation, und nach der natürlichen Antwort 28....b6? 29.a5! Te2 (29....bxa5 30.Txc5 Te6 31.Lc3 ist ebenso sofort remis) 30.axb6 Txb2 31.Txc5 Txb3 32.Txc6 h6 33.b7 Txb7 34.Txa6 = kann man sich in der tat die Hände reichen. Nach 28....Te1+! 29.Kh2 Tb1 30.Lc3 Txb3 31.Txc5 Kg8 verfügt Schwarz allerdings über einen glatten Mehrbauern, und auch wenn dieser sicherlich nicht einfach zu verwerten ist, kann man jedenfalls ohne Gefahr auf Gewinn spielen. Leider entging Martin in der Kürze der Zeit diese Wendung, und er akzeptierte das Remis.

Nachdem Elmar einen Bauern für windige Initiative geopfert hatte und sich auch bei mir herauskristalliserte, dass mein Gegner die Position wesentlich besser als ich verstand, setzte Lothar auf Risiko:









Wie im Drachen so üblich, stehen beide Monarchen in der Schusslinie der gegnerischen Figuren. Nach einigem Nachdenken entschied sich Lothar für eine weit berechnete "Falle": 26.La3? (hat schon den 28. Zug im Blick, aber leider nicht das "Loch" im 31. Zug; sonst wäre 26.Dc3 Tbd8 27.Kb1 mit unklarem Spiel eine ordentliche Option gewesen) Sd3+! 27.cxd3 Txb3 28.Txg7+ (dieses Qualitätsopfer ist die erste Pointe; für Alternativen wie 28.f4 Tbxd3 29.fxe5 Txe3 30.exf6 Txe1+ 31.Txe1 Lxf6 ist es allerdings schon zu spät) Kxg7 29.Le7 De6 (natürlich nicht 29....Dxe7? 30.Dxh6+ Dh7 31.Df8+) 30.Da7 (dieser stille Zug ist die zweite Pointe und droht 31.Da8+ Kh7 32.Df8 nebst Matt, wogegen auch 30....Df7? 31.Da8+ Kh8 32.Lf6! nichts hilft) Tdxd3! (kaltblütig reagiert und sofort vernichtend, denn jetzt fehlt plötzlich Weiß das Tempo) 31.Tg2 (führt ebenso zum Matt wie 31.Da8+ Kh7 32.Df8 Dc4+ 33.Kb1 Txb2+! 34.Kxb2 Td2+) Dc4+ 32.Tc2 Td1+! 33.Kxd1 Df1+ 0-1
Damit sahen wie alle unsere Felle davon schwimmen, standen doch Elmar und ich mit dem Rücken zur Wand, und nur ein Sieg an Brett 1 hätte uns noch nach Berliner Wertung den Pokalsieg verschafft. Wunder Nummer 1 geschah dann aber an Brett 3:









Keine Frage, dass Schwarz glatt auf Gewinn steht, der jedoch in Zeitnot verspielt wurde: 39....Dd7? (das einfache 39....a5 40.h4 [oder 40.De5 b4 41.axb4 axb4 42.Db2 b3 43.Kf3 Db5! Nebst Db5-c4-c2] b4! 41.Dxa5 b3 42.De1 b2 43.Db1 Db3 nebst Db3-c3-c1 entscheidet sofort) 40.Db6 Ke7? (schwer zu sagen, weshalb Schwarz nicht den Bauern mittels 40....Dc8 deckte) 41.Dxa6 Kf6 42.Db6 g5 43.fxg5+ Kxg5 44.Dc5 = mit remis nach wenigen weiteren Zügen.

Wunder zwei musste noch deutlich größere Ausmaße annehmen, denn als ich merkte, wie schlecht ich eigentlich stand, setzte ich in Zeitnot alles auf eine Karte und brach alle Brücken hinter mir ab:










Die schwarze Initiative (Druck gegen f2, geschwächter weißer Königsflügel) sieht nur auf den ersten Blick gefährlich aus. Nach Tb3-b7 gehen sämtliche Lichter mit einem Schlag aus. So startete ich den letzten Versuch mit 39....Th8 (nach 39....Ke7 40.Tb7 Da6 41.T1b5 Tc8 42.Db1! mit der Drohung Txa5 fällt das schwarze Kartenhaus in sich zusammen) 40.Tb7 Txh3!?! (bietet ein Damenopfer an) 41.Lxh3 (dieser Zug verdirbt natürlich nichts, aber am einfachsten war 41.Txa7! Txg3+ 42.Kh2 T3xg4 [so hatte ich mir mein undeckbares Matt vorgestellt] 43.Txd7+ Ke8 44.Th7, und nun ist Schwarz hilflos gegen Tb8 mit Matt) Lxf2+ 42.Kh2?? (da ist es, das Wunder: Weiß sieht ein wunderschönes und komplexes Damenopfer, übersieht jedoch einen einfachen Zwischenzug; nach 42.Kf1! De3 43.Txd7+ Ke8 44.Th7 Dd3+ 45.Kxf2 reicht Schwarz die Hand zur Aufgabe) De3! (eine unangenehme Überraschung für Weiß, der nur mit 42....Lxg3+?? 43.Kh1! De3 44.Txd7+ Ke8 45.Th7 Df3+ 46.Dg2!! gerechnet hatte) 43.Txd7+ Ke8 44.Te7+, mit gleichzeitigem Remisangebot. Für mich etwas überraschend, denn man hätte zumindest noch warten können, ob Schwarz den richtigen Zug findet: 44....Kf8! (zwingt erst noch den Turm nach b8; aber nicht 44....Kxe7? 45.Dxa3+ Kd7 [oder 45....Kf7 46.Tb7+ Kg8 47.Tb8+ Kh7 48.De7+ Kh6 49.Th8 matt] 46.Da4+! und aus) 45.Tb8+ Kxe7 46.Dxa3+ Kd7 47.Da4+ Kc7 48.Lxa5+ Kxb8 49.De8+ Kb7 50.Dd7+ Ka6 51.Dc6+!, mit Dauerschach.

So wandert der Pokal in diesem Jahr verdient an die Oos. Wir konnten mit den gezeigten Leistungen aber auch ganz zufrieden sein, und so fiel der Trauermarsch dann doch sehr mild aus.

Runde 4 (29.08.2004):

"Triumphmarsch in Handschuhsheim", von Wolfgang Gerstner

SK HD-Handschuhsheim (2241)
1,5 : 2,5
Karlsruher SF (2241)
1 Dr. Neunhöffer, H. (2246)
0 : 1
Gerstner, Wolfgang (2375)
2 Nippgen, Georg (2263)
0,5 : 0,5
Arnold, Lothar (2283)
3 Syska, Albert (2211)
1 : 0
Fecht, Hans-Peter (2164)
4 Postojev, Alexander (2244)
0 : 1
Werner, Clemens (2281)

Im Halbfinale reisten wir zu unseren Ligakonkurrenten aus Handschuhsheim, der sich freundlicherweise dazu bereit erklärt hatte, den Kampf um eine Woche über den eigentlichen Schlusstermin hinaus zu verlegen. Wie schon beim extrem umkämpften 3.5:4.5 in der vergangenen Saison durften wir auch dieses Mal wieder mit einem engen und spannenden Match rechnen. Im Prinzip war es auch ein Duell vieler Recken, die das badische Schach der letzten 30 Jahre entscheidend mit geprägt hatten. Besonders motiviert war natürlich Lothar, denn wann hat er schon einmal die Gelegenheit, in einem Musikzimmer Schach zu zelebrieren? Wir waren jedenfalls gespannt darauf, ob am Ende eine heitere oder eine schwere Melodie erklingen würde.

Der Kampf wurde auch wie erwartet von Anfang an sehr intensiv geführt. An unseren Weißbrettern konnten nach der Eröffnung Clemens einen kleinen, aber dauerhaften Vorteil sowie ich einen Mehrbauern für unkoordiniertes Figurenspiel vorweisen, während Lothar am Königsflügel mächtig angesprungen wurde und Hans-Peter eine zwar feste, aber passive Stellung sein eigen nannte.

Nach drei Stunden in kurzer Folge die ersten entschiedenen Partien: Clemens konnte sehr überzeugend nachweisen, dass zwei Schwächen (schlechter Läufer und isolierte Bauern) mindestens eine zuviel waren, während Hans-Peter immer stärker unter Druck geriet, bis ein Bauer in hoffnungsloser Restposition abhanden kam: 1:1, aber mit dem Vorteil für Handschuhsheim, dass bei zwei Remisen vorne die Berliner Wertung für sie spräche. Danach sah es allerdings vor der Zeitnotphase überhaupt nicht aus, denn Lothar hatte den Angriff schön abgeblockt, einen Mehrbauern und plötzlich Gegenspiel; und nachdem ich meinen Figurenknäuel entwirrt hatte, stand ich mit einem glatten Mehrbauern und kompletter Brettbeherrschung im höheren Sinne auf Gewinn.

Aber immer wieder die Zeitnot ... Lothar wurde es doch etwas zu mulmig mit seinem zerklüfteten Königsflügel, und so forcierte er den Damentausch mit Übergang in ein Endspiel mit ungleichfarbigen Läufern. Schnell war klar, dass es hier zur Punkteteilung kommen würde. Unglücklicherweise hatte ich inzwischen den gegnerischen Figuren starke Felder eingeräumt, so dass ich meinen Angriff abblasen und in ein technisch schwieriges Endspiel einlenken musste. Dabei hatte ich die Wahl, entweder mit passiven Figuren den Mehrbauern zu verwerten, oder den Bauern für aktives Figurenspiel zurückzugeben. Ich entschied mich für zweitere Lösung (nach Fritz klar die falsche) in der Hoffnung auf einige Stolperfallen, aber mein Gegner verteidigte sich sehr umsichtig bis zu:

(1) Gerstner,W - Dr. Neunhoeffer,H









52....b5?! (Dieser Zug verdirbt zwar noch nichts, erschwert aber die Aufgabe. Der einfachste Weg zum Remis und Mannschaftssieg bestand im Opfer des b-Bauern: 52....Ke6! 53.Txb6+ Txb6 54.Sxb6 Kf7 55.Kf5 Kg8 56. Kg6 La1 = oder 52....Th1! 53.Sxf6 Kxf6! 54.Txb6+ Kf7 = ergeben theoretische Remisstellungen, die sehr einfach zu spielen sind.) 53.Kf5 Lc3 (Immerhin ist es schon zu spät für 53....Th1? 54.Sxf6 gxf6 55.Tb7+ Kg8 56.Kg6! Tg1+ 57.Kxf6 Th1 58.Txb5 mit weißer Gewinnstellung trotz f- und h-Bauer.) 54.Tb7 (Mehr psychologisch als wirklich stark, aber Weiß kann keine Fortschritte mehr erzielen. Das scheinbar chancenreiche 54.Se5+ Lxe5 55.Tb7+, hoffend auf 55....Kg8 56.fxe5, wird durch 55....Lc7! 56.Txc7+ Kg8 = entkräftet.) Ke8?? (Schwarz wählt das falsche Feld und gerät unversehens in eine Verluststellung. Nach 54....Kg8! 55.Se5 Lxe5 56.fxe5 b4 57.e6 Kf8 = oder 57.Ke6 b3 58.Ke7 b2 59.e6 Kh7 = kommt Weiß nicht weiter.) 55.Ke6 Kd8 56.Se5 b4?? (Übersieht die Mattdrohung. Einzig 56....Lxe5 57.fxe5 b4 58.Txg7 b3 59.Tb7 b2 bot noch praktische Remischancen, auch wenn 59.h6 Th1 60.Txb2 Txh6+ 61.Kf7 Th7+ 62.Kg6 Th1 63.Td2 irgendwann zu Lucena führt ...) 57.Sf7+, und wegen 57....Kc8 58.Sd6+ Kd8 59.Td7 1-0

... und erneut griff Lothar beherzt in die Tasten, um den Triumphmarsch zu intonieren.

Damit haben wir also zum ersten Mal seit langem wieder die deutsche Endrunde im Pokalwettbewerb erreicht, unabhängig davon, wie das Pokalfinale gegen Baden-Oos ausgehen wird, die sich mit 3-1 gegen Slavia Karlsruhe durchsetzen konnten.

Runde 3 (08.08.2004):

"Trommelwirbel im Bürgerzentrum", von Wolfgang Gerstner

Karlsruher SF (2282)
3,5 : 0,5
SGEM Waldshut-Tiengen (2140)
1 Gerstner, Wolfgang (2375)
1 : 0
Eschbach, Dennis (2350)
2 Arnold, Lothar (2283)
1 : 0
Düssel, Udo (2135)
3 Werner, Clemens (2281)
1 : 0
Vogelbacher, Georg (1908)
4 Pfrommer, Christoph (2191)
0,5 : 0,5
Tschann, Stephan (2167)

Das Viertelfinale des Badischen Mannschaftspokal bescherte uns glücklicherweise ein Heimspiel - denn nach Waldshut fährt eigentlich niemand so richtig gerne. Dieses Mal stand uns auch wieder das Bürgerzentrum zur Verfügung, auch wenn zwei Drohungen wie ein Damoklesschwert über unseren Häuptern hing: Gegen 15 Uhr sollte der Aufbau zum sonntäglichen Gottesdienst plus Einstimmen der Musiker (Schlagzeug etc.) erfolgen, außerdem würde irgendwann der Trommelkurs in den Katakomben unseres Domizils loslegen. Vor diesem Hintergrund war klar, dass die Entscheidung besser schon bei der ersten Zeitkontrolle fallen sollte ...

Unser Gegner, ein Urgestein der Oberliga und uns dort immer gerne ärgernd, hatte taktisch aufgestellt, indem ihre stärksten Akteure an den Weißbrettern aufgeboten wurden. Diese Maßnahme sorgte letztlich dafür, dass sich der Kampf wesentlich spannender gestaltete, als es das klare Ergebnis vermuten ließe. Bis in die Zeitnotphase hinein hieß es nämlich mächtig zittern, bevor sich das Blatt zu unseren Gunsten wendete.

Dabei begann der Kampf durchaus erfreulich, konnten doch Christoph und ich mit Schwarz mühelos ausgleichen. Bei Christoph kam es sogar relativ schnell zu wildem Getausche, und als am Ende ungleichfarbige Läufer auf dem Brett verblieben waren, einigten sich die beiden Kontrahenten auf ein Remis. Im Gegenzug hatte Clemens' Gegner ebenso schnell den weißen Anzugsvorteil neutralisieren können. Lediglich Lothar, der ein bekanntes strategisches Bauernopfer angebracht hatte, konnte kräftige Initiative vorweisen, allerdings investierte er bei der Suche nach dem richtigen Angriffsplan sehr viel Zeit.

Etwas unruhig wurde die Fangemeinde, als die Stellung bei Clemens immer remislicher wurde, während ich durch eine Ungenauigkeit plötzlich in die Verteidigung gedrängt und gute Felder für meine Figuren ziemlich rar wurden. Schließlich ersann ich einen Verteidigungsplan, indem ich mittels Bauernopfer mein Figurenspiel wieder aktivierte - hätte mein Kontrahent stattdessen die Qualität eingesackt (wie Fritz später zeigte), so wären die Nerven noch etwas stärker strapaziert worden. Lothar hatte mittlerweile seinen Bauern bei anhaltendem Angriff zurückgewonnen, mit knapp 3 Minuten für 15 Züge blieb der Ausgang jedoch ungewiss.

In der Zeitnot setzte sich dann allerdings die geballte Bundesligaerfahrung durch: Relativ unbedrängt stellte Clemens' Gegner einen bis zwei Bauern ein, während Lothar die Schlinge immer enger zog, bis schließlich eine Figur abhanden kam. Mit diesem Doppelschlag war der Mannschaftssieg schon gesichert, als mein Opponent in Zeitnot die Umstellung auf die Verteidigung nicht richtig hinbekam; plötzlich öffneten sich sowohl die g-Linie als auch die lange Diagonale, und dem kombinierten Angriff der drei Schwerfiguren fiel der weiße König zum Opfer - just in dem Moment, als der Trommelkurs zum ersten Wirbel ansetzte! Damit ist das Halbfinale erreicht.

Runde 2 (17.07.2004):

"Pianoklänge in Viernheim", von Wolfgang Gerstner

SC Viernheim (2162)
1,5 : 2,5
Karlsruher SF (2253)
1 Beikert, Günther (2350)
1 : 0
Gerstner, Wolfgang (2375)
2 Spiegel, Stefan (2198)
- : +
Arnold, Lothar (2283)
3 Bounanier, Vladimir (2133)
0,5 : 0,5
Fecht, Hans-Peter (2164)
4 Marschall, Stefan (1967)
0 : 1
Pfrommer, Christoph (2191)

Schon in Runde 2 wartete mit dem SC Viernheim ein alter Bekannter aus der 2. Bundesliga auf uns. Dementsprechend motiviert formierte sich eine ziemlich starke KSF-Truppe und fuhr gen Norden. Leider trafen wir im Viernheimer Spiellokal nur zwei Gegner an, so dass es lange Zeit so aussah, als würde uns ein kampfloser Sieg zufallen: Stefan Spiegel hatte die Email seines MaFüs nicht gelesen und weilte fernab vom Ort des Geschehens, Günther Beikert hatte sich zwar auf den Weg gemacht, war dabei aber in einen Stau geraten. So verkürzte uns Lothar die Wartezeit, indem er einem schlecht gestimmten Klavier die Töne des „Ipanema Girls“ entlockte und auch nicht mit weiteren Zugaben sparte.

Im Pokal ist man ja weitaus kulanter als in der Verbandsrunde, und wie schon die Illinger Schachfreunde in Runde 1 die angrenzenden Kegelbahngeräusche mehr humorvoll nahmen, so einigten wir uns auch jetzt auf eine moderate Zeitstrafe, als Günther mit über halbstündiger Verspätung eintraf und der Kampf endlich aufgenommen werden konnte. Mit dem kampflosen 1:0 durch Lothar und dem knappen DWZ-Vorteil im Rücken lagen natürlich alle Chancen auf unserer Seite, und lange Zeit sah es auch so aus, als ob unser Weiterkommen nicht in Frage stehen würde.

Das hing vor allem mit meiner Partie zusammen, denn aus einer ungewöhnlichen Eröffnung ging ich, als sich die ersten Wolken verzogen, mit einem satten Mehrbauer bei besserer Stellung hervor, und ein Sieg an Brett 1 hätte aufgrund der Berliner Wertung schon entschieden. Aber auch die übrigen Bretter gaben Anlass zu Optimismus: Hans-Peter hatte mit Schwarz nicht nur problemlos ausgeglichen, sondern auch noch eine leichte, aber nachhaltige Initiative, während Christoph den unorthodoxen Holländer seines Kontrahenten fein massieren konnte.

Also keine Gefahr? Just, als im Nebenraum die Ballettschule unter Klavierbegleitung ihre Tanzstunde begann, fühlte ich mich an den letzten Bundesligakampf in Viernheim erinnert, als die Meisterspieler reihenweise Katastrophen produzierten. So gelang es diesmal leider mir selbst, eine +4-Fritz-Stellung in aufkommender Zeitnot langsam zu verschlechtern, ehe ich in immer noch besserer Stellung die Dame einparkte – der zur Untätigkeit verurteilte Kiebitz Lothar wollte daraufhin den Trauermarsch zum Besten geben, zumal auch an den anderen Brettern die Wende eingetreten war.

Hans-Peter hatte durch eine Unachtsamkeit seinem Gegner die Möglichkeit gegeben, den entfernten Freibauern zu mobilisieren, und Christophs Vorteil hatte sich plötzlich gänzlich verflüchtigt. Dann aber glich die Schach- und Glücksgöttin Caissa aus, denn Christophs Gegner überschritt unbedrängt die Zeit, und Hans-Peters Kontrahent stellte seinen Freibauern zweizügig ein. Nach einigen belanglosen Zügen wurde schließlich das Remis vereinbart, so dass wir einen letztlich glücklichen Sieg verbuchen konnten und Lothar statt des schon einstudierten Trauer- voller Inbrunst den Aida'schen Triumphmarsch zum Besten gab.

Runde 1 (26.06.2004):

"Beifalllsstürme in Neureut", von Wolfgang Gerstner

Karlsruher SF (2226)
3,5 : 0,5
SF Illingen (1803)
1 Karst, Elmar (2288)
1 : 0
Grünert, Thomas (1791)
2 Fecht, Hans-Peter (2164)
0.5 : 0.5
Julisch, Peter (2086)
3 Gerstner, Wolfgang (2375)
1 : 0
Schmidt, Heiko (1712)
4 Arlt, Reinhard (2076)
1 : 0
Wurdig, Georg (1623)

Die 1. Runde loste uns dieses Mal den Bereichsligisten SF Illingen zu. Während sich relativ schnell eine schlagkräftige Pokaltruppe formiert hatte, geriet die Suche nach einem geeigneten Austragungsort zu einer schwierigen Angelegenheit, da das Bürgerzentrum durch eine Abifeier rein akustisch ausfiel. Schließlich halfen uns die SF Neureut aus und stellten uns ihr Spiellokal in der Badnerlandhalle zur Verfügung. Eine schöne Geste, aber unglücklicherweise hatte sich im Nebenraum ein Kegelverein breit gemacht, der jeden Neuner mit einem begeisterten „Hossa! Hossa! Hossa!“ feierte und jeden Kranz mit einem kurzen Ständchen bejubelte – leider handelte es sich um ausgezeichnete Kegler, die überdies mächtig Spaß an ihrer Veranstaltung hatten. Am Ende waren sich unsere Gäste und wir einig, während einer Schachveranstaltung selten so viel Jubel erlebt zu haben ...

Diese einzigartige Atmosphäre wirkte sich vor allem motivierend auf den Bereichsligisten aus, dessen deutliche DWZ-Differenz niemals zu bemerken war. Im Gegenteil mussten wir uns mächtig strecken, um am Ende einen dann doch (zu) deutlichen Sieg landen zu können.

Hans-Peter und ich sicherten sich zwar an den Weißbrettern einen leichten Raumvorteil, aber Schwarz stand jeweils sehr robust. Bei Elmar wurden bei heterogenen Rochaden schnell die Visiere hochgeklappt, hier ging es mit zwei Königsangriffen gleich mächtig zur Sache. Reinhards Stonewall hatte gutes Spiel ergeben, aber Weiß kontrollierte immerhin das Schlüsselfeld auf e5.

Der Kampf schien dann den erwarteten Verlauf zu nehmen, als Reinhards Kontrahent etwas unachtsam seinen Königsflügel schwächte, was mit einem thematischen Figurenopfer quittiert wurde. Um den Druck abzuwehren, gab sein Gegner die Figur zurück, konnte aber das Endspiel mit Minusbauer und kritischer Königsstellung nicht lange halten.

Bei Hans-Peter kam es zum Abtausch mehrerer Bauern und Figuren, die vom Gegner sehr genau berechnet worden waren. Am Ende hatte sich Hans-Peters leichte Initiative verflüchtigt, und die Partie dümpelte etwas daher, bis sich an den übrigen Brettern die Schatten gelichtet hatten. Dies betraf vor allem Elmars Partie, in welcher sein Gegner durch ein mutiges Figurenopfer unseren Mann zu einer äußerst genauen Verteiligung zwang. Gerade als das Dauerschach auf dem Brett war, unterlief dem Illingener der entscheidende Fehler, so dass Elmar zu einem glücklichen Sieg kam.

Gruenert,T - Karst,E [A46]
Bad. Mannschaftspokal, 26.06.2004
[Gerstner]









Auf den ersten Blick sehen die schwarzen Drohungen realer aus, aber Elmars Gegner (1791 DWZ!!!) verschärft nun sehr chancenreich: 28.h5! (will am Königsflügel alle Linien öffnen; Schwarz muss jetzt sehr genau spielen) axb3! (nervenstark wird das Opfer angenommen, aber alles andere verliert auch, z.B. 28.-gxh5? 29.Txh5 Lg6 30.Lf8+! Kg8 31.Txh8+! nebst Matt) 29.hxg6+ fxg6!!?? (die Ausrufezeichen stehen für die Stärke des Zuges, die Fragezeichen dafür, dass Elmar dabei den Damenverlust einfach übersehen hatte ... es verlieren 29.-Kg8? 30.g7! Lxg7 31.Lxg7! Lh7 32.Txh7! und 29.-Lxg6? 30.Lf4+ Kg8 31.Txh8+ Kxh8 32.Lxe5+ Kg8 33.Lxc7 bxa2 34.Txg6+) 30.Lf4+ Kg8 31.Txh8+! (das war Elmar entgangen, aber hier kann man einmal mit Fug und Recht von Stellungsglück sprechen) Kxh8 32.Lxe5+ Kg8 33.Lxc7 bxa2 (dieser mächtige Freibauer rettet die Partie, denn Weiß muss Zuflucht im Dauerschach suchen) 34.Txg6+! Lxg6 35.De6+ Lf7 36.Dg4+ Kf8 (Elmar testet noch ein bisschen, ob sein Gegner auch immer die richtigen Schachgebote findet ...) 37.Dxb4+ Ke8









38.Db5+?? (eine Tragödie! Nachdem Weiß ein großes und mutiges Spiel geliefert hat, strauchelt er kurz vor dem sicheren Remis: 38.De4+ Kd7 39.Df5+ Kxc7 40.Dxf7+ Td7 41.Df4+Td6 42.Dc4+, und Schwarz wird den Schachs nicht entkommen können) Td7 (jetzt gehen sie allerdings schnell aus, und der Freibauer entscheidet den Tag) 39.d6 a1D+ 40.Kd2 Dh1! (überdeckt h8 und droht alles Mögliche) 41.De5+ Kf8 42.Df4 Ta1 43.Kd3 Df1+ 44.Ke4 Dc4+ 45.Kf5 De6+ 46.Kg5 Dg6+ 47.Kh4 Th1+ 0 - 1

Da nun Hans-Peter durch ein Remisangebot den Sieg unter Dach und Fach brachte, konnte ich ohne Druck meine Partie durchziehen. Mit einigen Finten lockte ich den a- und g-Bauern vor, so dass sich Felderschwächen ergaben. Mal eine Drohung hier, mal eine da, dazu die aufkommende Zeitnot, und als mein Gegner zum Gegenspiel ansetzte, ging die Qualität verloren. Er hätte noch einige Zeit kämpfen können, doch da der Kampf schon gelaufen war, gab er kurzerhand auf.