Badischer Mannschaftspokal


Weitere aktuelle Informationen sind übrigens auch unter http://home.t-online.de/home/Bernd-Walther/pubpm04.htm erhältlich.

Deutsche Pokalmannschaftsmeisterschaft

Viertelfinale (05.03.2005):

"Endstation in Baden-Baden" von Christoph Pfrommer

OSC Baden-Baden (2550) - Karlsruher SF (2332) 3 : 1
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1.GM Rustem Dautov 2609 - FM Wolfgang Gerstner 2398 ½ : ½
2.GM Philipp Schlosser 2570 - Elmar Karst 2295 1 : 0
3.GM Fabian Doettling 2528 - IM Lothar Arnold 2340 1 : 0
4.IM Andreas Schenk 2494 - FM Clemens Werner 2295 ½ : ½


In der Viertelfinal-Begegnung des Deutschen Mannschafts-Pokal 2004/05 wurde uns der OSC Baden-Baden zugelost. Genauer gesagt: Die Paarungen wurden anscheinend nach regionalen Gesichtspunkten zusammengestellt, und da war eine Neuauflage des Badischen Pokalfinales angesichts der beiden badischen Mannschaften unter den letzten acht Teams inzwischen unvermeidlich geworden. Für unsere in dieser Saison so erfolgreiche Pokalmannschaft galt es diesmal, gegen eine Auswahl des Ooser Erstliga-Kaders zu bestehen.


Kurz zusammengefaßt: Die Karlsruher haben sich sehr gut gewehrt und dem Gastgeber erst nach der angesetzten Gesamtspielzeit von sechs Stunden einen standesgemäßen, aber eigentlich zu deutlich ausgefallenen Sieg überlassen müssen. Insbesondere in der fünften Stunde mußte Teamchef Thilo Gubler noch um den Sieg seiner deutlich favorisierten Truppe bangen. Aber jetzt der Reihe nach...


In den ersten vier Stunden schien zunächst für die Kurstädter alles wunschgemäß zu laufen. An den Brettern zwei und drei, wo jeweils Ooser Großmeister die weißen Steine führten, zeichneten sich Vorteile für den Favoriten ab. Und an den anderen beiden Brettern schien noch alles zunächst im Gleichgewicht zu bleiben.

Spielsaal


Clemens konnte gegen den 22-jährigen IM Andreas Schenk keine Vorteile herausholen, und ein Remisangebot um den 25.Zug herum wurde zunächst abschlägig beschieden. Wenige Züge später mußte der Ooser Spieler aber angesichts seiner offenen Königsstellung doch mit seinem 33.Zug weiteren Figurentausch forcieren und in ein remises Bauernendspiel einlenken.

Clemes Werner (links) gegen Andreas Schenk


Werner,Clemens (2295) - Schenk,Andreas (2494) [B22]
1.e4 c5 2.c3 Sf6 3.e5 Sd5 4.d4 cxd4 5.Sf3 e6 6.cxd4 d6 7.Sc3 Sxc3 8.bxc3 Ld7 9.Ld3 Lc6 10.0-0 Sd7 11.Lf4 Dc7 12.Te1 0-0-0 13.Lg3 dxe5 14.Sxe5 Sxe5 15.Lxe5 Ld6 16.Db3 Td7 17.Lb5 Lxb5 18.Dxb5 Thd8 19.Db3 Lxe5 20.Txe5 Td6 21.Tc5 Tc6 22.Txc6 Dxc6 23.Te1 Kb8 24.h3 Tc8 25.Te3 Dd6 26.Tg3 g6 27.Tf3 Dd7 28.Db4 b6 29.a4 Kb7

30.c4 a5 31.Db3 f5 32.c5 Tc6 33.Dc4 Dd5 34.Dxd5 exd5 35.Tb3 Kc7 36.Txb6 Txb6 37.cxb6+ Kxb6 38.Kh2 Kc6 39.Kg3 Kd6 40.Kf4 h6 41.h4 1/2-1/2

Elmar hatte gegen Philipp Schlosser einen schweren Stand. Der Ooser Großmeister und Jugendtrainer spielte eine mustergültige Positionspartie, in der Elmar keine aktiven Pläne entfalten konnte.

Philipp Schlosser gegen Elmar Karst (rechts)

Schlosser,Philipp (2570) - Karst,Elmar (2295) [C41]
1.e4 d6 2.d4 Sf6 3.Sc3 e5 4.Sf3 Sbd7 5.Lc4 Le7 6.0-0 0-0 7.Te1 c6 8.a4 b6 9.Lg5 Lb7 [9...a6 10.Lxf6 Lxf6 11.d5 c5] 10.Lxf6 Lxf6 11.d5 c5 12.a5 a6 13.axb6 Sxb6 14.Ld3 Dc7 15.Sa4 Sd7 16.b3 Dc8 17.Sb2 Sb6 18.Sd2 Ld8 19.Sbc4 Sxc4 20.Sxc4 Dd7

21.Dd2 Ta7 22.c3 h6 23.b4 cxb4 24.cxb4 Lc8 25.Teb1 Kh7 26.g3 g6 27.De3 Tb7 28.h4 Kg7 29.Txa6 Txb4 30.Txd6 Txb1+ 31.Lxb1 Da4 32.Ld3 La6 33.Sxe5 Da1+ 34.Kg2 Lc8 35.Sf3 Kh7 36.h5 Lg4 37.Ta6 Dc3 38.e5 Kg7 39.hxg6 h5 40.Sd4 h4 41.gxf7 1-0

Mit dem Sieg an Brett 2 hätte der OSC Baden-Baden schon fast sein Ziel erreicht gehabt, wenn nicht Wolfgang gegen GM Rustam Dautov mächtig Dampf gemacht hätte. Dem Großmeister aus der Nationalmannschaft unterliefen schließlich einige überraschende Fehler, die Wolfgang mit zwei Mehrbauern auf die Siegesstraße brachten. Nach 45 Zügen kabelte der Berichterstatter bereits die Prognose "Wolfgang wird gewinnen" per SMS. Doch revanchierte sich Wolfgang kurz darauf selber mit einer Ungenauigkeit beim Übergang ins Turmendspiel, und der routinierte Großmeister konnte dieses Endspiel mit Minusbauern remisieren.

Wolfgang Gerstner (rechts) gegen Rustem Dautov

Gerstner,Wolfgang (2398) - Dautov,Rustem (2609) [D01]
1.d4 Sf6 2.Lg5 d5 3.e3 c5 4.Lxf6 gxf6 5.Sc3 cxd4 6.exd4 Sc6 7.Dh5 e6 8.0-0-0 Lb4 9.Sge2 Ld7 10.f4 De7 11.f5 0-0-0 12.Df3 Df8 13.Kb1 Se7 14.fxe6 fxe6 15.Sf4 Sc6 16.g3 Df7 17.Lb5 a6 18.La4 Kb8 19.Thf1 Thf8 20.Sce2 Ld6 21.Sc1 Lc7 22.De3 Tde8 23.Sfd3 Ld6 24.Lxc6 Lxc6 25.Se5 Dg7 26.Sxc6+ bxc6 27.Td3 Tf7 28.Tc3 Tc7 29.Sd3 De7 30.Dh6 Tf8 31.a3

31...e5 32.dxe5 fxe5 33.Txf8+ Dxf8 34.Dxf8+ Lxf8 35.Sxe5 Kb7 36.Tf3 Lg7 37.Sd3 Te7 38.Kc1 Kb6 39.Kd2 a5 40.b3 Lh6+ 41.Sf4 a4 42.Kd3 axb3 43.cxb3 Te1

44.Sxd5+ Kc5 45.Sc3 Lg7 46.Tf7 Lxc3 47.Kxc3 Te3+ 48.Kd2 Txb3 49.Txh7 Txa3 50.g4 Kd4 51.g5 Ta2+ 52.Kc1 Tg2 53.h4 c5 54.Td7+ Kc3 55.Kd1 Tg4 56.Th7 Kd3 57.Ke1 Ke3 58.Te7+ Kd3 59.Td7+ 1/2-1/2

Lothar leistete gegen den jungen GM Fabian Doettling sehr guten Widerstand. Nach einem etwas optimistischen Bauernfraß in der Eröffnung geriet Lothar allerdings dauerhaft in die Rolle des Verteidigers. Dennoch schien mir Lothars Stellung immer haltbar zu sein. Fabian lavierte in der fünften und sechsten Stunde ausdauernd, ohne bei den ungleichfarbigen Läufern nennenswerte Fortschritte machen zu können. Erst als die Uhren beiderseits weniger als fünf Minuten für den Rest der Partie aufwiesen, und die Züge im Sekundentempo gemacht wurden, erwies sich Fabian als der bessere Blitzspieler.

Lothar Arnold

Doettling,Fabian (2528) - Arnold,Lothar (2340) [A91]

1.d4 e6 2.c4 f5 3.g3 Sf6 4.Lg2 c6 5.Sh3 Le7 6.0-0 0-0 7.Sd2 d6 8.Sf3 Dc7 9.Lf4 Sh5 10.Db3 Sxf4 11.Sxf4 g5 12.Sd3 Lf6 13.c5 g4 14.cxd6 Dxd6 15.Sfe5 Dxd4 16.Sc4 Sa6 17.Tad1 Sc5 18.Sxc5 Dxc5 19.Sd6 De5 20.Td2 Le7 21.Sxc8 Taxc8 22.Dxb7 Tc7 23.Db3 c5 24.Tc1 Kg7 25.e3 h5 26.Tc4 Th8 27.Dd1 h4 28.b3 hxg3 29.hxg3 Lg5 30.Td3 Tf7 31.Dc1 Le7 32.Td7 Ld6 33.Txf7+ Kxf7 34.Ta4 Lb8 35.Ta5 Dd6 36.Txc5 Td8 37.Lf1 Dd2 38.Dxd2 Txd2 39.Lc4 Ke7 40.Tb5 Td8


41.Tb7+ Kd6 42.b4 Kc6 43.Tf7 Kd6 44.a4 Tc8 45.Lb5 Tc7 46.Tf8 Tb7 47.Te8 Lc7 48.Tg8 Tb6 49.Tg6 Kd5 50.Ld7 Le5 51.b5 Td6 52.Lc8 Lc3 53.Kg2 La5 54.Tg7 Lb6 55.a5 Lxa5 56.Txa7 Lb6 57.Tb7 Lc5 58.Tc7 Tb6 59.La6 Kd6 60.Tc8 Kd5 61.Te8 Td6 62.Tc8 Tb6 63.Kf1 Ld6 64.Ke2 Tb8 65.Tc2 Lc5 66.Td2+ Ke5 67.Td7 Lb6 68.Td2 Td8 69.Tc2 Td6 70.Lb7 Td8 71.Lc6 Td6 72.Ta2 Td8 73.Ta6 Tb8 74.Kd3 Kd6 75.Kc4 Kc7 76.Ta1 Th8 77.Kd3 Th2 78.Ke2 Th8 79.Td1 Th7 80.Td3 Lc5 81.Tc3 Kb6 82.Tc2 Ta7 83.Td2 Te7 84.Td8 Kc7 85.Tg8 Kd6 86.Td8+ Kc7 87.Td2 Kb6 88.Ta2 Ta7?? [88...Kc7] 89.Txa7 Kxa7 90.Ld7 Kb6 91.Lxe6 f4 92.exf4 Kxb5 93.Lxg4 Kc6 94.Lf5 Kd6 95.Le4 Ke6 96.g4 Ld6 97.Kf3 Kf6 98.g5+ Ke6 99.Kg4 Lc5 100.f5+ Kf7 101.f4 Le3 102.Ld5+ Kf8 103.f6 Lc1 104.g6 1-0

Der Ooser Schachclub bot uns in seinem "Internationalen Club" schöne Spielbedingungen und sorgte für eine sehr gute und gastfreundliche Atmosphäre. Auch wurden die Partien von Thilo Gublers live ins Internet übertragen, so daß Schachfreunde von zuhause aus mitfiebern konnte. Vor Ort waren natürlich dennoch einige Zuschauer, wobei die Karlsruher Fans auch zeitweise in Überzahl waren. Ein gelungener Schachsamstag, wenn man den entgangenen Möglichkeiten nur 'mal nicht zu lange nachtrauert.

Vorbericht Viertelfinale (5.3.2005)

In der Viertelfinale-Begegnung im Deutschen Pokal 2004/05 wurde uns der OSC Baden-Baden zugelost. Dieses badische Derby um den Einzug ins Halbfinale findet
am Samstag, dem 5.3., um 14 Uhr in Baden-Baden in den Räumlichkeiten des OSC statt (ehem. Internationaler Club, Lichtentaler Allee 8).

Eine Wegbeschreibung zum Spiellokal ist auf den Webseiten des Gastgebers zu finden. (http://www.zugzwang.de/weg-ksz.htm)

Wir wollen natürlich auch gegen diesen prominenten Gegner versuchen, unsere schöne Serie im Pokal fortzusetzen. Die bisherigen Erfolge in dieser Pokalsaison wecken schon Erinnerungen an die Pokalsaison 1987/88, als die Karlsruher Schachfreunde die Endrunde der letzten vier Mannschaften erreichten und auch Ausrichter dieser Endrunde waren. Damals scheiterte unsere Pokal-Equipe erst im Halbfinale am späteren Sieger SG Porz.

Der OSC Baden-Baden wird sicherlich in großmeisterlicher Stärke antreten, wenn auch von den absoluten Top-Stars z.B. Anand und Vallejo Pons (sie spielen z.Zt. in Linares) nicht dabei sein werden.

Zwischenrunde (22./23.01.2005):

von Wolfgang Gerstner

An diesem Wochenende stand die Zwischenrunde im Deutschen Mannschaftspokal an. Wir wurden einer Gruppe mit den alten Bekannten aus Eppingen und Stuttgart (jeweils 1 Bundesliga) sowie dem Ausrichter Ditzingen (Oberliga) zugelost. Die Sieger der Samstagsrunde spielten dann am Sonntagmorgen um den Einzug ins Viertelfinale.

Samstag, 22.01.: Nestroys Weisheiten

TSF Ditzingen (2205)
1
-
3
Karlsruher SF 1853 (2312)
1 Gheng, Josef (2322)
0
-
1
Karst, Elmar (2288)
2 Ostojic, Goran (2167)
0.5
-
0.5
Gerstner, Wolfgang (2383)
3 Beyer, Christian (2183)
0.5
-
0.5
Arnold, Lothar (2280)
4 Behm, Simon (2148)
0
-
1
Werner, Clemens (2296)

Ob Johann Nestroy an Schachspieler dachte, als er die Zeilen schrieb: "Die Zeit ist eine undankbare Person, die gerade diejenigen quält, die sich sorgsam um sie kümmern"? Nun, am heutigen Match hätte er jedenfalls seine helle Freude gehabt ...

Zunächst einmal registrierten wir zufrieden, dass uns die Losfee den vermeintlich schwächsten Gegner zuwies, während sich die Erstligisten gegenüber saßen. Da Elmar momentan auf einer Erfolgswelle schwimmt, hatten wir beschlossen, dass er das erste Weiß- und ich das erste Schwarzbrett besetzen würden; eine Entscheidung, die ich nach einer halben Stunde wieder bereute, als Elmar in Unkenntnis der Theorie im vierten (!!) Zug den drittbesten (!!) an dieser Stelle wählte und seinem Kontrahenten gutes Spiel ermöglichte. Gleichzeitig kam ich auch nicht so toll aus meinem Sizilianer heraus, während Lothar mit Schwarz schnell die Initiative ergriff und Clemens die theoretischen Lücken seines Gegners zu überlegenem Spiel nutzte.

Als sich die Vorteile bei Clemens und Lothar immer weiter verdichteten, führte ich schon nach zwei Stunden eine Zugwiederholung bei - es schien mir nicht angeraten, trotz klarem DWZ-Vorsprung irgendein Risiko einzugehen, zumal Elmar langsam besser ins Spiel kam, wenngleich er einiges an Zeit investiert hatte.

Als Clemens mit feiner Technik in ein gewonnenes Endspiel abwickelte und Lothar die Qualität einsackte, schien der Tag gelaufen, doch nun machte sich die Zeit bemerkbar: Als die Sekunden verrannen, verlor Lothar den Faden und geriet urplötzlich in einen heftigen Angriff. Auch wenn die Sache letztlich nicht klar war, hätte sein Gegner nicht ein wertvolles Tempo verschenkt, so wäre die korrekte Verteidigung kaum zu schaffen gewesen.

Am liebsten hätte ich mich auf die Zunge gebissen, als ich Elmar auf dessen Nachfrage zur Remisofferte animierte, weil ich Lothar auf der Gewinnerstraße glaubte, um wenig später festzustellen, dass Elmar wegen der Berliner Wertung plötzlich gewinnen musste (als ich Lothar am Tor zum Hades wähnte). Zum Glück bietet man in unübersichtlichen Stellungen kein Remis an, und so sah die Chronolgie folgendes:
39. Zug von Weiß: Droht Bauerngewinn, 6:22 restliche Bedenkzeit für Zug 40
39. Zug von Schwarz: Vergibt den Ausgleich, Zeit für den letzten Zug 58 Sekunden
40. Zug von Weiß: Elmar rechnet munter und lässt die Zeit bis auf 2 Sekunden ablaufen - seine Mannschaftskameraden stehen kurz vor der Herzattacke
40. Zug von Schwarz: Es gibt nur einen sinnvollen, aber bevor dieser ausgeführt wird, sind 58 Sekunden vorbei - eine unglaubliche ZÜ!

Als sich bei Lothar die Wolken verziehen, stehen der Mehrqualität zwei starke Freibauern gegenüber. Da der Kampf jedoch entschieden ist, bietet der Gegner remis an, was sofort akzeptiert wird.


23.01.: Die Ratschläge des MaFü

Karlsruher SF (2224)
3
-
1
Stuttgarter SF 1853 (2312)
1 Gerstner, Wolfgang (2383)
0.5
-
0.5
Reuß, Andreas (2338)
2 Karst, Elmar (2288)
1
-
0
Lorscheid, Gerd (2265)
3 Arnold, Lothar (2280)
0.5
-
0.5
Olbrich, Marina (2222)
4 Werner, Clemens (2296)
1
-
0
Gabriel, Josef (2070)

Obwohl die Stuttgarter eine allerdings ersatzgeschwächte Eppinger Mannschaft eliminiert hatten, waren wir aufgrund unserer Ausgeglichenheit favorisiert - zumal Elmar mit Weiß sowieso nichts passieren sollte ... allerdings wusste ich, welche Verteidigung sein Gegner spielt und meinte noch vorher, dass ich dieser ausweichen würde, weil sie extrem remisträchtig ist. Auf Elmars Frage, was ich denn nach Ke8 spielen würde, antwortete ich lakonisch, dass ich mir das erst am Brett überlegen würde. Elmar befolgte auch prompt meinen Rat, ließ die Verteidigung zu und investierte in seinen siebten Zug satte 40 Minuten, ohne auch nur das geringste zu erreichen.

Allerdings ließ sich der Kampf gut an, denn Clemens und ich standen mit Schwarz ordentlich, während Lothar eine leichte, aber dauerhafte Initiative besaß. Eigentlich hätte ich schnell für eine Vorentscheidung sorgen müssen, berechnete ich doch ein Figurenopfer, welches letztlich einen satten Mehrbauern eingebracht hätte - in der für mich vermeintlich kritischen Variante übersah ich jedoch einen einfachen Damenzug, wonach ich mit Mehrturm davonspaziert wäre. So wickelte ich aufgrund des guten Standes zum zweiten Mal an diesem Wochenende in eine glattes Remisendspiel ab.

Zu diesem Zeitpunkt hatte sich zwar Lothars Vorteil verflüchtigt, aber Elmars erfahrener Gegner hatte mit beinahe einer Stunde mehr auf der Uhr unbedrängt zwei Bauern eingestellt. Die übermütige Attacke von Altmeister Gabriel hatte Clemens leicht abgefangen, und als der Angriffsspringer den Rückzug antrat, begann Clemens die Partie richtig Spaß zu machen. Durch geduldiges Lavieren verstärkte er seine Stellung so lange, bis er ein thematisches Bauernräumungsopfer anbringen konnte, wonach die Figuren unaufhaltsam eindrangen.

Lothar hatte inzwischen remisiert, während Elmar in Zeitnot zum Angriff schritt, der nur zu parieren war, indem sich sein Gegner ins Turmendspiel mit drei Minusbauern rettete. Als Elmar die 40 Züge geschafft hatte, kam auch prompt die Aufgabe. Wenig später legte Clemens dann zu einem insgesamt recht sicheren 3:1 nach.


Damit befinden wir uns unter den letzten acht Teams, die sich um den Pokal streiten. Am 5. März gibt es noch eine KO-Runde, die über den Einzug ins Finale entscheidet. Vermutlich wird es einmal mehr der OSC Baden-Baden sein, gegen den wir schon das Badische Pokalfinale verloren - allerdings ist diesmal die Erstligatruppe gemeldet, da man ja mit einem Finale gegen Porz rechnet.


Vorrunde (30.10.2004):

"Alles bestens gelaufen. Gerne wieder!" von Christoph Pfrommer

Karlsruher SF (2265)
2,5 : 1,5
SC-HP Böblingen (2227)
1 Arnold,Lothar (2280)
1 : 0
Bauer,Peter (2265)
2 Karst,Elmar (2288)
1 : 0
Tuncer,Ufuk (2235)
3 Pfrommer,Christoph (2196)
0,5 : 0,5
Böhm,Martin (2235)
4 Werner,Clemens (2295)
0 : 1
Remmler,Hans-Peter (2174)

Der Deutsche Mannschaftspokal beginnt mit einer Vorrunde (32 Vereine), die eine Runde im k.o.-System spielen. Anschließend gesellen sich die 16 Bundesligavereine hinzu, so daß in der Zwischenrunde danach wieder 32 Vereine am Start sind. Ein etwas merkwürdiges System - doch in dieser Form wird der Pokal nun schon seit einigen Jahren ausgespielt. Der Pokal hat eben seine eigenen Gesetze...

Zu Gast in der Vorrunde ist bei uns der SC-HP Böblingen, den wir in der vergangenen Saison schon in der 2.Bundesliga bei uns begrüßen durften. Zwischen den beiden etwa gleichstarken Mannschaften beginnt an den Brettern bald ein offener Schlagabtausch, bei dem wir am ersten Brett offensichtlich Vorteile erlangen. Das ist sehr gut so, denn bei einem 2:2-Endstand käme durch die Berliner Wertung dem Brett 1 eine besondere Bedeutung zu. Anders drückte es Schachfreund Tuncer aus, der während der Partien sehr selbstbewußt sein Urteil formuliert: "An Brett 1 und 4 wird aber viel Murks gespielt."

Nach drei Stunden nehme ich gerne ein Remisangebot an, weil Lothars Stellung zu diesem Zeitpunkt schon sehr vielversprechend ist. Auch Elmar steht bei noch recht vollem Brett solide, obwohl Königsinder mit blockiertem Zentrum und Bauernsturm auf beiden Flügeln natürlich immer eine scharfe Sache sind. Clemens muß nach vier Stunden sein schlechtes Endspiel aufgeben. Doch zu diesem Zeitpunkt hat Lothar auch seine Partie mit Mehrfigur für sich entscheiden können. Erst die Analyse enthüllt, daß er gerade beim 40.Zug noch in höchster Gefahr schwebte! Doch das macht nichts - in der Analyse überlassen wir gerne dem Gegner den einen oder anderen Punkt. ;-)

In der fünften Stunde bringt Elmar dann seine Partie sicher nach Hause und ist unser Matchwinner. Hier hatte der Böblinger zwar vor der Zeitkontrolle Material scheinbar für Angriffs-Chancen geopfert, doch Elmar weist überzeugend nach, daß es sich höchstens um Schwindelchancen gehandelt haben könnte. Ja, und Elmars Formkurve 2004 weist weiterhin steil nach oben!

"Alles bestens gelaufen. Gerne wieder!", so heißt es oft bei der Bewertungen von Geschäften bei ebay, aber auch wir können uns bei den Gästen aus Böblingen in dieser Art bedanken. Auf uns wartet jetzt die Pokal-Zwischenrunde am 22./23. Januar 2005.

Badische Pokalmannschaftsmeisterschaft

Runde 5 (26.09.2004):

"... und letztlich doch der Trauermarsch", von Wolfgang Gerstner

Karlsruher SF 1853 (2337)
1,5 : 2,5
SC Baden-Oos (2369)
1 Gerstner, Wolfgang (2398)
0,5 : 0,5
Schenk, Andreas (2483)
2 Arnold, Lothar (2340)
0 : 1
Mutschnik, Ilia (2417)
3 Karst, Elmar (2295)
0,5 : 0,5
Netzer, Jean (2370)
4 Preiss, Martin (2313)
0,5 : 0,5
Heinz, Timothee (2204)

Nun also auf zum finale furioso!

Zunächst einmal Glück im Unglück: Thomas Schlager, der eigentlich spielen sollte, hatte sich freitags mit Gipsbein abgemeldet, dafür sprang dann sehr kurzfristig Martin ein, für dessen verschobenen Urlaub ich äußerst dankbar war. Damit boten wir vier Spieler ein unserem Zweitligakader auf, aber auch die Kurstädter nahmen das Duell ernst: Mit Andreas Schenk reiste zwar nur ein Akteur aus der ersten Liga an, aber die drei Jugendlichen aus der Ooser Talentschmiede hatten es durchaus in sich. Die Elo-Zahlen belegen, dass wir keinesfalls favorisiert waren, aber einem offenen Kampf auch nichts im Wege stand.

Das Spiel begann, wie man es unter weitgehend ausgeglichenen Gegnern erwarten kann: Alle vier Schwarzspieler konnten die Eröffnungsphase mit ordentlichem Spiel meistern, und es bahnte sich ein sehr enges Match an. Martin konnte sogar leichte Vorteil auf seiner Seite vorweisen, dem stand Elmars zersplitterte Bauernstruktur gegenüber. Bei Lothar fauchte ein wilder Drache mit beidseitigen Angriffen, während sich bei mir eine schwerblütige Positionspartie andeutete.
Schwer zu sagen, an welcher Stelle sich das Blatt zugunsten der Kurstädter wendete. Glück und Pech hielten sich letztlich die Waage, so dass sich das sicherer spielende Team verdient durchsetzte. Ob es etwas geändert hätte, wenn das Glück zunächst uns zur Seite gestanden hätte? Jedenfalls fiel am vierten Brett die erste Vorentscheidung:









Gerade hatte Martin einen Bauern gewonnen, als sein Gegner in aufkommender Zeitnot remis offerierte. Mit dem aktiven Turm sowie dem starken Läufer hat Weiß gewiss einige Kompensation, und nach der natürlichen Antwort 28....b6? 29.a5! Te2 (29....bxa5 30.Txc5 Te6 31.Lc3 ist ebenso sofort remis) 30.axb6 Txb2 31.Txc5 Txb3 32.Txc6 h6 33.b7 Txb7 34.Txa6 = kann man sich in der tat die Hände reichen. Nach 28....Te1+! 29.Kh2 Tb1 30.Lc3 Txb3 31.Txc5 Kg8 verfügt Schwarz allerdings über einen glatten Mehrbauern, und auch wenn dieser sicherlich nicht einfach zu verwerten ist, kann man jedenfalls ohne Gefahr auf Gewinn spielen. Leider entging Martin in der Kürze der Zeit diese Wendung, und er akzeptierte das Remis.

Nachdem Elmar einen Bauern für windige Initiative geopfert hatte und sich auch bei mir herauskristalliserte, dass mein Gegner die Position wesentlich besser als ich verstand, setzte Lothar auf Risiko:









Wie im Drachen so üblich, stehen beide Monarchen in der Schusslinie der gegnerischen Figuren. Nach einigem Nachdenken entschied sich Lothar für eine weit berechnete "Falle": 26.La3? (hat schon den 28. Zug im Blick, aber leider nicht das "Loch" im 31. Zug; sonst wäre 26.Dc3 Tbd8 27.Kb1 mit unklarem Spiel eine ordentliche Option gewesen) Sd3+! 27.cxd3 Txb3 28.Txg7+ (dieses Qualitätsopfer ist die erste Pointe; für Alternativen wie 28.f4 Tbxd3 29.fxe5 Txe3 30.exf6 Txe1+ 31.Txe1 Lxf6 ist es allerdings schon zu spät) Kxg7 29.Le7 De6 (natürlich nicht 29....Dxe7? 30.Dxh6+ Dh7 31.Df8+) 30.Da7 (dieser stille Zug ist die zweite Pointe und droht 31.Da8+ Kh7 32.Df8 nebst Matt, wogegen auch 30....Df7? 31.Da8+ Kh8 32.Lf6! nichts hilft) Tdxd3! (kaltblütig reagiert und sofort vernichtend, denn jetzt fehlt plötzlich Weiß das Tempo) 31.Tg2 (führt ebenso zum Matt wie 31.Da8+ Kh7 32.Df8 Dc4+ 33.Kb1 Txb2+! 34.Kxb2 Td2+) Dc4+ 32.Tc2 Td1+! 33.Kxd1 Df1+ 0-1
Damit sahen wie alle unsere Felle davon schwimmen, standen doch Elmar und ich mit dem Rücken zur Wand, und nur ein Sieg an Brett 1 hätte uns noch nach Berliner Wertung den Pokalsieg verschafft. Wunder Nummer 1 geschah dann aber an Brett 3:









Keine Frage, dass Schwarz glatt auf Gewinn steht, der jedoch in Zeitnot verspielt wurde: 39....Dd7? (das einfache 39....a5 40.h4 [oder 40.De5 b4 41.axb4 axb4 42.Db2 b3 43.Kf3 Db5! Nebst Db5-c4-c2] b4! 41.Dxa5 b3 42.De1 b2 43.Db1 Db3 nebst Db3-c3-c1 entscheidet sofort) 40.Db6 Ke7? (schwer zu sagen, weshalb Schwarz nicht den Bauern mittels 40....Dc8 deckte) 41.Dxa6 Kf6 42.Db6 g5 43.fxg5+ Kxg5 44.Dc5 = mit remis nach wenigen weiteren Zügen.

Wunder zwei musste noch deutlich größere Ausmaße annehmen, denn als ich merkte, wie schlecht ich eigentlich stand, setzte ich in Zeitnot alles auf eine Karte und brach alle Brücken hinter mir ab:










Die schwarze Initiative (Druck gegen f2, geschwächter weißer Königsflügel) sieht nur auf den ersten Blick gefährlich aus. Nach Tb3-b7 gehen sämtliche Lichter mit einem Schlag aus. So startete ich den letzten Versuch mit 39....Th8 (nach 39....Ke7 40.Tb7 Da6 41.T1b5 Tc8 42.Db1! mit der Drohung Txa5 fällt das schwarze Kartenhaus in sich zusammen) 40.Tb7 Txh3!?! (bietet ein Damenopfer an) 41.Lxh3 (dieser Zug verdirbt natürlich nichts, aber am einfachsten war 41.Txa7! Txg3+ 42.Kh2 T3xg4 [so hatte ich mir mein undeckbares Matt vorgestellt] 43.Txd7+ Ke8 44.Th7, und nun ist Schwarz hilflos gegen Tb8 mit Matt) Lxf2+ 42.Kh2?? (da ist es, das Wunder: Weiß sieht ein wunderschönes und komplexes Damenopfer, übersieht jedoch einen einfachen Zwischenzug; nach 42.Kf1! De3 43.Txd7+ Ke8 44.Th7 Dd3+ 45.Kxf2 reicht Schwarz die Hand zur Aufgabe) De3! (eine unangenehme Überraschung für Weiß, der nur mit 42....Lxg3+?? 43.Kh1! De3 44.Txd7+ Ke8 45.Th7 Df3+ 46.Dg2!! gerechnet hatte) 43.Txd7+ Ke8 44.Te7+, mit gleichzeitigem Remisangebot. Für mich etwas überraschend, denn man hätte zumindest noch warten können, ob Schwarz den richtigen Zug findet: 44....Kf8! (zwingt erst noch den Turm nach b8; aber nicht 44....Kxe7? 45.Dxa3+ Kd7 [oder 45....Kf7 46.Tb7+ Kg8 47.Tb8+ Kh7 48.De7+ Kh6 49.Th8 matt] 46.Da4+! und aus) 45.Tb8+ Kxe7 46.Dxa3+ Kd7 47.Da4+ Kc7 48.Lxa5+ Kxb8 49.De8+ Kb7 50.Dd7+ Ka6 51.Dc6+!, mit Dauerschach.

So wandert der Pokal in diesem Jahr verdient an die Oos. Wir konnten mit den gezeigten Leistungen aber auch ganz zufrieden sein, und so fiel der Trauermarsch dann doch sehr mild aus.

Runde 4 (29.08.2004):

"Triumphmarsch in Handschuhsheim", von Wolfgang Gerstner

SK HD-Handschuhsheim (2241)
1,5 : 2,5
Karlsruher SF (2241)
1 Dr. Neunhöffer, H. (2246)
0 : 1
Gerstner, Wolfgang (2375)
2 Nippgen, Georg (2263)
0,5 : 0,5
Arnold, Lothar (2283)
3 Syska, Albert (2211)
1 : 0
Fecht, Hans-Peter (2164)
4 Postojev, Alexander (2244)
0 : 1
Werner, Clemens (2281)

Im Halbfinale reisten wir zu unseren Ligakonkurrenten aus Handschuhsheim, der sich freundlicherweise dazu bereit erklärt hatte, den Kampf um eine Woche über den eigentlichen Schlusstermin hinaus zu verlegen. Wie schon beim extrem umkämpften 3.5:4.5 in der vergangenen Saison durften wir auch dieses Mal wieder mit einem engen und spannenden Match rechnen. Im Prinzip war es auch ein Duell vieler Recken, die das badische Schach der letzten 30 Jahre entscheidend mit geprägt hatten. Besonders motiviert war natürlich Lothar, denn wann hat er schon einmal die Gelegenheit, in einem Musikzimmer Schach zu zelebrieren? Wir waren jedenfalls gespannt darauf, ob am Ende eine heitere oder eine schwere Melodie erklingen würde.

Der Kampf wurde auch wie erwartet von Anfang an sehr intensiv geführt. An unseren Weißbrettern konnten nach der Eröffnung Clemens einen kleinen, aber dauerhaften Vorteil sowie ich einen Mehrbauern für unkoordiniertes Figurenspiel vorweisen, während Lothar am Königsflügel mächtig angesprungen wurde und Hans-Peter eine zwar feste, aber passive Stellung sein eigen nannte.

Nach drei Stunden in kurzer Folge die ersten entschiedenen Partien: Clemens konnte sehr überzeugend nachweisen, dass zwei Schwächen (schlechter Läufer und isolierte Bauern) mindestens eine zuviel waren, während Hans-Peter immer stärker unter Druck geriet, bis ein Bauer in hoffnungsloser Restposition abhanden kam: 1:1, aber mit dem Vorteil für Handschuhsheim, dass bei zwei Remisen vorne die Berliner Wertung für sie spräche. Danach sah es allerdings vor der Zeitnotphase überhaupt nicht aus, denn Lothar hatte den Angriff schön abgeblockt, einen Mehrbauern und plötzlich Gegenspiel; und nachdem ich meinen Figurenknäuel entwirrt hatte, stand ich mit einem glatten Mehrbauern und kompletter Brettbeherrschung im höheren Sinne auf Gewinn.

Aber immer wieder die Zeitnot ... Lothar wurde es doch etwas zu mulmig mit seinem zerklüfteten Königsflügel, und so forcierte er den Damentausch mit Übergang in ein Endspiel mit ungleichfarbigen Läufern. Schnell war klar, dass es hier zur Punkteteilung kommen würde. Unglücklicherweise hatte ich inzwischen den gegnerischen Figuren starke Felder eingeräumt, so dass ich meinen Angriff abblasen und in ein technisch schwieriges Endspiel einlenken musste. Dabei hatte ich die Wahl, entweder mit passiven Figuren den Mehrbauern zu verwerten, oder den Bauern für aktives Figurenspiel zurückzugeben. Ich entschied mich für zweitere Lösung (nach Fritz klar die falsche) in der Hoffnung auf einige Stolperfallen, aber mein Gegner verteidigte sich sehr umsichtig bis zu:

(1) Gerstner,W - Dr. Neunhoeffer,H









52....b5?! (Dieser Zug verdirbt zwar noch nichts, erschwert aber die Aufgabe. Der einfachste Weg zum Remis und Mannschaftssieg bestand im Opfer des b-Bauern: 52....Ke6! 53.Txb6+ Txb6 54.Sxb6 Kf7 55.Kf5 Kg8 56. Kg6 La1 = oder 52....Th1! 53.Sxf6 Kxf6! 54.Txb6+ Kf7 = ergeben theoretische Remisstellungen, die sehr einfach zu spielen sind.) 53.Kf5 Lc3 (Immerhin ist es schon zu spät für 53....Th1? 54.Sxf6 gxf6 55.Tb7+ Kg8 56.Kg6! Tg1+ 57.Kxf6 Th1 58.Txb5 mit weißer Gewinnstellung trotz f- und h-Bauer.) 54.Tb7 (Mehr psychologisch als wirklich stark, aber Weiß kann keine Fortschritte mehr erzielen. Das scheinbar chancenreiche 54.Se5+ Lxe5 55.Tb7+, hoffend auf 55....Kg8 56.fxe5, wird durch 55....Lc7! 56.Txc7+ Kg8 = entkräftet.) Ke8?? (Schwarz wählt das falsche Feld und gerät unversehens in eine Verluststellung. Nach 54....Kg8! 55.Se5 Lxe5 56.fxe5 b4 57.e6 Kf8 = oder 57.Ke6 b3 58.Ke7 b2 59.e6 Kh7 = kommt Weiß nicht weiter.) 55.Ke6 Kd8 56.Se5 b4?? (Übersieht die Mattdrohung. Einzig 56....Lxe5 57.fxe5 b4 58.Txg7 b3 59.Tb7 b2 bot noch praktische Remischancen, auch wenn 59.h6 Th1 60.Txb2 Txh6+ 61.Kf7 Th7+ 62.Kg6 Th1 63.Td2 irgendwann zu Lucena führt ...) 57.Sf7+, und wegen 57....Kc8 58.Sd6+ Kd8 59.Td7 1-0

... und erneut griff Lothar beherzt in die Tasten, um den Triumphmarsch zu intonieren.

Damit haben wir also zum ersten Mal seit langem wieder die deutsche Endrunde im Pokalwettbewerb erreicht, unabhängig davon, wie das Pokalfinale gegen Baden-Oos ausgehen wird, die sich mit 3-1 gegen Slavia Karlsruhe durchsetzen konnten.

Runde 3 (08.08.2004):

"Trommelwirbel im Bürgerzentrum", von Wolfgang Gerstner

Karlsruher SF (2282)
3,5 : 0,5
SGEM Waldshut-Tiengen (2140)
1 Gerstner, Wolfgang (2375)
1 : 0
Eschbach, Dennis (2350)
2 Arnold, Lothar (2283)
1 : 0
Düssel, Udo (2135)
3 Werner, Clemens (2281)
1 : 0
Vogelbacher, Georg (1908)
4 Pfrommer, Christoph (2191)
0,5 : 0,5
Tschann, Stephan (2167)

Das Viertelfinale des Badischen Mannschaftspokal bescherte uns glücklicherweise ein Heimspiel - denn nach Waldshut fährt eigentlich niemand so richtig gerne. Dieses Mal stand uns auch wieder das Bürgerzentrum zur Verfügung, auch wenn zwei Drohungen wie ein Damoklesschwert über unseren Häuptern hing: Gegen 15 Uhr sollte der Aufbau zum sonntäglichen Gottesdienst plus Einstimmen der Musiker (Schlagzeug etc.) erfolgen, außerdem würde irgendwann der Trommelkurs in den Katakomben unseres Domizils loslegen. Vor diesem Hintergrund war klar, dass die Entscheidung besser schon bei der ersten Zeitkontrolle fallen sollte ...

Unser Gegner, ein Urgestein der Oberliga und uns dort immer gerne ärgernd, hatte taktisch aufgestellt, indem ihre stärksten Akteure an den Weißbrettern aufgeboten wurden. Diese Maßnahme sorgte letztlich dafür, dass sich der Kampf wesentlich spannender gestaltete, als es das klare Ergebnis vermuten ließe. Bis in die Zeitnotphase hinein hieß es nämlich mächtig zittern, bevor sich das Blatt zu unseren Gunsten wendete.

Dabei begann der Kampf durchaus erfreulich, konnten doch Christoph und ich mit Schwarz mühelos ausgleichen. Bei Christoph kam es sogar relativ schnell zu wildem Getausche, und als am Ende ungleichfarbige Läufer auf dem Brett verblieben waren, einigten sich die beiden Kontrahenten auf ein Remis. Im Gegenzug hatte Clemens' Gegner ebenso schnell den weißen Anzugsvorteil neutralisieren können. Lediglich Lothar, der ein bekanntes strategisches Bauernopfer angebracht hatte, konnte kräftige Initiative vorweisen, allerdings investierte er bei der Suche nach dem richtigen Angriffsplan sehr viel Zeit.

Etwas unruhig wurde die Fangemeinde, als die Stellung bei Clemens immer remislicher wurde, während ich durch eine Ungenauigkeit plötzlich in die Verteidigung gedrängt und gute Felder für meine Figuren ziemlich rar wurden. Schließlich ersann ich einen Verteidigungsplan, indem ich mittels Bauernopfer mein Figurenspiel wieder aktivierte - hätte mein Kontrahent stattdessen die Qualität eingesackt (wie Fritz später zeigte), so wären die Nerven noch etwas stärker strapaziert worden. Lothar hatte mittlerweile seinen Bauern bei anhaltendem Angriff zurückgewonnen, mit knapp 3 Minuten für 15 Züge blieb der Ausgang jedoch ungewiss.

In der Zeitnot setzte sich dann allerdings die geballte Bundesligaerfahrung durch: Relativ unbedrängt stellte Clemens' Gegner einen bis zwei Bauern ein, während Lothar die Schlinge immer enger zog, bis schließlich eine Figur abhanden kam. Mit diesem Doppelschlag war der Mannschaftssieg schon gesichert, als mein Opponent in Zeitnot die Umstellung auf die Verteidigung nicht richtig hinbekam; plötzlich öffneten sich sowohl die g-Linie als auch die lange Diagonale, und dem kombinierten Angriff der drei Schwerfiguren fiel der weiße König zum Opfer - just in dem Moment, als der Trommelkurs zum ersten Wirbel ansetzte! Damit ist das Halbfinale erreicht.

Runde 2 (17.07.2004):

"Pianoklänge in Viernheim", von Wolfgang Gerstner

SC Viernheim (2162)
1,5 : 2,5
Karlsruher SF (2253)
1 Beikert, Günther (2350)
1 : 0
Gerstner, Wolfgang (2375)
2 Spiegel, Stefan (2198)
- : +
Arnold, Lothar (2283)
3 Bounanier, Vladimir (2133)
0,5 : 0,5
Fecht, Hans-Peter (2164)
4 Marschall, Stefan (1967)
0 : 1
Pfrommer, Christoph (2191)

Schon in Runde 2 wartete mit dem SC Viernheim ein alter Bekannter aus der 2. Bundesliga auf uns. Dementsprechend motiviert formierte sich eine ziemlich starke KSF-Truppe und fuhr gen Norden. Leider trafen wir im Viernheimer Spiellokal nur zwei Gegner an, so dass es lange Zeit so aussah, als würde uns ein kampfloser Sieg zufallen: Stefan Spiegel hatte die Email seines MaFüs nicht gelesen und weilte fernab vom Ort des Geschehens, Günther Beikert hatte sich zwar auf den Weg gemacht, war dabei aber in einen Stau geraten. So verkürzte uns Lothar die Wartezeit, indem er einem schlecht gestimmten Klavier die Töne des „Ipanema Girls“ entlockte und auch nicht mit weiteren Zugaben sparte.

Im Pokal ist man ja weitaus kulanter als in der Verbandsrunde, und wie schon die Illinger Schachfreunde in Runde 1 die angrenzenden Kegelbahngeräusche mehr humorvoll nahmen, so einigten wir uns auch jetzt auf eine moderate Zeitstrafe, als Günther mit über halbstündiger Verspätung eintraf und der Kampf endlich aufgenommen werden konnte. Mit dem kampflosen 1:0 durch Lothar und dem knappen DWZ-Vorteil im Rücken lagen natürlich alle Chancen auf unserer Seite, und lange Zeit sah es auch so aus, als ob unser Weiterkommen nicht in Frage stehen würde.

Das hing vor allem mit meiner Partie zusammen, denn aus einer ungewöhnlichen Eröffnung ging ich, als sich die ersten Wolken verzogen, mit einem satten Mehrbauer bei besserer Stellung hervor, und ein Sieg an Brett 1 hätte aufgrund der Berliner Wertung schon entschieden. Aber auch die übrigen Bretter gaben Anlass zu Optimismus: Hans-Peter hatte mit Schwarz nicht nur problemlos ausgeglichen, sondern auch noch eine leichte, aber nachhaltige Initiative, während Christoph den unorthodoxen Holländer seines Kontrahenten fein massieren konnte.

Also keine Gefahr? Just, als im Nebenraum die Ballettschule unter Klavierbegleitung ihre Tanzstunde begann, fühlte ich mich an den letzten Bundesligakampf in Viernheim erinnert, als die Meisterspieler reihenweise Katastrophen produzierten. So gelang es diesmal leider mir selbst, eine +4-Fritz-Stellung in aufkommender Zeitnot langsam zu verschlechtern, ehe ich in immer noch besserer Stellung die Dame einparkte – der zur Untätigkeit verurteilte Kiebitz Lothar wollte daraufhin den Trauermarsch zum Besten geben, zumal auch an den anderen Brettern die Wende eingetreten war.

Hans-Peter hatte durch eine Unachtsamkeit seinem Gegner die Möglichkeit gegeben, den entfernten Freibauern zu mobilisieren, und Christophs Vorteil hatte sich plötzlich gänzlich verflüchtigt. Dann aber glich die Schach- und Glücksgöttin Caissa aus, denn Christophs Gegner überschritt unbedrängt die Zeit, und Hans-Peters Kontrahent stellte seinen Freibauern zweizügig ein. Nach einigen belanglosen Zügen wurde schließlich das Remis vereinbart, so dass wir einen letztlich glücklichen Sieg verbuchen konnten und Lothar statt des schon einstudierten Trauer- voller Inbrunst den Aida'schen Triumphmarsch zum Besten gab.

Runde 1 (26.06.2004):

"Beifalllsstürme in Neureut", von Wolfgang Gerstner

Karlsruher SF (2226)
3,5 : 0,5
SF Illingen (1803)
1 Karst, Elmar (2288)
1 : 0
Grünert, Thomas (1791)
2 Fecht, Hans-Peter (2164)
0.5 : 0.5
Julisch, Peter (2086)
3 Gerstner, Wolfgang (2375)
1 : 0
Schmidt, Heiko (1712)
4 Arlt, Reinhard (2076)
1 : 0
Wurdig, Georg (1623)

Die 1. Runde loste uns dieses Mal den Bereichsligisten SF Illingen zu. Während sich relativ schnell eine schlagkräftige Pokaltruppe formiert hatte, geriet die Suche nach einem geeigneten Austragungsort zu einer schwierigen Angelegenheit, da das Bürgerzentrum durch eine Abifeier rein akustisch ausfiel. Schließlich halfen uns die SF Neureut aus und stellten uns ihr Spiellokal in der Badnerlandhalle zur Verfügung. Eine schöne Geste, aber unglücklicherweise hatte sich im Nebenraum ein Kegelverein breit gemacht, der jeden Neuner mit einem begeisterten „Hossa! Hossa! Hossa!“ feierte und jeden Kranz mit einem kurzen Ständchen bejubelte – leider handelte es sich um ausgezeichnete Kegler, die überdies mächtig Spaß an ihrer Veranstaltung hatten. Am Ende waren sich unsere Gäste und wir einig, während einer Schachveranstaltung selten so viel Jubel erlebt zu haben ...

Diese einzigartige Atmosphäre wirkte sich vor allem motivierend auf den Bereichsligisten aus, dessen deutliche DWZ-Differenz niemals zu bemerken war. Im Gegenteil mussten wir uns mächtig strecken, um am Ende einen dann doch (zu) deutlichen Sieg landen zu können.

Hans-Peter und ich sicherten sich zwar an den Weißbrettern einen leichten Raumvorteil, aber Schwarz stand jeweils sehr robust. Bei Elmar wurden bei heterogenen Rochaden schnell die Visiere hochgeklappt, hier ging es mit zwei Königsangriffen gleich mächtig zur Sache. Reinhards Stonewall hatte gutes Spiel ergeben, aber Weiß kontrollierte immerhin das Schlüsselfeld auf e5.

Der Kampf schien dann den erwarteten Verlauf zu nehmen, als Reinhards Kontrahent etwas unachtsam seinen Königsflügel schwächte, was mit einem thematischen Figurenopfer quittiert wurde. Um den Druck abzuwehren, gab sein Gegner die Figur zurück, konnte aber das Endspiel mit Minusbauer und kritischer Königsstellung nicht lange halten.

Bei Hans-Peter kam es zum Abtausch mehrerer Bauern und Figuren, die vom Gegner sehr genau berechnet worden waren. Am Ende hatte sich Hans-Peters leichte Initiative verflüchtigt, und die Partie dümpelte etwas daher, bis sich an den übrigen Brettern die Schatten gelichtet hatten. Dies betraf vor allem Elmars Partie, in welcher sein Gegner durch ein mutiges Figurenopfer unseren Mann zu einer äußerst genauen Verteiligung zwang. Gerade als das Dauerschach auf dem Brett war, unterlief dem Illingener der entscheidende Fehler, so dass Elmar zu einem glücklichen Sieg kam.

Gruenert,T - Karst,E [A46]
Bad. Mannschaftspokal, 26.06.2004
[Gerstner]









Auf den ersten Blick sehen die schwarzen Drohungen realer aus, aber Elmars Gegner (1791 DWZ!!!) verschärft nun sehr chancenreich: 28.h5! (will am Königsflügel alle Linien öffnen; Schwarz muss jetzt sehr genau spielen) axb3! (nervenstark wird das Opfer angenommen, aber alles andere verliert auch, z.B. 28.-gxh5? 29.Txh5 Lg6 30.Lf8+! Kg8 31.Txh8+! nebst Matt) 29.hxg6+ fxg6!!?? (die Ausrufezeichen stehen für die Stärke des Zuges, die Fragezeichen dafür, dass Elmar dabei den Damenverlust einfach übersehen hatte ... es verlieren 29.-Kg8? 30.g7! Lxg7 31.Lxg7! Lh7 32.Txh7! und 29.-Lxg6? 30.Lf4+ Kg8 31.Txh8+ Kxh8 32.Lxe5+ Kg8 33.Lxc7 bxa2 34.Txg6+) 30.Lf4+ Kg8 31.Txh8+! (das war Elmar entgangen, aber hier kann man einmal mit Fug und Recht von Stellungsglück sprechen) Kxh8 32.Lxe5+ Kg8 33.Lxc7 bxa2 (dieser mächtige Freibauer rettet die Partie, denn Weiß muss Zuflucht im Dauerschach suchen) 34.Txg6+! Lxg6 35.De6+ Lf7 36.Dg4+ Kf8 (Elmar testet noch ein bisschen, ob sein Gegner auch immer die richtigen Schachgebote findet ...) 37.Dxb4+ Ke8









38.Db5+?? (eine Tragödie! Nachdem Weiß ein großes und mutiges Spiel geliefert hat, strauchelt er kurz vor dem sicheren Remis: 38.De4+ Kd7 39.Df5+ Kxc7 40.Dxf7+ Td7 41.Df4+Td6 42.Dc4+, und Schwarz wird den Schachs nicht entkommen können) Td7 (jetzt gehen sie allerdings schnell aus, und der Freibauer entscheidet den Tag) 39.d6 a1D+ 40.Kd2 Dh1! (überdeckt h8 und droht alles Mögliche) 41.De5+ Kf8 42.Df4 Ta1 43.Kd3 Df1+ 44.Ke4 Dc4+ 45.Kf5 De6+ 46.Kg5 Dg6+ 47.Kh4 Th1+ 0 - 1

Da nun Hans-Peter durch ein Remisangebot den Sieg unter Dach und Fach brachte, konnte ich ohne Druck meine Partie durchziehen. Mit einigen Finten lockte ich den a- und g-Bauern vor, so dass sich Felderschwächen ergaben. Mal eine Drohung hier, mal eine da, dazu die aufkommende Zeitnot, und als mein Gegner zum Gegenspiel ansetzte, ging die Qualität verloren. Er hätte noch einige Zeit kämpfen können, doch da der Kampf schon gelaufen war, gab er kurzerhand auf.