KSF I – USV Halle

und

SAV Torgelow – KSF I

Mittelfeldplatz zementiert

1.Bundesliga Frauen · 8.+ 9. Runde · 13./14.3.2010 · Karlsruhe · Von Holger Kiefhaber

 

Die Frauenbundesliga biegt auf die Zielgerade und beschleunigt ein letztes Mal für diese Saison mit gleich zwei Doppelrunden im März.

Die erste dieser beiden war unsere einzige Heimspiel-Doppelrunde für diese Saison, in der der USV Halle und der SAV Torgelow unsere Gäste waren.

Unglücklicherweise überschnitt sich der  Spieltag mit der Europameisterschaft in Rijeka (Kroatien), worunter allerdings noch mehr als wir (Verzicht auf Mara Jelica) unser Reisepartner Baden-Baden leiden musste (Verzicht auf acht der ersten neun Spielerinnen der Rangliste!).

So kam es, dass der USV Halle die Chance hatte, durch einen Sieg im direkten Duell am Sonntag gegen Baden-Baden die Tabellenspitze zur erobern. Dementsprechend stark kamen die Hallenserinnen, die auch nicht durch die EM geschwächt waren, nach Karlsruhe. Zunächst musste aber am Samstag die „Pflichtaufgabe“ KSF gelöst werden, was den Gästen leider auch deutlich gelang:

 

 

Karlsruher SF

2132

1

:

5

USV Halle

2270

1

Heinatz, Gundula

2195

½

:

½

Kononenko, Tatiana

2369

2

Lauterbach, Ingrid

2148

0

:

1

Madl, Ildiko

2378

3

Kiefhaber, Veronika

2202

½

:

½

Lakos, Nikoletta

2288

4

Nill, Jessica

2195

0

:

1

Melamed, Tatiana

2255

5

Vidonyak, Nellya

2175

0

:

1

Belic, Jordanka

2238

6

Heinatz, Maria

1876

0

:

1

Eckhardt, Claudia

2093

 

 

Außer den beiden Schwarzremisen an den vorderen Brettern (souverän bei Veronika, schön gekämpft aus schwieriger Stellung bei Gundula) gab es wenig Erfreuliches.

Jessica hatte auf der weißen Seite eines Wolga-Gambits zwar lange Zeit den üblichen Mehrbauern und keine großen Sorgen, aber Schwarz verfügte über den ebenfalls üblichen Druck am Damenflügel. Der führte zunächst zum Rückgewinn des Bauern, bevor Jessica in unangenehmer Position ein Einsteller unterlief, wonach Material und die Partie verloren waren. Bei Ingrid dachten beide Spielerinnen, dass Ingrid im Mittelspiel einen Bauern gewinnen würde, bevor Ingrid das verborgene Problem zwar noch im letzten Moment entdeckte, aber die schwarzen Figuren so aktiv werden lassen musste, dass auch hier der Punkt an die Gegnerin ging. Nelly war aus der Eröffnung heraus unter Druck geraten und verlor im frühen Endspiel einen Bauern. Nachdem die Weiße noch einen zweiten Bauern erobern konnte, musste Nelly die Waffen strecken.

Die längste Partie spielte Maria, die lange Zeit sehr gut mit ihrer mehr als 200 Punkte stärkeren Gegnerin mithielt. Erst spät im Doppelturmendspiel verlor sie den Faden und musste schließlich eine unglückliche Niederlage quittieren.

 

Am Sonntag galt es, gegen den Aufsteiger aus Torgelow die letzten rechnerischen Zweifel am Klassenerhalt zu beseitigen. Das klappte schließlich auch, obwohl es zwischendurch nicht richtig souverän wirkte.

 

 

SAV Torgelow

1989

2

:

4

Karlsruher SF

2124

1

Kludacz, Magdalena

2152

½

:

½

Heinatz, Gundula

2195

2

Chlost, Marlena

2139

1

:

0

Mader, Manuela

2152

3

Pfau, Beate

1925

½

:

½

Lauterbach, Ingrid

2148

4

Janotta, Steffi

1976

0

:

1

Nill, Jessica

2195

5

Haack, Karin

1955

0

:

1

Vidonyak, Nellya

2175

6

Hippe, Franziska

1784

0

:

1

Heinatz, Maria

1876

 

Fast von Beginn an musste man sich Sorgen um unsere Spitzenbretter machen: Gundula hatte mit Weiß überhaupt nichts aus der Eröffnung herausgeholt und versuchte, die Stellung mit einem Qualitätsopfer zu verschärfen. Leider streute sie danach eine Phase ein, in der sie mehrmals schwächere Züge machte, und landete in einem objektiv hoffnungslosen Endspiel. Manuela stand zwar ordentlich, hatte aber sehr früh sehr viel Zeit verbraucht und lebte ab dem 20. Zug praktisch ausschließlich von ihrem 30-Sekunden-Bonus.

Bei Ingrid war nicht viel los, und in ausgeglichener Stellung wurde nach 21 Zügen remis vereinbart. Zum Glück machte sich an den hinteren Brettern unsere Überlegenheit bemerkbar: Jessica spielte einen schönen Sizilianer und überspielte ihre Gegnerin im Mittelspiel und Endspiel. Nelly übte kräftigen Druck auf die Position der Nachziehenden aus, drang schließlich mit Dame und Springer in die schwarze Königsstellung ein und eroberte entscheidendes Material.

Dafür musste Manuela tatsächlich ihrer Zeitnot Tribut zollen und büßte in taktischen Verwicklungen eine Figur ein. Gundula allerdings demonstrierte, was sie doch für eine erfahrene Kämpferin vor dem Herrn ist (auch wenn sie nach eigener Aussage mindestens zehnmal aufgeben wollte, was der MaFü gut verstanden hätte! J ). In einer Stellung, in der die Blechbüchsen fröhlich zwischen -3 und -5 schwanken, setzte sie mit den letzten Reserven (die wohlgemerkt nur noch aus Turm, Läufer und dem König persönlich bestanden!) zum Sturm auf den schwarzen König an. Und tatsächlich unterlief der polnischen internationalen Meisterin ein folgenschwerer Fehler, wonach ein ganzer Turm weg war und Gundula nach dem Gewinn der restlichen schwarzen Bauern plötzlich das berüchtigte Endspiel Turm+Läufer gegen Turm üben durfte! Parallel dazu hatte Maria nach einer guten Partie eine ganz ähnliche Konstellation – nur, dass sie zusätzlich noch über einen Mehrbauern auf der h-Linie verfügte, sodass der Sieg hier einfacher zu erringen war. Bei Gundula gab es tatsächlich eine Stelle, an der sie hätte gewinnen können, aber nachdem sie diese Möglichkeit ausgelassen hatte, endete die Partie schließlich remis.

 

Mit diesem 4:2-Erfolg haben wir auch rechnerisch den Klassenerhalt sicher und sind fest im Tabellenmittelfeld angesiedelt. Wie fest, zeigt die Tatsache, dass wir selbst bei optimalem Verlauf nicht an den Tabellenvierten aus Großlehna herankommen können und umgekehrt nicht einmal bei maximal schlechtem Verlauf vom Viertletzten aus Lehrte eingeholt werden können!

 

An der Tabellenspitze dürfte gleichzeitig eine Vorentscheidung gefallen sein: Im Parallelkampf am Sonntag konnte Halle gegen Baden-Baden nach wechselhaftem Kampfverlauf mit 3,5:2,5 gewinnen. Der Sieg war zwar am Ende glücklich und kam bei fünf Remisen letztendlich durch einen bitteren Einsteller von Tina Mietzner zustande (und das ausgerechnet an ihrem Geburtstag!), war aber vom Kampfverlauf her nicht unverdient.

Damit dürfte der USV Halle die Meisterschaft so gut wie sicher haben, denn in den beiden ausstehenden Spielen gegen den Drittletzten aus Wolfbusch und den Letzten aus Erfurt sollte nichts mehr anbrennen. Für die OSG Baden-Baden (mit fünfeinhalb Brettpunkte mehr!) bleibt diese Saison wohl nur Platz 2.

 

Die letzte Doppelrunde führt die Ooserinnen und uns nach Bad Königshofen, wo wir auf die direkt vor uns platzierten Teams des Ausrichters und der Rodewischer Schachmiezen treffen. Bei günstigem Verlauf können wir eines der Teams oder gar beide noch einholen oder überholen – wir werden also noch einmal unser Bestes geben! J