Frauenbundesliga 2011/12


Die KSF-Frauen spielten 2011/12 ihre 16. Saison in Folge in der Frauenbundesliga!


Spielberichte:
Runde 1 || Runde 2 || Runde 3 || Runde 4 || Runde 5 || Runde 6 || Runde 7 ||
Runde 8 || Runde 9 || Runde 10 || Runde 11


Zentrale Schlussrunde mit allen Teams

1. Bundesliga Frauen · 21./22.4.2012 · 10.+ 11. Runde in Gladenbach · Von Holger Kiefhaber

Eine Premiere in der Frauenbundesliga: Zum ersten Mal überhaupt wurde eine zentrale Runde mit allen Teams an einem Ort ausgetragen! Die letzte Doppelrunde der Saison 2011/2012 fand im hessischen Gladenbach statt, wo sich alle Mannschaften zum Saisonabschluss treffen sollten.

„Sollten“ deshalb, weil das Team aus Guben leider nicht zu diesem Wochenende anreiste. So etwas ist ja prinzipiell schon eine Unsitte, aber bei einer zentralen Großveranstaltung ein besonders unschöner Zug.

Neben dieser Tatsache litt das Wochenende unter einigen Details, die der deutsche Schachbund zusammen mit den hessischen Ausrichtern unglücklich angegangen war:

Der Aufbau sah aus wie für ein Einzelturnier (Teams saßen nicht zusammen, keine vernünftigen Namensschilder…). Es gab keinerlei Verpflegung für die Spielerinnen, was am Samstag zu einem Großtreff aller Mannschaftsführer im nahe gelegenen Supermarkt führte, um den eigenen Spielerinnen wenigstens Wasser und ein paar Bananen oder Schokoriegel zur Verfügung stellen zu können. Am Sonntag ließ sich der fehlende Kaffee natürlich nicht so leicht ausgleichen.

Gepaart mit der katastrophalen Erreichbarkeit von Gladenbach mit öffentlichen Verkehrsmitteln und der Tatsache, dass sich mehrere Bundesligavereine (Gladenbach zeichnet sich nicht durch einen Spitzen-Schachklub aus, sondern durch die Tatsache, dass einem rührigen hessischen Schachfunktionär dort mehrere Hotels gehören…) ebenfalls um die Ausrichtung beworben hatten und ein deutlich überlegenes Konzept vorgelegt hatten, sorgte dies für Missstimmung vor allem bei den MaFüs der Teams.

Für die Spielerinnen war es ein nettes „Event“: Man sieht viele gute alte Freundinnen und Bekannte und kann in netter Atmosphäre zwei Bundesligapartien spielen.

Für uns ging es ja um nichts Entscheidendes mehr, aber wir hatten trotzdem ein starkes Team am Start und wollten nicht mit leeren Händen zurückkehren.

Am Samstag spielten wir gegen die Schachmiezen aus Rodewisch, bei denen am Saisonende traditionell der finanzielle Rotstift die Aufstellung mitbestimmt und gegen die wir uns deshalb im Vorfeld auch ganz gute Chancen ausgerechnet hatten.

Und es wurde tatsächlich ein sehr souveräner Sieg, der auch in dieser Höhe jederzeit verdient war.



Karlsruher SF

2148

4,5-1,5

Rodewischer Miezen

2066

1

Schmidt, Jessica

2220

½-½

Kochetkova, Julia

2275

2

Mader, Manuela

2166

1-0

Korenova, Martina

2186

3

Heinatz, Gundula

2180

1-0

Steinbacher, Claudia

2028

4

Lauterbach, Ingrid

2072

½-½

Kubikova, Alena

2099

5

Kiefhaber, Veronika

2193

½-½

Kubikova, Hana

2049

6

Brendel, Bergit

2057

1-0

Sandner, Heike

1759

Jessica hatte die Lage mit Schwarz jederzeit unter Kontrolle und konnte im Mittelspiel sogar selbst Aktivität entwickeln. An einer entscheidenden Stelle „roch“ es eigentlich nach einer Kombination, aber weder Jessica in der Partie noch die geballte Analysemacht danach (ohne Silizium-Unterstützung) konnte etwas Greifbares finden. Erst die Blechbüchse zeigte später die Abwicklung, mit der die Nachziehende in Vorteil gekommen wäre. So endete die Partie friedlich.

Manuela spielte eine spanische Abtauschvariante, die in ihrer Gesamtheit einschließlich des Gewinns im Endspiel sehr nach „Lehrbuch“ aussah. Natürlich hatte die Schwarze die eine oder andere bessere Möglichkeit ausgelassen, aber insgesamt wirkte Manuelas Spiel sehr planvoll und zielstrebig und führte verdient zum Erfolg.

Auch Gundula spielte eine sehr überzeugende Partie. Die Eröffnung (eine eher seltene Nebenvariante des angenommenen Damengambits) spielte sie mit Schwarz besser als noch vor kurzem GM Karpatchev am Spitzenbrett der Oberliga gegen unseren Wolfgang Gerstner und kam bereits mit Vorteil aus der Eröffnung heraus! Diesen verdichtete sie immer weiter, bis sie schließlich um den 40. Zug herum einen weißen Springer auf hübsche Weiße mitten auf dem Brett fangen konnte, wonach ihre Gegnerin aufgab. Ingrid hatte mit Weiß einen königsindischen Angriff gespielt, aus dem sich eine relativ ausgeglichene verschachtelte Stellung ergeben hatte. Aufgrund des Mannschaftsstands konnte sie problemlos auf die von der Gegnerin angebotene Zugwiederholung eingehen.

Auch bei Veronika war relativ wenig los, und nachdem eine größere Abholzaktion eine symmetrische Stellung ergeben hatte, wurde der Punkt geteilt. Ganz anders bei Bergit: Nach einem romantischen Evans-Gambit hatte sie aufgrund der einen oder anderen Ungenauigkeit der Nachziehenden sehr bald mehr als ausreichend Kompensation. Dann hielt unsere Angriffskünstlerin auch noch den schwarzen König in der Mitte fest und erlegte ihn dort fachgerecht nach nur 21 Zügen!


Nach diesem Erfolg ging es am Sonntag im direkten Duell gegen den USV Volksbank Halle um den fünften Platz in der Endtabelle. Ein Unentschieden hätte uns gelangt, um unseren knappen Vorsprung zu bewahren, aber leider wurde es nach einem spannenden und engen Kampf eine knappe Niederlage.



USV Halle

2179

3,5-2,5

Karlsruher SF

2148

1

Kononenko, Tatiana

2351

½-½

Schmidt, Jessica

2220

2

Melamed, Tetyana

2322

0-1

Mader, Manuela

2166

3

Sharevich, Anna

2281

1-0

Heinatz, Gundula

2180

4

Straub, Natalia

2130

½-½

Lauterbach, Ingrid

2072

5

Jahn, Constanze

2066

½-½

Kiefhaber, Veronika

2193

6

Glaser, Andrea

1926

1-0

Brendel, Bergit

2057


Jessica bremste am Spitzenbrett Tatiana Kononenko aus und teilte in einer slawischen Abtauschvariante bald den Punkt mit der starken Ukrainerin. Auch bei Veronika verflachte das Spiel bald nach der Eröffnung, und sie nahm das Remisangebot ihrer routinierten Gegnerin an. Eher glücklich dann das Remis bei Ingrid: Mit knapper Zeit führte ihre Gegnerin eine Zugwiederholung herbei, anstatt die Position der schwarzen Figuren mit kleineren kombinatorischen Motiven zu klarem weißen Vorteil auszunutzen.

Bergit zeigte nach ihrem grandiosen Erfolg vom Vortag leider ihr „zweites Gesicht“ und kam ziemlich unter die Räder, nachdem sie sich erst positionell geschwächt hatte und dann auch keinen zähen Widerstand mehr entwickelte. Den demonstrierte dafür Manuela auf beeindruckende Art und Weise. In der Eröffnung stand eine Variante zur Debatte, die der MaFü anschließend mit „Bitte spiel das in Zukunft mit Schwarz nicht mehr!“ kommentierte.

Nun mag man dem MaFü, der die Variante als Weißer im Repertoire hat, durchaus Befangenheit vorwerfen können. Doch auch die Ergebnisse aus der großen Datenbank mit dieser Variante (einschließlich der kürzlich auf der deutschen Meisterschaft gespielten Partie Kotainy [2392] – Buhmann [2614]: 1-0 in 29 Zügen), sprechen die gleiche Sprache. Und so zeigten die Blechbüchsen bei Manuela zwischen Zug 23 und 28 fröhlich Werte zwischen +1 und +3 für Weiß an. Doch Manuela verteidigte sich zäh und fand einige Male den sprichwörtlichen „einzigen Zug“. Ihre Gegnerin hingegen erlaubte sich die eine oder andere Ungenauigkeit, und den letzten dieser Fehler nutzte Manuela aus und leitete in ein gewonnenes Endspiel über, das sie auch sicher zum Sieg führte. Damit krönte sie ihre hervorragende Saison: 7,5 Punkte aus 11 Partien!

Der Ausgang des Kampfes gegen Halle hing also von Gundulas Partie ab. Hier hatte Gundula in einer gehaltvollen Partie zunächst die Qualität geopfert und schöne Kompensation dafür erhalten. Doch auch ihre Gegnerin verteidigte sich ideenreich, und als Gundula in der Phase um den 50. Zug die Chance auf ein energisches Vorgehen ausließ, ergriff die Schwarze die Initiative und drang auf den weißen Feldern entscheidend zu Gundulas König vor, sodass die Partie und der Kampf verloren waren.

Doch auch der sechste Platz in der Endtabelle ist ein toller Abschluss einer schönen Saison, in der wir nie etwas mit dem Abstieg zu tun hatten. So darf es nächstes Jahr wieder laufen!




In Hamburg: Die Außenalster hält, aber das Team geht trotzdem baden

1. Bundesliga Frauen · 11./12.2.2012 · 8.+ 9. Runde in Hamburg · Von Holger Kiefhaber

Zur vorletzten Doppelrunde dieser Saison durften wir noch einmal weit reisen: Hamburg war das Ziel, wo uns kaltes Wetter mit einer zum ersten Mal seit 15 Jahren zugefrorenen Außenalster und die Teams des Hamburger SK und seines Reisepartners SV Mülheim-Nord erwarteten.

Wir reisten mit einem ersatzgeschwächten Team, dafür aber mit Marlene und Fabian Kiefhaber sowie Kristin Wodzinski als Unterstützung an. Nach einem Ausflug auf die eindrucksvolle Alster (MaFü, Jessi und Paula plus die drei „Unterstützer“) stand die Samstagsrunde gegen Mülheim an. Hier wurden wir etwas unangenehm überrascht von einer unerwartet starken Aufstellung des Teams aus Nordrhein-Westfalen. Der Aufmarsch der Rangnummern 1-5, also auch der Weltklassespielerin Inna Gaponenko am Spitzenbrett, führte zu einer nominell klar favorisierten Mülheimer Mannschaft.



SV Mülheim-Nord

2206

4,5-1,5

Karlsruher SF

2102

1

Gaponenko, Inna

2413

0-1

Jelica, Mara

2221

2

Zozulia, Anna

2274

½-½

Schmidt, Jessica

2221

3

Schleining, Zoya

2289

1-0

Mader, Manuela

2177

4

Kalinina, Olga

2209

1-0

Kiefhaber, Veronika

2193

5

Vovk, Oksana

2163

1-0

Mira, Helene

2070

6

Butschek, Tanja

1885

1-0

Wiesner, Paula

1730

Ein 4,5:1,5 ist ein relativ eindeutiges Ergebnis – aber ganz so klar war der Kampf nicht.

Manuelas Gegnerin opferte ziemlich optimistisch in der Eröffnung einen Bauern und forderte die weiße Dame wenig später auf, noch einen zweiten Bauern zu schnappen. Dies wäre auch tatsächlich gut gewesen und hätte klaren Vorteil für Weiß ergeben. In der Partie wurde es unklarer, und nachdem Manuela kurz vor Schluss eine verborgene Rettungsmöglichkeit durch ein Qualitätsopfer ausließ, erlitt sie kurz darauf entscheidenden Materialverlust.

Mara spielte eine starke Partie gegen ihre fast 200 Punkte stärkere Gegnerin, brachte sie auf dem Brett und auf der Uhr in Bedrängnis und konnte schließlich trotz reduziertem Material entscheidende Drohungen gegen den schwarzen König aufstellen.

Leider hatte Helenes Partie inzwischen ein für uns unerfreuliches Ende gefunden. Lange Zeit war unsere Spielerin zeitlich und auch stellungsmäßig am Drücker. Als die Schwarze dem Druck aber standhalten konnte, verlor Helene ein wenig die Nerven und stellte schließlich durch taktische Überseher Material ein, was zum Partieverlust führte.


Paula stand eigentlich ordentlich, nachdem ihre Gegnerin einen Bauern für Angriff geopfert hatte. Dann machte Paula aber den einen oder anderen Bauernzug zu viel an dem Flügel, an dem sie angegriffen wurde, wonach die Stellung schon einfacher für Weiß zu spielen war. Nach dem Auslassen einer letzten Chance auf Ausgleich kurz vor dem 40. Zug war es bald darauf um die schwarze Stellung geschehen.

Jessica spielte eine saubere Schwarzpartie und hielt die leichte weiße Initiative jederzeit im Zaum, sodass hier ein verdienter halber Punkt heraussprang.

Veronika war nach ordentlicher Eröffnung im Mittelspiel unter Druck geraten, überstand diese Phase aber einigermaßen und landete in einem nur ganz leicht schlechteren Endspiel. Dann unterliefen ihr aber von Zug 40 bis 43 vier schwächere Züge in Serie, was die Stellung nicht mehr vertrug und der Weißen schließlich den vollen Punkt einbrachte.

So ging dieser Kampf letztendlich doch recht klar verloren.


Am Sonntag warteten dann die bärenstarken Hamburgerinnen, die zum ersten Mal in dieser Saison die langjährige deutsche Nationalspielerin Vera Jürgens aufboten – an Brett 5! Außer Baden-Baden hat wohl schon lange kein Team mehr komplett mit Spielerinnen über DWZ 2200 und einer Spitzenspielerin mit einer DWZ über 2500 gegen uns gespielt.



Karlsruher SF

2102

2-4

Hamburger SK

2292

1

Jelica, Mara

2221

0-1

Socko, Monika

2510

2

Schmidt, Jessica

2221

½-½

Michna, Marta

2381

3

Mader, Manuela

2177

½-½

Hoolt, Sarah

2214

4

Kiefhaber, Veronika

2193

1-0

Fuchs, Judith

2205

5

Mira, Helene

2070

0-1

Jürgens, Vera

2239

6

Wiesner, Paula

1730

0-1

Dolgova, Olga

2203


Die Niederlage war zwar vom Ergebnis her knapper als der Samstagskampf, aber vom Verlauf der Partien her eher deutlicher.

Die beiden hinteren Bretter gingen relativ deutlich über Bord: Bei Helene erbrachte der gegnerische Königsangriff Materialvorteil für die Anziehende, den Vera Jürgens souverän ausnutzte, und Paula wurde in einem Igel nach zu forschem Vorgehen klassisch ausgekontert. Auch Mara wurde am Spitzenbrett von der Nr. 18 der aktuellen Frauen-Weltrangliste klar überspielt.


Immerhin konnte Veronika einen schönen Sieg einfahren. In einer Isolani-Stellung zeigte sie das bessere Stellungsverständnis und nutzte Drohungen gegen den schwarzen König und die unglücklich postierten schwarzen Figuren auf starke Weise zu entscheidendem Materialgewinn aus.

Bei Jessica verließ die Partie nie die Remisbreite und endete schließlich im Endspiel in einer Zugwiederholung.

Damit war der Kampf verloren, und bei Manuela ging es nur noch um das Einzelergebnis, denn hier benötigte ihre Gegnerin ein Remis für die finale dritte Norm zur Frauen-Großmeisterin. Manuela hatte im Mittelspiel einen Bauern erobert und drückte danach noch mehr als 20 Züge weiter, bevor sie im Endspiel mit ungleichen Läufern in die Punkteteilung einwilligen musste.


Was bleibt als Fazit? Zwei weitere Mannschaftsniederlagen gegen starke Teams, und die Erkenntnis, dass es unsere Amateurtruppe an normalen Tagen schwer hat, mit den Profiteams mitzuhalten, wenn diese in guter Besetzung antreten.

Mal schauen, was die letzte Doppelrunde diesbezüglich bringt, die im April als zentrale Endrunde in Gladenbach ausgetragen wird. Wir fahren auf jeden Fall ohne Sorgen nach Hessen und würden gerne zum Abschluss noch etwas Zählbares nach Karlsruhe mitbringen!



Großkampftage in Karlsruhe

1. Bundesliga Frauen · 20.–22.1.2012 · 5.–7. Runde in Karlsruhe · Von Holger Kiefhaber

Eine Premiere für das Frauenteam der KSF: Zum ersten Mal gab es ein Wochenende mit einer Dreifachrunde!

In Übereinstimmung mit unserem Reisepartner hatten wir die Einzelrunde gegen Baden-Baden von dem allgemein als unglücklich betrachteten Originaltermin am 18.12. verlegt auf die Januar-Doppelrunde in Karlsruhe. So kam es am Freitag zum Duell der Reisepartner, das gleichzeitig das Spitzenduell der fünften Runde war, wenn man die Tabelle nach vier Runden (ohne bereits gespielte Einzelrunden) als Maßstab nimmt.

Wir konnten zum ersten Mal auf unseren Neuzugang Jovanka Houska zurückgreifen, die von Donnerstag bis Sonntag im Hause Kiefhaber zu Gast war und sich schachlich und menschlich hervorragend in unser Team einfügte. Leider gab es trotzdem eine verdiente Niederlage gegen den amtierenden und wohl auch zukünftigen Meister.



OSG Baden-Baden

2382

4-2

Karlsruher SF

2208

1

Zatonskih, Anna

2548

½-½

Houska, Jovanka

2389

2

Kachiani-Gersinska, Ketino

2299

1-0

Schmidt, Jessica

2221

3

Arakhamia-Grant, Ketevan

2426

0-1

Mader, Manuela

2177

4

Moser, Eva

2447

1-0

Heinatz, Gundula

2215

5

Sedina, Elena

2353

½-½

Kiefhaber, Veronika

2193

6

Tammert, Iamze

2219

1-0

Brendel, Bergit

2055

Da die Einzelrunde eigentlich in Baden-Baden stattgefunden hätte, waren wir das "Auswärtsteam" mit Weiß an den Brettern 1, 3 und 5.

Und dort lief es auch ganz gut: Jovanka hatte in einem Damengambit leichten Druck, den die schwarze Weltklassespielerin aber neutralisieren konnte, sodass es im Doppelturmendspiel zur Punkteteilung kam. Eine gute Leistung zeigte Manuela, die in ungefähr ausgeglichener Stellung plötzlich Initiative am Damenflügel entfachte, einen Bauern gewann, alle taktischen Komplikationen meisterte und schließlich einen Freibauern durchbrachte. Veronika holte wenig aus der Eröffnung heraus und wickelte bald in ein Endspiel mit ungleichfarbigen Läufern ab. Nachdem sie dort eine gute Chance zur Vereinfachung ausgelassen hatte, musste sie ideenreich kämpfen, um die Balance zu halten. Das gelang ihr aber bravourös, und sie konnte in der letzten Partie des Tages einen halben Punkt ergattern.

Dazwischen war aber leider an den Schwarzbrettern einiges schief gelaufen.

Bergit erlaubte sich eine Ungenauigkeit in der Eröffnung, nach der sie plötzlich einen eigentlich nur temporär geopferten Bauern nicht mehr wiedersah. Nachdem die Weiße dann auch noch einen zweiten Bauern eroberte, musste Bergit den Widerstand bald einstellen. Jessica kam passiv aus der Eröffnung heraus und konnte sich aufgrund des genauen Spiels ihrer Gegnerin auch nie richtig befreien. Sie landete in einem Endspiel mit gleichfarbigen Läufern, in dem ihre Bauern am Königsflügel auf der Farbe des Läufers festgelegt waren und am Damenflügel ein vereinsamter Bauer verloren ging. So war auch diese Partie nicht zu halten.

Gundula hatte eigentlich eine gute Stellung, erlaubte sich aber im Endspiel erst die eine oder andere Ungenauigkeit und schließlich einen groben Fehler, nach dem ein weißer Freibauer plötzlich nicht mehr aufzuhalten war.


Nach dieser Niederlage gegen den Tabellenführer ging es am Tag darauf direkt gegen den Tabellenzweiten.



Karlsruher SF

2200

1,5-4,5

SC Königshofen

2293

1

Houska, Jovanka

2389

½-½

Savina, Anastasia

2331

2

Schmidt, Jessica

2221

½-½

Paikidze, Nazi

2381

3

Mader, Manuela

2177

0-1

Girya, Olga

2393

4

Heinatz, Gundula

2215

0-1

Zakurdjaeva, Irina

2279

5

Muller, Anne

2144

0-1

Schöne, Maria

2166

6

Brendel, Bergit

2055

½-½

Gromova, Julia

2210


Trotz des Fehlens der deutschen Spitzenspielerin Elisabeth Pähtz, die zeitgleich in Wijk aan Zee an den Start ging, konnte Königshofen ein bärenstarkes Team an die Bretter bringen, in dem sich allerdings nur eine deutsche Spielerin fand.

Und auch hier verloren wir letztendlich verdient, wenn auch vielleicht etwas zu hoch.

Bei Manuela verunglückte der schwarze Königsinder ein wenig, was von der Weißen unbarmherzig ausgenutzt und in einen vollen Punkt umgewandelt wurde.

Gundula opferte in einer katalanischen Struktur den Bauern c4 in einem Moment, wo sie eigentlich wusste, dass es schwer werden könnte, ihn wiederzubekommen. Leider kam es auch genau so, und nachdem Schwarz mit einem taktischen Trick einen weiteren Bauern erobert hatte, musste Gundula bald darauf die Waffen strecken. Bergit und Jessica holten beide aus ihren Weißpartien nicht viel heraus und landeten in völlig ausgeglichenen Endspielen, in denen bald die Punkte geteilt wurden.

Jovanka versuchte zwar mit Schwarz alles, aber ihre Gegnerin konnte die Stellung zusammenhalten und sich im Turmendspiel den halben Punkt sichern.


Zum Pechvogel des Tages avancierte Anne Muller, die ihre Rückkehr ins Team nach längerer Pause und der Geburt ihres Sohnes im letzten Jahr feierte. Nach gut behandelter Eröffnung und einigen Abtäuschen war sie in einem Turmendspiel gelandet, das eigentlich aufgrund des abgeschnittenen weißen Königs und eines entfernten schwarzen Freibauern besser für die Nachziehende war. Dann entglitt Anne aber Schritt für Schritt die Stellung, und in schwieriger Lage mit einem gegen zwei Bauern an einem Flügel misslang ihr die Verteidigung, sodass sie letztendlich aufgeben musste.


Nun galt es, am Sonntag wenigstens den "Pflichtsieg" gegen die nominell klar schwächeren Stuttgarterinnen vom SV Wolfbusch einzufahren.

Das gelang auch, obwohl der Sieg weniger klar war, als die Höhe des Ergebnisses suggeriert.



SV Wolfbusch

2057

0,5-5,5

Karlsruher SF

2208

1

Seps, Monika

2174

0-1

Houska, Jovanka

2389

2

Jussupow, Ekaterina

2178

½-½

Schmidt, Jessica

2221

3

Häcker, Sonja

2005

0-1

Mader, Manuela

2177

4

Stitterich, Nadine

1963

0-1

Heinatz, Gundula

2215

5

Erben, Larissa

2000

0-1

Kiefhaber, Veronika

2193

6

Weng, Annegret

2023

0-1

Brendel, Bergit

2055

Ein 5,5:0,5 klingt eigentlich nach einem ganz sicheren Sieg, doch dazu war an der einen oder anderen Stelle auch eine Portion Glück nötig. Wobei hier vielleicht die alte Capablanca-Weisheit zutrifft: "The good player is always lucky!"

Zu Recht beklagten die Stuttgarterinnen zwar ihre teilweise noch kurz vor Schluss guten bis sehr guten Stellungen an den Brettern 1, 4 und 6 - aber zur Partie gehört auch das Zeitmanagement (Zeitüberschreitung an Brett 1, Brett 4 lebte ab Ende der Eröffnung praktisch nur noch vom 30-Sekunden-Bonus pro Zug) und das "Vollstrecken" (Brett 6, wo die große Chance zum Sieg für Weiß sogar in gegnerischer Zeitnot war).

Außerdem stand zu diesem Zeitpunkt schon der erste wichtige Punkt für uns auf dem Zettel: Manuela konnte in einer Isolani-Stellung ein schönes thematisches Scheinopfer anbringen, nach dessen Annahme die Schwarze forciert verloren war.

Dann geschahen die oben angedeuteten "Unglücke" aus Stuttgarter Sicht: Jovankas Gegnerin stand zwar objektiv ordentlich, aber in der Praxis sicher unangenehm und konnte ihre Probleme in der beschränkten Zeit nicht lösen.

Gundula spielte die Eröffnung ein bisschen provokativ, und tatsächlich erschien wenig später ein weißer Mehrbauer auf f7, während der schwarze König via d7 nach c7 marschieren musste. Mit knapper Zeit ließ ihre Gegnerin die eine oder andere gute Chance aus, sodass Gundula ihre Stellung konsolidieren konnte und plötzlich sogar mit einem Mehrbauern spielte. Diesen Vorteil verwertete sie nach der Zeitnot ganz sicher.

Schließlich überlebte Bergit noch glücklich ihre kritische Stellung mit knapper Zeit und hatte nach dem 40. Zug einfach zwei Bauern im Endspiel mehr, wonach Annegret Weng verständlicherweise keine Lust mehr hatte. Daraufhin einigten sich Jessica und ihre Gegnerin auf eine Punkteteilung, nachdem ihr Endspiel die Remisbreite nie entscheidend verlassen hatte.

Und schließlich konnte Veronika geduldig ihren leichten Vorteil aus der Eröffnung vergrößern und nach einer sauberen Partie (und unter Umgehung des letzten Patt-Tricks der Schwarzen) den vollen Punkt holen.


Nun stehen wir mit 10:4 Punkten auf Platz 4 der Tabelle und sind endgültig aller Abstiegssorgen ledig. Gegen die beiden Spitzenteams bekamen wir zwar trotz nahezu bestmöglicher Aufstellung auf unserer Seite die Grenzen aufgezeigt, aber umgekehrt konnten wir durch vier klare Siege gegen die vier letzten Teams der aktuellen Tabelle zeigen, dass wir in dieser Saison zu Recht nichts mit dem Abstieg zu tun haben.


Perfekte Fortsetzung, und der MaFü als Prophet

1. Bundesliga Frauen · 26./27.11.2011 · 3.+4. Runde in Baden-Baden · Von Holger Kiefhaber

Wie steigert man denn eigentlich die Überschrift "Perfekter Start!" des letzten Berichts? Wobei man zugeben muss, dass angesichts der Gegnerteams die zweite Doppelrunde keine weitere Steigerung war, sondern "nur" eine tolle Fortsetzung. Aber der Reihe nach!

Die dritte und vierte Runde der Frauenbundesliga fand Ende November in Baden-Baden statt. Die Kurstädter hatten sich richtig ins Zeug gelegt und sehr gute Bedingungen geschaffen: Wir spielten im großen Saal, nicht in dem doch sehr engen Nebenzimmer, und im Gegensatz zu Friedberg war die (gewohnt gute) Verpflegung kostenlos und qualitativ hochwertig.

Und wieso stand das Wochenende - wie in der Überschrift erwähnt - ein bisschen im Zeichen des "MaFüs als Propheten"? Nun, zunächst spielten wir ja am Samstag gegen das Team aus der deutsch-polnisch geteilten Stadt Guben (Gubin), die es im Vorjahr als Aufsteiger direkt auf Platz 4 der Abschlusstabelle geschafft hatten. Und als hätte der MaFü in seinem letzten Bericht bei dem Halbsatz " . Ost-Teams, die die weite Reise nach Baden-Baden oder Karlsruhe auf sich nehmen müssen . " eine Vorahnung gehabt, waren die Gubenerinnen mit einem unvollständigen und schwachen Team angereist. Das konnten wir zu einem souveränen Sieg ausnutzen:


Karlsruher SF

2154

5,5-0,5

SV Chemie Guben

1897

1

Schmidt, Jessica

2221

½-½

Jaracz, Barbara

2256

2

Mader, Manuela

2203

+--

Wisniowska, Klaudia

2048

3

Heinatz, Gundula

2215

1-0

Sikorska, Dorota

1960

4

Lauterbach, Ingrid

2034

1-0

Schulz, Anja

1651

5

Kiefhaber, Veronika

2193

1-0

Schott, Peggy

1721

6

Brendel, Bergit

2055

1-0

Judek, Magdalena Maria

1744

Nachdem Manuela in der dritten Runde schon ihren zweiten kampflosen Sieg feiern "durfte" (was kein gutes Licht auf die Frauenbundesliga wirft), kam schnell ein weiterer souveräner Sieg von Bergit dazu. Dann dauerte es zwar bis zur Zeitkontrolle, aber auch die nächsten Entscheidungen fielen sämtlichst zu unseren Gunsten.

Veronika spielte mit dem Läuferpaar gegen das Springerpaar und konnte zuerst einen Bauern gewinnen und dann einen weißen Springer nach a8 zwingen, wo sie ihn wenig später abholte und die Partie damit für sich entschied. Ingrid hatte mal mehr, mal weniger großen Vorteil, war aber jederzeit Herr der Lage (Herrin der Lage? Frau der Lage? ) und gewann schließlich deutlich im Springerendspiel mit zwei Mehrbauern, die auch noch weit voneinander entfernte Freibauern waren.


Dann war es Zeit für eine weitere Prophezeiung:

Die mitgereiste Schlachtenbummlerin Kristin, Gundulas Ehemann Thomas und der MaFü verfolgten gespannt Gundulas Partie, wobei Thomas gerne eine sachkundige und möglichst positive Prognose für Gundula hören wollte. Diese hatte im Mittelspiel eine Figur gewonnen, sich dann aber mit der Verwertung ein bisschen schwer getan. Doch einige Züge nach der Zeitkontrolle, als es um die Prognose ging, war die Sache wieder klar, und so lehnte sich der MaFü nach dem 49. Zug der Anziehenden aus dem Fenster: "Keine Sorge, Thomas: Gundula spielt jetzt noch 49 . Td4 und Weiß gibt auf!". Und genau so kam es auch.

Auch bei Jessi klappte das mit den prophetischen Fähigkeiten: Hier musste unsere Spitzenspielerin in einem ruhigen Spanier mit Schwarz zunächst ziemlich leiden. Dann ging auch noch ein Bauer verloren, und der weiße a-Freibauer setzte sich gefährlich in Bewegung. Kurz vor der Zeitkontrolle opferte Jessi dann einen weiteren Bauern, um im Schwerfigurenendspiel mit jeweils Dame und Turm vielleicht noch ein bisschen Gegenspiel generieren zu können. Und tatsächlich entglitt der Weißen genau in den Zügen 36-39 die Partie, und Schwarz hatte nach der Zeitkontrolle völlig ausgeglichen. So gab der MaFü nach 42 Zügen die Prognose ab "So, jetzt 43.Dg4+ Tg5 und remis" - und wieder kam es genau so!

Dieser schöne Sieg wurde dann noch in einer Baden-Badener Weinstube gefeiert (und wie man hört, von Teilen des Teams später auch noch im Hotel - aber selbstverständlich alles im Rahmen.).


Am Sonntag stand dann der Kampf gegen Pankow auf dem Programm. Auch hier waren wir nominell Favorit, aber längst nicht so klar wie am Samstag. Dementsprechend verlief der Kampf auch deutlich knapper.



Rotation Pankow

2051

2,5-3,5

Karlsruher SF

2154

1

Burchardt, Brigitte

2154

0-1

Schmidt, Jessica

2221

2

Göhler, Antje

2039

1-0

Mader, Manuela

2203

3

Schulz, Stefanie

2031

½-½

Heinatz, Gundula

2215

4

Mai, Iris

2025

½-½

Lauterbach, Ingrid

2034

5

Wagner-Michel, Annett

2124

½-½

Kiefhaber, Veronika

2193

6

Wolf, Sylvia

1935

0-1

Brendel, Bergit

2055


Relativ schnell gingen wir mit 2:0 in Führung:

Bergit war hervorragend auf die verdächtige weiße Eröffnung eingestellt und landete einen glänzenden Schwarzsieg in 20 Zügen. Und Jessi spielte eine dieser Partien, die den Berichterstatter immer so faszinieren: Eine relativ ruhige, fast symmetrische Stellung mit leichtem Vorteil für Weiß - zumindest sieht es nicht nach viel mehr aus. Aber einige Züge später (die richtigen von Weiß natürlich, und noch dazu schön flüssig und flott gespielt) hat Schwarz bereits echte Probleme, und bereits den ersten echten Fehlgriff verträgt die Stellung schon nicht mehr. Auch hier ein toller Sieg in nur 24 Zügen!

Wie immer spielt es sich mit so einer Führung im Rücken leichter, und es war nicht so schlimm, dass Veronika mit Weiß nur wenig herausholte und das gegnerische Remisangebot annahm. Dafür glich Ingrid mit Schwarz völlig aus und konnte einen weiteren halben Punkt sichern.

Allerdings war Manuela in einem Abtausch-Königsinder genau in der Art Stellung gelandet, die Weiß in dieser Variante anstrebt. In Zeitnot konnte Schwarz dann nicht mehr alle Bauernschwächen decken, und Manuelas Gegnerin bewies schließlich die Überlegenheit des Läufers gegenüber dem Springer im Endspiel mit Bauern an beiden Flügeln.


So musste Gundulas Partie über den Ausgang des Kampfes entscheiden. Hier war Gundula in einer scharfen Partie zunächst mehrfach einer Zugwiederholung ausgewichen, geriet aber nach der Zeitkontrolle in Schwierigkeiten. Und da zeigte sich dann, wer nicht nur Schönwetterprognosen abgeben kann, sondern in unangenehmer Lage das richtige Näschen hat: Während der MaFü Blut und Wasser schwitzte und erstens sicher war, dass er das als Spieler mit Weiß nicht überleben würde und zweitens auch große Sorgen um Gundula hatte, blieb Jessi völlig cool und wusste: "Keine Sorge. Das hält sie!"

Tja, was soll man sagen: Jessis Nase erwies sich als genau richtig. Trotz schlechterer Zeit fand Gundula immer wieder zähe Verteidigungsmöglichkeiten, während der Nachziehenden bei der Suche nach dem klaren Gewinn der Zeitvorsprung dahinschmolz. Als die weiße Dame dann einen der beiden verbundenen schwarzen Zentralfreibauern mit Schach eliminieren konnte, war die größte Gefahr gebannt, und bei inzwischen gleicher Zeit und nicht mehr vorhandenem Vorteil fügte sich Schwarz schließlich ins Remis, das den 3,5:2,5-Mannschaftserfolg für uns sicherstellte!


Damit haben wir jetzt nach vier Runden die optimale Ausbeute von 8:0 Punkten erreicht - und wie unser Vorsitzender und langjähriger Schriftführer Manfred Pochmann sofort korrekt feststellte, haben bereits diese acht Punkte in den letzten Jahren immer zum Klassenerhalt ausgereicht!

Mit dieser Perspektive gehen wir also entspannt in die "Winterpause" (die Einzelrunde gegen Baden-Baden ist vom 18.12. auf den 20.1. verlegt), bevor wir in der Januar-Dreifachrunde in Karlsruhe neben dem Aufsteiger aus Stuttgart auf den Tabellenführer (Baden-Baden) und den derzeitigen Dritten (Bad Königshofen) treffen.


Perfekter Saisonstart!

1. Bundesliga Frauen · 29./30.10.2011 · 1.+2. Runde in Friedberg · Von Holger Kiefhaber

Neue Saison (inzwischen die 16. Erstligasaison in Serie für uns!), neues Glück für das Frauenteam der Karlsruher SF.

Und tatsächlich könnte der MaFü seinen Bericht von der ersten Doppelrunde der Saison 2011/2012 ähnlich einleiten wie den letzten Bericht der vergangenen Saison: nämlich mit einer Schlagzeile, von der er nicht zu träumen gewagt hätte…

Das Frauenteam der Karlsruher SF ist nach zwei Spieltagen Tabellenführer der Ersten Bundesliga!

Die neue Saison meint es endlich einmal besser mit uns, was die Reihenfolge der Gegner und die Verteilung der Reisen angeht: Nicht ausschließlich dicke Brocken am Anfang, keine Auswärtsfahrt nach Torgelow, dafür Ost-Teams, die die weite Reise nach Baden-Baden oder Karlsruhe auf sich nehmen müssen – auch mal schön!

Die erste Doppelrunde sah aber zunächst reine Westduelle im hessischen Friedberg: Der gastgebende Aufsteiger und sein Reisepartner, der TSV Schott Mainz, trafen auf die OSG Baden-Baden und die Karlsruher SF.

Beide Pärchen bestehen aus zwei Partnern mit unterschiedlichen Vorzeichen: Auf der einen Seite der Titelverteidiger aus Baden-Baden, der als klarer Favorit in die Saison geht, und die Friedbergerinnen, die als selbsternannter Herausforderer das Duell der ersten Runde gleich zum vorentscheidenden Spiel um die Meisterschaft ausgerufen hatten.

Auf der anderen Seite werden die Mainzerinnen einen harten Kampf um den Klassenerhalt vor sich haben, und auch wir sind traditionell froh, wenn wir nichts mit dem Abstieg zu tun haben. Vor diesem Hintergrund kam unserem Duell gegen Mainz in der ersten Runde natürlich eine große Bedeutung zu, und wir erwarteten ein enges Duell. Aber es kam anders:


TSV Schott Mainz

2028

1-5

Karlsruher SF

2149

1

Leks, Hanna

2178

--+

Schmidt, Jessica

2221

2

Endress, Anna

2146

--+

Mader, Manuela

2203

3

Frey, Alisa

2084

0-1

Lauterbach, Ingrid

2034

4

Schlein, Julia

2079

0-1

Kiefhaber, Veronika

2193

5

Voss, Chantal

1874

1-0

Brendel, Bergit

2055

6

Krasnopeyeva, Julia

1809

0-1

Delemarre, Isabel

2188

Die Mainzerinnen, die letzte Saison sportlich eigentlich schon abgestiegen waren und nur durch den Rückzug von Großlehna und den Verzicht von Leipzig-Gohlis in der Klasse bleiben konnten, brachten wieder einmal kein komplettes Team an die Bretter.

Waren es letzte Saison noch zwei komplette Spiele, die sie (als damaliger Tabellenführer!) kampflos abgaben, und eine Einzelpartie im entscheidenden Abstiegsduell gegen uns, waren es zum Start der neuen Saison gleich wieder zwei Partien gegen uns (plus eine gegen Baden-Baden am Sonntag), die ohne Kampf für Mainz verloren gingen. Und auch wenn sich die meisten Partien spannend entwickelten und teilweise sehr lange offen waren: So ein 2:0-Vorsprung ist an sechs Brettern nur sehr schwer aufzuholen. Letztendlich konnten wir drei der vier Partien gewinnen, und nur Bergit musste sich nach einer wilden Partie geschlagen geben. Ingrid sammelte in einer ruhigen Stellung kleine Vorteile an und wickelte schließlich sauber in ein gewonnenes Endspiel ab. Bei Veronika war die Stellung lange ausgeglichen, bis ihre Gegnerin das berüchtigte und gefährliche Duo aus Dame und Springer zu nahe an ihren König ließ, was dieser nicht überlebte, anstatt selbst ein Dauerschach zu suchen.

Isabel schließlich musste ihre Gegnerin mehrmals überspielen, nachdem sie jeweils nach schöner Spielführung wieder ein bisschen Luft reingelassen hatte und die Weiße zurück ins Spiel kam. Letztendlich setzte sich aber auch hier die bessere Spielerin verdient durch, und wir kamen zu einem schönen 5:1-Erfolg.


Am Sonntag ging es dann gegen die Friedbergerinnen, die am Samstag noch ganz knapp gegen Baden-Baden verloren hatten, nachdem es zwischendurch sogar eher nach einem Erfolg für die Gastgeberinnen ausgesehen hatte. Wir mussten dagegen auf Isabel verzichten, die ein Konzert hatte und bereits am Samstagabend mit dem MaFü nach Karlsruhe zurückgefahren war.

Keine Chance also? Keineswegs!


Karlsruher SF

2111

4-2

SF Friedberg

2230

1

Schmidt, Jessica

2221

½-½

Ohme, Melanie

2337

2

Mader, Manuela

2203

1-0

Levushkina, Elena

2283

3

Lauterbach, Ingrid

2034

0-1

Daulyte, Deimante

2263

4

Kiefhaber, Veronika

2193

½-½

Nikolova, Adriana

2296

5

Brendel, Bergit

2055

1-0

Genova, Lyubka

2236

6

Scheynin, Julia

1959

1-0

Janotta, Steffi

1967


Auch Friedberg hatte im Vergleich zum Vortag ausgewechselt. Ausgerechnet die einzige Siegerin vom Vortag, Ticia Gara an Brett 3, rotierte aus der Mannschaft, um für Steffi Janotta an Brett 6 Platz zu machen. Die Wechsel machten sich jedoch nur für uns bezahlt: Julia konnte in einem zunächst recht ruhig verlaufenen königsindischen Angriff die Initiative ergreifen, nachdem die eine oder andere schwarze Figur eine schlechte Platzierung eingenommen hatte. Das führte schließlich dazu, dass der weiße Angriff am Königsflügel überraschend glatt durchschlug und Julia die Führung für uns markierte.

Ingrid war in einem etwas passiven Skandinavier unter Druck geraten und lief beim Versuch, sich zu befreien, in eine entscheidende Springergabel. Dafür überspielte Manuela ihre Gegnerin, die deutsche Nationalspielerin Elena Levushkina, in einer tollen Partie durch druckvolles Spiel mit dem Läuferpaar. Veronika konnte trotz einer bis an die Zähne vorbereiteten Gegnerin ganz leichten Vorteil aus der Eröffnung holen, spielte dann aber ein wenig passiv und musste sich anschließend sauber verteidigen. Das gelang ihr aber, und sie konnte im Turmendspiel das Remis sichern. Umgekehrt kam Bergit mit einer sehr passiven Stellung aus der Eröffnung, und im Mittelspiel hätte ihre Gegnerin den schwarzen König mit den weißen Schwerfiguren erlegen können. Dann entglitt der Weißen aber in Bergits Zeitnot die Partie, und Bergit konterte bärenstark und eroberte Material. Diesen Vorteil gab sie bis zum Schluss nicht mehr her und setzte den wichtigen Punkt zum zwischenzeitlichen 3,5:1,5.

Am Spitzenbrett musste sich Jessica der nächsten deutschen Nationalspielerin erwehren: Melanie Ohme, die auf der kurz danach stattfindenden Mannschafts-EM mal eben eine Performance von 2521 erspielte! Auch Jessica kam in Schwierigkeiten, fand aber stets zähe Verteidigungsressourcen und hielt die Stellung im ungefähren Gleichgewicht, bevor sie sich im späten Endspiel sogar komplett befreien konnte und eine Zugwiederholung erzwang.

Das war der Schlusspunkt zu einem tollen Mannschaftserfolg, der uns gemeinsam mit Baden-Baden an die Tabellenspitze brachte. So kann es weitergehen!