Oberliga 2011/12


Unsere erste Mannschaft spielt seit 2008 in der Oberliga Baden. Mannschaftsführer ist Christoph Pfrommer.

Liveticker (Impressionen vom 15.1.2012 in Baden-Baden, vom 20.11.2011 in Waldshut und 23.10.2011 gegen Dreisamtal)


Spielberichte:
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Ehrenvoller Saisonausklang in Bad Mergentheim

Runde 9 · 15.4.2012 · Bad Mergentheim — Karlsruher SF 4½:3½ ⇗ · Von Stefan Haas

Leider war die Situation bei der Mannschaftsaufstellung nicht anders als in der Runde zuvor gegen Ettlingen: Neben dem Teamchef, der sich seine Null an diesem Tag lieber bei den Eidgenossen abholte, war Clemens kurzfristig durch Krankheit ausgefallen. Auch der vorgesehene Schiedsrichter hatte abgesagt, und es war wohl nicht eben zu erwarten, dass er bei diesem Spiel um die goldene Ananas gebraucht worden wäre. Der Berichterstatter war nur als Fahrer dabei und verbrachte den Morgen mit dem Besuch des Deutschorden-Museums; als er um 12.15 Uhr im Spielsaal eintraf, waren die Partien von Volker, Holger und Andi nach Remisangeboten der Heimmannschaft gerade ohne größere Komplikationen friedlich beendet worden.

Bei Valerian war die Partie in der Eröffnung relativ ausgeglichen verlaufen; leider übersah er dann nach einem Patzer seines Gegners einen möglichen Qualitätsgewinn und so verflachte die Stellung bald zu einem remisigen Doppelturmendspiel.

Im Post Mortem konnten sich die Siliziumschachspieler recht wenig für die Spielführung Reinhards und seines Gegners erwärmen. Reinhard verschärfte schließlich das Spiel durch ein Figurenopfer, und als sich der Nebel verzogen hatte, hatte er vier Bauern dafür vorzuweisen - eine unklare Endspielstellung, die dann auch die beiden Kontrahenten nicht mehr zum Weiterspielen animieren konnte. Wolfgang setzte seinen großmeisterlichen Gegner von Beginn an unter Druck, dieser versuchte sich vergeblich durch ein Qualitätsopfer zu befreien und unterlag am Ende der präzisen Technik unseres Spitzenbrettes. Und das ist schon erstaunlich (und auch sehenswert), wie Wolfgang mit einer - seit längerer Zeit - jährlichen Spielpraxis von etwa zwei Partien einen GM mal so eben "langmacht" (Zitat Holger). Beim anschließenden gemeinsamen Abendessen der beiden Teams bezeichnete der geistige Führer der Heimmannschaft den Sieg seiner Truppe als "kläglich"; in der Tat hat sich in dieser Saison keine Mannschaft beim neuen Oberligameister so gut verkauft wie unsere.


SF Bad Mergentheim

2258

:

Karlsruher SF

2227

1

Karpatchev, Aleksandr

2371

0

:

1

Gerstner, Wolfgang

2383

2

Ivanov, Mikail M.

2368

+

:

-

Pfrommer, Christoph

2316

3

Panzalovic, Srdjan

2373

½

:

½

Hirschberg, Valerian

2216

4

Gasthofer, Viktor

2277

½

:

½

Duschek, Volker

2217

5

Bogdanovich, Grigoriy

2241

½

:

½

Kiefhaber, Holger

2223

6

Raps, Johannes

2112

+

:

-

Werner, Clemens

2253

7

Schmitt, Philipp

2198

½

:

½

Vinke, Andreas

2193

8

Hauke, Christian

2124

½

:

½

Arlt, Reinhard

2016

In der kommenden Saison beehrt Buchen wieder die höchste badische Spielklasse; und wenn der Ettlinger Newcomer-Effekt abgeklungen ist, können wir vielleicht unsere Wiederaufstiegsambitionen neu beleben.


Gerstner - Karpatchev

Gerstner - Karpatchev: Weiß zieht.

Hier folgte energisch 16.b4 Se6 17.b5 axb5 18.Lxb5 h5!? 19.Sd4 Sexd4 20.Txd4 Ld8 21.Sb4 hxg4 (21.De6 22.f4 schien ihm nicht zu gefallen) 22.Sxc6 bxc6 23.Lxc6+ Kf8 24.Lxa8 Dxa8 25.La3+ Kg8 26.Tad1 Lh4 27.Dxg4 Th5 (27...Dxa3 scheiterte an 28.Td8+ Lxd8 29.Txd8+ Kh7 30.Dh4+) 28.Lc1 Dxa2 29.Le3 (das ist sicher genug, doch schneller gewann 29.Dc8+ Kh7 30.Txh4 Txh4 31.Td8) 29...De6 (frühe Resignation, in Frage kam eher 29.Le7 30.Td7 Th4 31.Dg3 Da4 etc.) 30.Dxe6 fxe6 31.Tc1 Lf5 32.Txc7 Lg5 (Der Bauer h3 war wegen 33.Tdd7 unantastbar.) 33.Lxg5 Txg5+ 34.Kh2 Th5 35.h4 Th6 36.f3 Tg6 37.Tdd7 Kh7 38.Td2 Th6 39.Kg3 Tg6+ 40.Kf4 Tg1 (Es war klar, dass Weiß auf Gewinn steht, doch keiner der Zuschauer sah den Plan. Wolfgang fand ihn aber recht schnell.) 41.Tdd7 Kh6 42.Td8 Kh7 43.Tcc8 Th1 44.Th8+ Kg6 45.Tc7 1-0 (Schwarz kann nur abwarten, Weiß gewinnt durch 46.h5+ Txh5 47.Txh5 Kxh5 48.Txg7 nebst 49.Tf7, 50.Tf6 und Vormarsch des f-Bauern.)

Hirschberg - Panzalovic

Hirschberg - Panzalovic: Schwarz zieht.

Nach 17...Se8? (richtig 17...Sh5 oder 17...Tc6) war 18.Dh4 Txd5 (sonst fällt die Dame) 19.Sxd5 Sef6 20.Sxf6 Sxf6 21.Txc4 mit klarem Vorteil möglich.

Hauke - Arlt

Hauke - Arlt: Schwarz zieht.

Nach 25...exd5 (bei 25...gxh6 26.Tfd2 exd5 27.cxd5 Te8 hat Schwarz einen Mehrbauern, aber was ist der wert?) 26.Lg5 f6 27.Le3 (möglich war 27.Lxf6 gxf6 28.cxd5 Tb5 29.Dc4 Tc5 etc.) 27...Dxg4+ 28.Tg2 Dxc4 29.Dxc4 Txc4 einigte man sich auf Remis.


Knappe und unglückliche Niederlage in Unterzahl gegen Ettlingen

Runde 8 · 18.3.2012 · Karlsruher SF — Ettlingen 3½:4½ ⇗ · Von Stefan Haas

Die Personalnot der ersten sowie die Aufstiegsinteressen der zweiten Mannschaft zwangen uns, diesmal nur zu sechst anzutreten. Fred hätte zwar gerne gespielt, war aber im letzten Moment erkrankt und Mannschaftsführer Christoph zog ein Spiel mit seiner Schweizer Mannschaft vor. Dennoch gingen wir nicht pessimistisch in den Kampf und es sollten sich auch Chancen ergeben.



Karlsruher SF

2230

3,5

:

4,5

SK Ettlingen

2166

1

(unbesetzt)


-

:

+

Jeitz, Christian


2

(unbesetzt)


-

:

+

Zeier, Klaus


3

Arnold, Lothar

2344

½

:

½

Mader, Manuela

2177

4

Hirschberg, Valerian

2212

½

:

½

Wehner, Roland

2188

5

Duschek, Volker

2217

½

:

½

Friedel, Marcus

2119

6

Kiefhaber, Holger

2223

1

:

0

Sadewasser, Axel

2162

7

Schlager, Thomas

2198

1

:

0

Dr. Gebhardt, Ulrich

2187

8

Vinke, Andreas

2184

0

:

1

Grothe, Thomas

2165


Bei Valerian kam es schon nach zwei Stunden zu einem Remis wegen gegenseitiger Anödung; kurz darauf war das gleiche Resultat auch bei Lothar unvermeidbar. Er hatte in der Eröffnung eine kleine Chance ausgelassen und musste danach sogar froh sein, nicht selbst in Nachteil gekommen zu sein. Nach gut drei Stunden ließ Volker im Besitz eines Mehrbauern Dauerschach zu - ein schon eher unglücklicher Ausgang. Mit der Zeitkontrolle konnten Thomas und Holger den Ausgleich herstellen. Thomas' Gegner hatte im frühen Mittelspiel einen Läufer für zwei Bauern geopfert und etwas Angriff erhalten, konnte diesen aber nicht aufrecht erhalten und unterlag schließlich dem materiellen Übergewicht. Holger hatte in der Eröffnung einen Bauern erobert und stand über lange Zeit klar besser, büßte diesen Vorteil aber nach einer ungenauen Abwicklung wieder ein. Die Partie kippte jedoch ein zweites Mal, als sein Gegner, vielleicht in Zeitnot, ein gleichstehendes Turmendspiel wegwarf und Holger blieb Sieger. Nun hing alles an Andi: Sein Gegner hatte ihn in der Eröffnung mit einem Husarenangriff überfallen und die Qualität erobert; bei bester Fortsetzung hätte Andi aber einigen Angriff gegen den König erlangt und zumindest die Zugwiederholung sicher gehabt, wickelte aber statt dessen in ein Endspiel ab, in dem er nur einen Bauern für die Qualität hatte. Leider traute er sich etwas später in einer verwickelten Stellung auch nicht, den zweiten Bauern zu nehmen, was vermutlich zu einem gleichstehenden Endspiel geführt hätte. So geriet er immer mehr in Nachteil und musste schließlich aufgeben. Jedoch sollte man den Grund für unseren Misserfolg nicht in dieser Partie suchen: Wie bei so manchem Derby war es insgesamt -- schachlich gesehen - kein hochklassiger Kampf. Die DWZ-Statistik wies uns an den gespielten Brettern einen Erwartungswert von 3,5 Punkten zu und die haben wir dann auch geholt, womit wir erfolgreicher agierten als die überwiegende Mehrzahl der früheren Ettlinger Gegner.

Aber wir sind nun Fünfter, vor dem Abstieg definitiv sicher und werden diesen Platz aller Wahrscheinlichkeit nach auch bei einer Niederlage in Bad Mergentheim halten.


Drei wichtige Punkte in Eppingen geholt

Runde 7 · 26.2.2012 · SC Eppingen II — Karlsruher SF 3½:4½ ⇗ · Von Christoph Pfrommer

Unser Oberligateam siegte bei Eppingen II knapp mit 4,5:3,5 Brettpunkten. Das war gut und wichtig! Denn mit 11 Mannschaftspunkten stehen wir nun sicher im vorderen Mittelfeld der Tabelle, bevor es gegen die auf Platz zwei stehenden Ettlinger und den bereits feststehenden Meister nach Bad Mergentheim geht.

Ein Blick auf ausgewählte Partien: Holger und Lothar nutzten heute bei erster Gelegenheit entschlossen ihre Chancen.

Schulte-Kiefhaber Arnold-Wenner
Schulte-Kiefhaber (Schwarz am Zug)
Der Tausch von Dame gegen drei Figuren gehörte zu einer Hauptvariante der Katalanischen Eröffnung. Inzwischen steht Weiß aber unharmonisch. Mit der kraftvollen Fortsetzung 22... Txb2+! 23. Txb2 Txb2+ 24. Kxb2 Db4+ 25. Kc2 Db3+ 26. Kc1 Dxa3+ 27. Kd1 Dxc3 wurde ein halber weißer Figurensatz unter Schachgeboten vom Brett gefegt!
(0-1, 32 Züge)
Arnold-Wenner (Schwarz am Zug)
Weiß hat etwas Positionsvorteil, aber wenn Schwarz umsichtig mit 25... Dg6 fortsetzt ist noch nichts entschieden. Es geschah aber 25... De1(?) 26. Td2 Sh5? 27. Td1 und die schwarze Dame war verloren, denn auf 27... De2 würde 28. Tf2 folgen.
(1-0, 35 Züge)

 

Eine turbulente, stellenweise haarsträubende Partie bekamen die Zuschauer an Brett 8 zu sehen. Beide Spieler überboten sich darin, beste Gewinnchancen auszulassen. Letztlich brachte der spätere Remisschluss gerade dieser Partie uns den entscheidenden halben Punkt zum Sieg.

Franke-Cofman-33weiß Franke-Cofman-48schwarz
Franke-Cofman (Weiß am Zug)
Die schwache Grundreihe… Mit 33. Dxd6! hätte der Anziehende Haus und Hof gewinnen können.
Franke-Cofman (Schwarz am Zug)
Der Nachziehende sollte das Endspiel jedenfalls gewinnen. Der Mattangriff 48... h6! (mit der Drohung …g5+ nebst …Txh3 matt) wäre jedoch sofort entscheidend gewesen.

 


True Story II — deutlicher Sieg gegen Cairo Kuppenheim war nur die zweitgrößte Überraschung der Runde

Runde 6 · 5.2.2012 · Karlsruher SF — SG Caissa Rochade Kuppenheim 6½:1½ ⇗ · Von Christoph Pfrommer

Nach einer bislang sehr durchwachsenen und wenig erfreulichen Saisonleistung waren wir im Vorfeld durchaus vorsichtig. So motivierte und engagierte der Mannschaftsführer und ihr Berichterstatter extra den Luxemburger Nationalspieler IM Fred Berend für einen Einsatz. Natürlich geschah das auch nicht ganz uneigennützig: So kam ich zur zwölften Weißpartie in Folge; sicherlich rekordverdächtig bei der festen Brettfolge der Oberliga. Das erwähne ich nur, damit das vielleicht sonst eher ungeliebte Amt des Mannschaftsführers dem geneigten Schachfreund etwas attraktiver erscheint, mit geschickter Personalpolitik geht da so einiges... Außerdem wechselten die etwas abergläubischen Schachspieler unter uns sicherheitshalber ihrer "Glückskuli", sprich den Kugelschreiber, aus. Und Kristin verzichtete auf einen Liveticker, weil gerade bei dieser ihrer Unterstützung unser Oberligateam doch insgesamt weniger glücklich spielte. Sicher ist sicher. Und es wirkte!

In den ersten zwei Stunden war ich dennoch nicht gewiss, ob wir den Tag so überaus erfolgreich würden gestalten können. Denn einige unserer Schwarzbretter standen nach meinem Eindruck zunächst eher passiv hintendrin. In der dritten und vierten Stunde kippten dann aber etliche Bretter zu unseren Gunsten: Fred stieg in einer sizilianischen Partie mit seinem schwarzen Spinger auf b2 ein und kam bald zu ein, zwei, drei Mehrbauern und seinem ersten Sieg für uns! Valerian überstand kritische Situationen und landete in einem guten Turmendspiel. Volker gewann eine haarsträubende Partie auf Zeit; schön dass Fortuna heute auf seiner Seite war! Und Andi startete bei beiderseits knapper Zeit den entscheidenden Mattangriff. Dazu eroberte der Teamkapitän nach einem Fehler seines Gegners Dame gegen Turm und Springer.

Fünf schöne Gewinne also. Dazu waren wir auch in der Verteidigung stark und verloren heute keine einzige Partie. Das ist auch sehr wichtig. Viele Partieverluste haben uns in dieser Saison nämlich schon so etliche Mannschaftspunkte gekostet.

Mit unserem 6½:1½-Sieg (Erwartungswert: 4,65:3,35) waren wir endlich einmal deutlich erfolgreicher als die DWZ es prognostizierte. Dennoch haben uns an diesem Spieltag die Ettlinger mit ihrem 7½:½-Sieg über Kirchheim ⇗ (Erwartungswert: 3,42:4,58) eindeutig die Show gestohlen. Dafür habe ich mir den Titel "true story" - das war die erste Aussage zu ihrem Sensationssieg auf ihrer Homepage - bei ihnen entlehnt.

In der Oberliga-Tabelle ⇗ hat Bad Mergentheim mit 18 Mannschaftspunkten drei (!) Spieltage vor Schluss den Aufstieg praktisch schon sichergestellt. Denn Verfolger Baden-Baden 3 darf ja nicht aufsteigen. Ettlingen mit 11 Ma.-Pkt. wäre noch der einzige theoretische Konkurrent. Und wir liegen nun mit 8 Ma.-Pkt. auf Rang vier.


Unglücklicher Auftritt in Baden-Baden

Runde 5 · 15.1.2012 · OSG Baden-Baden III — Karlsruher SF 4½:3½ ⇗ · Von Christoph Pfrommer

„Aber als ich kam, da standet ihr doch sehr gut!“, so unser Vorsitzender Manfred Pochmann kurz nach dem verlorenen Match. In der Tat, nach zwei Stunden sah es hervorragend für unser Team aus. Valerian hatte schnell remisiert. Jessica stand mit einem soliden Mehrbauern in ruhiger Stellung für mich immer auf Gewinn, auch wenn die Verwertung noch rund drei Stunden länger dauerte. Und Clemens gewann eine Kurzpartie mit Schwarz (0-1, 21 Züge) als sein Gegner Christian Bossert nicht rochierte, stattdessen auf Bauernraub ging, und kurz darauf die Dame geben musste.

In der Folge überzogen allerdings viele unserer Spieler ihre Partien. Das darf ich sagen, weil ich da selber mitten drin dabei war. Mit zwei Mehrbauern nach Damentausch stand ich vorübergehend sehr gut, stelle einen der Bauern allerdings gleich wieder ein, opferte gar noch gänzlich inkorrekt im Endspiel eine Qualität und kam doch noch unter gütiger Mithilfe des Gegners zu einem Remis. Holger und Thomas hatten weniger Glück und verloren ihre Weißpartien. Lothar dagegen war nach meinem Eindruck immer auf der soliden Seite einer Remispartie.

Jedoch hätte der Sonntag danach immer noch ein gelungener werden können, als Volker plötzlich nach der Zeitkontrolle auf Gewinn stand und das 4½:3½ für uns hätte sichern können. Das kam zwar etwas überrraschend, denn sein junger Gegner Bilel Bellahcene erwies sich zu Beginn als glänzend präpariert, blitzte die ersten 18 Züge herunter bis seine Uhr von 1:30 auf 1:38 angestiegen war und vollendete bald darauf sein Springermanöver Sg1-f3-e1-d3-b4-c6-d8-e6, was den Tausch von Volkers gutem Läufer erzwang und das Ende aller schwarzen Angriffsambitionen hätte bedeuten sollen. Doch kurz vor der Zeitkontrolle wendete Volker unter Figurenopfer das Blatt. Nach dem 40. Zug hatte unser Mann viel Zeit, um sich zwischen einem gewinnbringenden Angriff über die h-Linie und einem Einschlag auf g3 nebst Mattangriff über die g-Linie zu entscheiden. Leider entschied er sich zuerst für einen sehr neutralen 41. Zug, der maximal zu Dauerschach führen sollte. Und übersah dann später auch noch den Remisschluss vor seinen Augen. So ging das Match aus unsere Sicht 3½:4½ verloren.

In der Tabelle stehen wir jetzt wenig schlau da: Von den Abstiegsplätzen müssen wir uns in den kommenden Runden jetzt erst einmal klar entfernen.


Gegen Kirchheim ohne Chancen

Runde 4 · 11.12.2011 · Karlsruher SF — SG HD-Kirchheim 3:5 ⇗ · Von Christoph Pfrommer

Das Match gegen die SG Heidelberg-Kirchheim war diesmal eine recht eindeutige Sache. Und zwar — leider — zugunsten unserer Gäste. Wenn man den Wettkampf selber verfolgte (oder die Partien hier nachspielt), muss man anerkennen, dass in einer ganzen Reihe von Partien die Kirchheimer Spieler schon etwas besser aus der Eröffnung kamen und die Initiative oder gar klarere Stellungsvorteile besaßen.

Was man gesehen haben muss: Volker folgte in seiner Partie erfolgreich weltmeisterlichen Vorbildern. Ja, es ist schon von Vorteil, wenn man Kasparows: Meine großen Vorkämpfer, Band 5 nicht nur im Regal stehen hat (wie ihr Berichterstatter), sondern auch einmal durchgelesen hat!

 

Spassky-Polugaevsky, 1958 Duschek-Zuse, 2011
Spassky-Polugaevsky, 1958. ⇗
Es geschah 17. Lb3xe6! 0-0 18. Le6-b3
Duschek-Zuse, 2011.
Hier folgte 16. Lb3xe6! Ta8-d8 17. Le6xf7+!

 

Da beide Spieler viel Bedenkzeit verbrauchten, vermutete ich Ahnungsloser allerdings während des Wettkampfs gar keine Nähe zu großen Vorbildern. Volker spielte anschließend in großem Stil weiter und jagte den schwarzen König. Etwa ab dem 20. Zug agierten beiden Spieler aber nur noch mit zwei Minuten auf der Uhr und den jeweils 30 Sekunden Inkrement pro Zug. Für die Zuschauer war es also eine spannende Unterhaltung auf sehr gutem Niveau; für sachkundige Kommentare zur Eröffnung kann ich nur auf Herrn Kasparow verweisen.

Was nicht so gut lief: Veaceslav und Clemens hatten schon bald nach Eröffnungsungenauigkeiten verdoppelte c-Bauern hinnehmen müssen, und diese Nachteile versuchten sie leider erfolglos irgendwie wettzumachen.

Wo es sonst noch recht lebhaft zuging: Wolfgang unterstützte uns diesmal am Spitzenbrett und remisierte gegen IM Oswald Gschnitzer. Unser Mann räumte freimütig ein, dass seine Stellung mit einem König auf e7 bei vollem Brett wohl kaum gut und eventuell sogar verloren gewesen sein könnte. Im weiteren Partieverlauf konnte Wolfgang aber seine Stellung durch eine Königswanderung "reparieren" und gute Gegenchancen bekommen. — Valerian hatte gegen Horst Vonthron einen schweren Stand. Sein doppelter c-Bauer sollte hier allerdings kein Handicap sein. Doch Vonthron leitete bald einen Königsangriff ein: War das Manöver De2-e4-h4 dabei noch ziemlich direkt, so wirkte die anschließende Folge Sf3-h2-f3-g5 doch filigraner und der Kirchheimer Sieger war sehr zufrieden damit.

Wer uns vor der Saison zu den favorisierten Teams der Liga zählte, darf uns nun die Daumen für einen Platz im guten Mittelfeld drücken. Und im neuen Jahr wollen uns steigern, am besten gleich gegen Baden-Baden 3.


Lange Fahrt, ein Mannschaftspunkt. — SGEM Waldshut-Tiengen — Karlsruher SF 4:4 ⇗

Runde 3 · 20.11.2011 · Waldshut-Schmitzingen · Von Christoph Pfrommer

In der Oberliga wird der Spielplan mehr „kilometeroptimiert“ als in früheren Jahren ausgelost. Was heißt das für uns, wenn alle Vereine pro Saison etwa gleich viel fahren sollen? Nun, der Computer sucht für uns — Karlsruhe in eher zentraler Lage in Baden — Jahr für Jahr eben auch weite Strecken aus und empfiehlt anscheinend stets die gleiche lange Fahrt nach Waldshut. So war dieses unser drittes Auswärtsspiel dort seit Februar 2010. — Die eine Hälfte der Mannschaft (Christoph, Andreas, Clemens und Valerian) reiste bereits am Vorabend mit dem Zug nach Waldshut. Die anderen Gruppe (Holger, Thomas, Volker und Lothar und die beiden Mitreisenden Stefan und Kristin) machten sich am Spieltag gegen 8 Uhr mit zwei Autos auf den Weg in Richtung Südschwarzwald.

Inzwischen sollten wir uns eigentlich schon bestens an das Spiellokal im Ortsteil Schmitzingen gewöhnt haben. Aber tatsächlich ist dort ein Umstand mehr als gewöhnungsbedürftig: Die Tische sind so schmal (ca. 54 cm tief, wenn ein Brett 52 x 52 cm misst), dass man seine Ellenbogen nicht recht aufstützen kann. Vor dem Brett jedenfalls nicht. Über Sitzhaltungen gleich mehr, zunächst einmal zum Vergleich Adolf Anderssen über das Turnier in London 1851 lauschen: „(...)Tische und Stühle waren klein und niedrig; die großen Bretter ragten auf beiden Seiten über die Tischkanten hinaus; neben den Spielern wurde alle Räumlichkeit von einem Kopisten in Anspruch genommen; kurz, man hatte kein freies Plätzchen, um das sorgenvolle Haupt während des harten Kampfes zu unterstützen.“ Also, schöner könnte ich jetzt auch nicht klagen...

Zum folgenden Diagramm stellen Sie sich die Szene bitte so vor: Helmut Eidinger (weiß) in Droschkenkutscher-Haltung; Clemens Werner (schwarz) hingegen stützt seine Ellenbogen rechts von a8 und links von h8 auf den Tisch und legt den Kopf in beide Hände. (Beweisbild im Liveticker!)

Eidinger-Werner

Schwarz hat zuletzt 40... b5 gespielt; Weiß ist mit seinem 41. Zug dran.

Nehmen Sie sich ruhig etwas Zeit für die Analyse. In der Partie geschah 41. f5 mit Remisangebot, aber das ist nicht die beste Fortsetzung. Schwarz gewinnt nun leicht mit 41... bxa4 42. bxa4 c5 43. c3 c4+ 44. Kd2 d3 45. Ke3 Ke5 und der schwarze König holt alle weißen Bauern am Königsflügel ab: 46. Kf3 Kf6 47. h4 h5 0-1

An nächsten Tag fand Clemens die folgende schöne Lösung: Mit 41. c4+! dxc3 42.b4!! axb4 43.a5 hätte Weiß am Damenflügel durchbrechen können. Die scheinbar überlegene schwarze Königsstellung nützt hier gar nichts mehr, denn der König des Nachziehenden muss sich um den weißen a-Bauern kümmern, die schwarze Bauernmasse leistet nichts, und Weiß bildet am Königsflügel einen siegbringenden Freibauern. Eine wunderschöne Form des bekannten Durchbruchs im Bauernendspiel!

Clemens urteilte nun bescheiden, dass er wegen seines zu optimistischen 38. Zug drei Züge lang auf Verlust stand. Ich sehe das weniger kritisch: In der Diagrammstellung hat Weiß theoretisch den Gewinn, steht aber praktisch doch meist auf Verlust! Weil die einzige Rettung eben für die meisten von uns zu gut verborgen ist, oder?

Die anderen Bretter des Matches waren ebenso alle ausgekämpft. Volker musste fast zeitgleich aufgeben als Clemens gewann. Dazu gab es sechs Remisen. Zwar glaubten wir bei Thomas in der fünften und sechsten Stunde fest an den Sieg, doch im Turmendspiel fand er bei knapper werdender Zeit nicht den Weg zum Sieg und ließ unglücklich eine dreifache Stellungswiederholung zu. Letztlich also erneut ein 4:4 für uns.


Ja, die Chancenverwertung… — Karlsruher SF - SGEM Dreisamtal 4:4 ⇗

Runde 2 · 23.10.2011 · Karlsruhe · Von Christoph Pfrommer

Der Tag begann gut: Das Team kam gerade rechtzeitig vor Spielbeginn für ein Mannschaftsfoto zusammen. Auch an Kaffee und Brötchen mangelte es wie immer nicht (danke, Ralf!) und schließlich konfigurierte Kristin noch ihr Notebook erfolgreich für den ersten Liveticker eines Karlsruher Oberligaspiels.

Die ersten Nachrichten auf dem Ticker waren auch erfreulich: "12:11h Aufgeregte Mannschaftsgenossen erspähen bei Valerian schon jetzt Gewinnmöglichkeiten. Wird er sie auch erspähen?" Na klar, Valerian spielte die erwartete Kombination (siehe unten) und hatte rasch eine Gewinnstellung auf dem Brett. Ein gelungener und überzeugender Einstand für ihn bei den Karlsruher Schachfreunden!

Knapp drei Stunden später war die gute Stimmung allerdings etwas getrübt. Bei Andi runzelten sich die Sorgenfalten auf der Stirn und er murmelte nur "Die Chancenwertung!", um seine Verstimmung über einen beobachten Mangel bei derselben auszudrücken. In der Tat hatten auf unserer Seite wohl Jessica und Volker jeweils aussichtsreiche Stellungen aus der Hand gegeben. Doch gute Möglichkeiten gab es für beide Teams.

Aus Dreisamtaler Sicht nutzte etwa Filipovic eine sehr gute Chance nicht (siehe unten). Zudem merkte Kapitän Max Scherer an, dass wir doch Fortuna danken müssten, dass Thomas' Gegner eine Gewinnabwicklung nicht gesehen habe. Gerne tun wir das hiermit nachträglich: Denn auch in Zukunft soll uns Fortuna gewogen sein, wie auch Caissa weiterhin unsere Gegner gelegentlich mit Schachblindheit schlagen möge!

Letztlich mussten wir mit einer Punkteteilung beim Endstand von 4:4 zufrieden sein. Damit stehen in der Oberliga-Tabelle momentan die drei Aufsteiger an der Spitze. Es bleibt spannend.

Hirschberg-Gierth Filipovic-Roos
Hirschberg-Gierth. Die letzten schwarzen Züge waren d5-d4 und e6-e5. Weiß zieht. Filipovic-Roos. Ich weiß nicht, ob diese Stellung schon am Spieltag als kritisch erkannt wurde. Weiß zieht.

P.S.: Und auch wieder die Partien von Stefan Haas.


Viele Hindernisse gemeistert — SC Oberwinden - Karlsruher SF 3½:4½ ⇗

Runde 1 · 2.10.2011 · Oberwinden · Von Christoph Pfrommer

Unsere erste Mannschaft hatte einen guten Saisonstart in Oberwinden. Der Aufsteiger aus der Verbandsliga Süd konnte knapp aber verdient mit 4½:3½ bezwungen werden. Doch es waren einige Hindernisse auf dem Weg zu den ersten drei Punkten zu überwinden:

Die Aufstellung. Mit 7 Absagen und 8 Zusagen nahmen wir diese Hürde im Vorfeld. Knapp.

Die Fahrt. Rudi hatte glücklicherweise am Vorabend entdeckt, dass wieder einmal eine Vollsperrung der Autobahn A5 an einem Spieltermin der Oberliga stattfand. Also starteten die beiden Autos ein wenig früher. Thomas wählte die richtige Route über Freiburg und kam gut an. Holger ("Ich habe noch nie gegen das Navi verloren!") war diesmal aber doch langsamer unterwegs als sein Routenplaner errechnete und erreichte erst um kurz vor 11 dem Turniersaal.

Abgabe der Aufstellung. Der etatmäßige Mannschaftsführer hatte es versäumt, einen Stellvertreter zu benennen. Okay, diesen Schuh muss ich mir anziehen. Aber in Oberwinden warteten nun alle Karlsruher Spieler auf den letzten eintreffenden Mitspieler, damit dieser um 10:55 Uhr die Aufstellung abgibt. Die damit verbundene 10-minütige Zeitstrafe hätte man sich im Zeitalter des Handys mit einer besseren Absprache auch ersparen können, finde ich.

Die Partien. Da lief es meist recht gut für uns. Die ersten beiden Bretter verblieben stets im Gleichgewicht, und an allen anderen Bretter hatte wir Chancen zu dominieren. Rudis Partie sorgte für die meisten Kommentare, hatte er doch ausgangs der Eröffnung eine Qualität unter zweifelhaften Umständen gegeben. Dem Hörensagen nach reichten die Einschätzungen von "unklar" (Brett 8 über Brett 8) bis "aufgabereif" (Brett 1 über Brett 8). Doch Rudi gelang ein Bigpoint, als er die Partie unter freundlicher Mithilfe seines Gegners recht bald schon gewann! In den Weißpartien an Brett 3, 5 und 7 schienen wir am Drücker, doch in allen drei Partien liefen wir in Konter, so dass hier insgesamt nur ein halber Punkt heraussprang. Veaceslavs Oberliga-Premiere gelang dabei nicht so ganz, aber er hat in guter Stellung eine Remisofferte abgelehnt und mutig auf Gewinn gespielt – die Einstellung gefällt mir. Dafür gewannen Clemens und Andi ihre Schwarzpartien überzeugend und stellten den Mannschaftssieg sicher.

Letztlich alle Hindernisse gemeistert, Glückwunsch!