Geschichte der Karlsruher Schachfreunde 1853 e.V.


Die ältesten urkundlichen Belege für das Bestehen des Vereins stammen aus dem Jahr 1853. Am 13. Oktober 1853 wurde das Großherzogliche Stadtamt davon unterrichtet, daß in Karlsruhe ein Schachklub gegründet worden ist. Durch eine Bekanntmachung im Karlsruher Tagblatt vom 15. Oktober 1853 wurde diese Gründung der Allgemeinheit kundgetan. Der Karlsruher Schachklub von 1853 ist damit der viertälteste Schachverein in Deutschland.

In den ersten Jahren wurden überwiegend freie Partien gespielt. Doch war deutlich das Bestreben erkennbar, nicht auf einem Niveau stehenzubleiben, welches man als "Kaffeehaus-Schach" bezeichen kann. Denn schon frühzeitig standen den Mitgliedern bedeutende Werke der Schachliteratur zur Verfügung. Dazu kam noch das Abonnement der deutschen Schachzeitung. Die älteste erhalten gebliebene Partieaufzeichnung ist eine Korrespondenzpartie zwischen Karlsruhe und Stuttgart aus dem Jahre 1863, welche unentschieden endete.

Ab den 70er Jahren begannen die Schachspieler in Deutschland sich zu organisieren. Im Jahr 1880 trat der Karlsruher Schachklub dem Südwestdeutschen Schachbund bei, und 1888 wurde der Verein Mitglied des Deutschen Schachbundes.

Eine unvermutet positive Wirkung zeigte ein öffentlicher Aufruf des Vorstandes im Jahre 1907, in dem alle Schachfreunde aufgefordert wurden, sich zu einem großen und leistungsfähigen Schachklub zusammenzuschließen. Von diesem Zeitpunkt an entwickelte sich der Verein stetig nach oben und zählte bald zu einem der stärksten und erfolgreichsten seines Verbandes.

In den 17 Badischen Meisterschaften von 1911 bis 1938 siegten 8 mal Karlsruher Schachspieler (A. Duhm, T. Weißinger, R. Rutz und M. Eisinger). Die bedeutendste Veranstaltung des Vereins war das zur Jahreswende 1938/39 abgehaltene "Robert-Rutz-Gedenkturnier" zum Andenken an den im Vorjahr verstorbenen Badischen Meister Robert Rutz. Vor den damaligen badischen Spitzenspielern und mehreren internationalen Meistern kam Max Eisinger zusammen mit Großmeister Bogoljubow auf den geteilten ersten Platz.

Dies war nicht sein einziger Erfolg. Die herausragende Stellung von Max Eisinger im badischen Schach zeigt sich u.a. darin, daß er 11 mal zwischen den Jahren 1934 und 1971 Meister von Baden wurde.

Im Jahre 1935 wurde in Karlsruhe ein zweiter Schachverein, und zwar die "Karlsruher Schachfreunde Mühlburg" gegründet, der sich in der Nachkriegszeit zu einem außerordentlich spielstarken Klub entwickelte. In einer gemeinsamen Mitgliederversammlung fusionierten der "Karlsruher Schachklub 1853" und die "Karlsruher Schachfreunde Mühlburg" am 29. Mai 1970 unter der heutigen Bezeichnung "Karlsruher Schachfreunde 1853". Durch diesen Zusammenschluß hat sich der Verein qualitativ und quantitativ ganz erheblich verstärkt.

Im Spieljahr 1974/75 gelang auf Anhieb die Qualifikation für die damals neu eingeführte vierteilige Schach-Bundesliga (Gruppe Südwest). Der Einstieg in die wiederum neu aufgestellte 1. Bundesliga wurde 1980 verfehlt. Doch die Orientierung nach oben wurde beibehalten und nach wechselvollem Verlauf gelang in der Saison 1984/85 wiederum der Aufstieg in die 2. Bundesliga. Diese Leistung wurde in der Folgesaison 1985/86 mit dem größten Erfolg in der Vereinsgeschichte, dem Einzug in die 1. Bundesliga, dann noch übertroffen. In der höchsten deutschen Spielklasse konnten wir uns nur für eine Saison halten.

Als weiteres glanzvolles Ereignis sei noch die Teilnahme an der Endrunde der Deutschen Pokal-Mannschaftsmeisterschaft 1988 vermerkt.

In den 90er Jahren steigt das Niveau der Ligen nach der deutschen Einheit an, doch auch jetzt können sich die KSF als Zweitliga-Mannschaft etablieren. Dem dreimaligen Abstieg aus der 2. Bundesliga folgte jeweils der sofortige Wiederaufstieg. Seit der Spielzeit 1998/99 gehören die KSF ununterbrochen der 2. Bundesliga an.

Ausgesprochen erfolgreich verlief in den achtziger und neunziger Jahren die Entwicklung im Jugendbereich. Von 1987 an erzielte unser Vereinsnachwuchs in den einzelnen Altersklassen zahlreiche badische Meistertitel. Die Qualifikation für die Teilnahme an der Deutschen Vereins-Jugendmannschaftsmeisterschaft wurde 1986 erstmals erreicht und von 1988 bis 1996 neunmal in Folge wiederholt! Dabei wurde 1992 und 1993 jeweils die Vizemeisterschaft errungen. 1991 wurde unserem Verein für vorbildliche Talentförderung von der Dresdner Bank das "Grüne Band" zuerkannt.

1993 feierten wir das 140 jähriges Vereinsbestehen u.a. mit der Ausrichtung der Karlsruher Aktiv-Schachmeisterschaften.

Wie bei den meisten Schachvereinen blühte das Damenschach bei den KSF lange Zeit mehr im Verborgenen, konnte doch keine Nachfolgerin der in den 60er- und 70er-Jahren zur deutschen Damenspitze zählenden Frau Wuttke gefunden werden. Auch beschränkte sich das Damenschach lange Zeit auf Einzelturniere wie badische Mädchen- und Damenmeisterschaften, bis 1991 eine Damen-Bundesliga eingeführt wurde, zu der sich noch eine 2. Bundesliga und eine Regionalliga gesellten.

1992 meldeten die Damen des KSF eine Regionalliga-Mannschaft an, 1993 kam auch eine zweite Mannschaft in der Regionalliga hinzu. Die erste Damenmannschaft erreichte 1994 den Aufstieg in die 2. Bundesliga. In der darauffolgenden Saison verfehlten die Damen den weiteren Aufstieg nur knapp, doch 1996 gelang durch einen Schlußrundensieg über den Tabellenführer Weimar der Aufstieg in die 1. Damen-Bundesliga! Und dort halten sich unsere Damen mit guten Ergebnissen, auch wenn die Spielklasse seit der Saison 2000/01 1.Frauen-Bundesliga heißt. Ein zweites KSF-Frauen-Team spielt nach einigen Jahren in der 2. Frauen-Bundesliga jetzt in der Frauen-Regionalliga.

Seit einigen Jahren beteiligen sich auch die Senioren (Ü60) der Karlsruher Schachfreunde an der Badischen Senioren-Mannschaftsmeisterschaft. In der Saison 2000/01 erkämpften sie hier einen hervorragenden 3. Platz.

Die Geschichte der Karlsruher Schachfreunde wurde von Harald Klingenberg zusammengestellt.
Stand November 2001