(14) Gligoric,S - Fischer,R
Belgrad, 1959
[Kiefhaber,Holger]
Im folgenden soll es um die Thematik 'Wissen, Rechnen oder Gefühl' gehen.
Beispiele zum Thema 'Wissen' und 'Gefühl' sind gemischt mit Rechenaufgaben verschiedenster
Schwierigkeit. Zum Anfang ein Beispiel aus einer Partie zweier sehr starker Spieler,
bei denen Wissen vorausgesetzt werden kann, die aber trotzdem relativ einfache
Fehler gemacht haben. Es muss also entweder das Rechnen oder das Gefühl die Spieler
im Stich gelassen haben... Schwarz am Zug: Es ist klar, dass Schwarz den Bauern
verlieren wird. In was für ein Endspiel muss er aber übergehen: in ein Bauernendspiel
oder Turmendspiel? Olafsson zeigte später, dass die ersten Züge beider Gegner
fehlerhaft waren. 1...Th8 [1...Th5 2.Tc5 Txc5 3.Kxc5 Kc7 4.Kxb5 Kb7=]
2.Kxb5 [2.Tc7+ Kd6 (2...Kd8 3.Tc5 Kd7 4.Kb7 Kd6 5.Txb5 Th7+ 6.Ka6
Th8 7.Tb7+-) 3.Tc6+ Kd7 4.Kxb5 Tb8+ 5.Tb6 Th8 6.Tb7+ Kc8 7.Ka6 Th6+ 8.Ka7+-]
2...Tb8+ 3.Ka4 Ta8+ 4.Kb3 Tc8= 1/2-1/2
(15) Gewinn lt. Salvio bzw. Lucena - Grundlage f. Gligoric-Fischer
Theoriestellung
[Kiefhaber,Holger]
Weiß am Zug. Eine wichtige Stellung, die man in seinem Bereich 'Wissen'
parat haben sollte! 1.Td1+ Ke7 2.Td4 Ta1 3.Kc7 Tc1+ 4.Kb6 Tb1+ 5.Kc6 Tc1+
[5...Tb2 6.Td5 Tb1 7.Tb5+-; 5...Ke6 6.Td6+ Ke7 7.Td5+-] 6.Kb5 Tb1+ 7.Tb4+-
Der sogenannte Brückenbau, ein Motiv, das man sich merken sollte! 1-0
(16) Remis lt. Tarrasch - Grundlage f. Gligoric-Fischer
Theoriestellung
[Kiefhaber,Holger]
Diese Stellung ist bei beliebigem Anzug remis. Das Motiv für Schwarz ist
immer das folgende: 1...Tc8 2.Txc8 Kxc8 3.Ka4 Kb8!= 1/2-1/2
(17) Rechenaufgabe 1 - einfach
Trainingsstellung, 2002
[Kiefhaber,Holger]
Weiß am Zug 1.Kg4 Kc5 2.Kg5 Kd6 3.Kg6 Ke7 4.Kg7 Ke6 5.h4 Kf5 6.h5 Kg5
7.h6+- *
(18) Rechenaufgabe 2 - nicht einfach
Trainingsstellung, 2002
[Kiefhaber,Holger]
Weiß am Zug 1.c6 dxc6 2.a6 Le4 3.d5 d2+ [3...Lxd5 4.c4 Lh1 5.c5+-;
3...cxd5 4.cxd3 Lh1 5.d4+-] 4.Kxd2 cxd5 [4...Lxd5 5.c4 Lh1 6.c5] 5.Ke3
Lh1 6.Kd4+- *
(19) Rechenaufgabe 3 - sehr schwierig
Trainingsstellung, 2002
[Kiefhaber,Holger]
Weiß am Zug. Dieses schwierige Beispiel hat einen überraschenden Schluss.
1.f7 Sc7 [1...Sf6 2.Sf2 (2.Kd4? e1D 3.f8D De4+ 4.Kc3 Sd5+ 5.Kb3 Dc2+
6.Ka3 Db2+ 7.Ka4 Sc3+ 8.Ka5 Db5#) 2...Kd2 (2...Kc2 3.Kc4 e1D 4.f8D=) 3.Se4+
Sxe4+ 4.Kc6 e1D 5.f8D=] 2.Sf2 [2.Kd6? e1D 3.f8D Db4+ und Weiß verliert
die Dame] 2...Kc2 3.Sd3 [3.Kc4? e1D 4.f8D Dc3# Deswegen spielte Schwarz
1... Sc7!] 3...Kxd3 4.Kd6 e1D [4...Se6 5.Kxe6 e1D+ 6.Kd7 Db4 7.Ke8 Db8+
8.Ke7 Dc7+ 9.Ke8 De5+ 10.Kd8 Df6+ 11.Ke8 De6+ 12.Kf8 Ke4 13.Kg7=] 5.f8D Db4+
6.Ke5 Dxf8 Patt! [6...Dd4+ 7.Kf5 ist ebenfalls wieder remis] *
(20) Rechenaufgabe 4 - nicht schwierig
Trainingsstellung, 2002
[Kiefhaber,Holger]
Diesmal ist Schwarz am Zug - ein entscheidender Unterschied! 1...Kc5
2.Kg4 Kd6 3.Kf5 Ke7 4.Kg6 Kf8 5.Kh7 Kf7 6.h4 Kf8 7.h5 Kf7 8.h6 Kf8 9.Kh8
[9.Kg6 Kg8 10.h7+ Kh8 11.Kh6 patt!] 9...Kf7 10.h7 Kf8 patt! *
(21) Rechenaufgabe 5 - nicht einfach
Trainingsstellung, 2002
[Kiefhaber,Holger]
Weiß am Zug. Das erinnert doch an die berühmte Reti-Studie... Aber wie
geht diese Partie aus? 1.a4 Kb3 2.a5 Kc4 [2...Kc3 3.Kg1! Kd4 4.a6 Ke3
5.Kf1+-] 3.a6 Kd3 4.a7 f2 5.a8D f1D 6.Da6++- *
(22) Rechenaufgabe 6 - schwierig
Trainingsstellung, 2002
[Kiefhaber,Holger]
Schwarz am Zug. Wer ist stärker - der Turm oder die Bauern? 1...Kf7
2.Kg5 Ke6 3.Kf4 Kd5 4.Ke3 Kc4 5.Kd2 c1D+ [5...Kb3? 6.Kc1+- und Schwarz ist
in Zugzwang.] 6.Txc1+ [6.Kxc1 Kb3= Nun befindet sich Weiß in Zugzwang!]
6...Kb3= und König und Turm von Weiß behindern sich gegenseitig. *
(23) Trick (gesehen bei B. Lalic)
Aehnlich einer beruehmten Studie
[Kiefhaber,Holger]
Zeigt man folgende Stellung einem besseren Spieler und fragt ihn nach seiner
Einschätzung, erlebt man fast mit Sicherheit etwa folgendes: "Ach, die kenn
ich doch... wart mal; das ist doch das mit dem Patt und dem Turm... jaja, klar:
Weiß am Zug gewinnt!" Lässt man sich die angebliche Lösung vorführen, passiert
dann folgendes: 1.c7 Tb6+ 2.Kd5 [2.Kd7 Tb7=; 2.Kc5 Tb1 3.Kc6 (3.c8D?
Tc1+-+) 3...Tc1+=] 2...Tb5+ 3.Kd4 Tb4+ 4.Kd3 Tb3+ 5.Kc2 Tb2+ ... tiefes
Nachdenken... "Wie war das noch gleich... das ging doch so!" usw...
Schließlich wird die Hoffnungslosigkeit auf einen Sieg eingesehen. Was ist aber
der Grund für die eklatante Fehleinschätzung dieser für einen guten Spieler nicht
schwierig durchzurechnenden Stellung! Es ist ZUVIEL Wissen (bzw. das Sich-Verlassen
auf sicher geglaubtes Wissen). Der gute Spieler hat sicherlich einmal die täuschend
ähnliche Stellung gesehen, die in der folgenden Partie behandelt wird. *
(24) Barbier bzw. Saavedra - Grundlage des Tricks
Studie
[Kiefhaber,Holger]
Weiß am Zug 1.c7 Td6+ 2.Kb5 Td5+ 3.Kb4 Td4+ 4.Kb3 Td3+ 5.Kc2 Td4 6.c8T
[6.c8D? Tc4+ 7.Dxc4= patt!] 6...Ta4 7.Kb3+- Eine schöne Lösung, die
man sich gerne merkt und die deshalb auch vielleicht zu der Fehleinschätzung der
vorigen Stellung führen kann! 1-0
(25) S gegen L - Gefuehl, Rechnen und Wissen
Studie
[Kiefhaber,Holger]
Die Stellung ist in ihrer Art einzigartig. Wie soll Weiß (am Zug) gewinnen
können, da doch die Eroberung des Bauern zu einem Remisendspiel führt? (Wissen)
Trotzdem kommt Weiß wegen der äußert ungünstigen Aufstellung des Läufers (Gefühl)
zum Erfolg. 1.Kh6 [1.Sh4? Kf8 2.Kh6 Lg8 3.Sxf5 La2=] 1...Kh8 2.Sh4
Kg8 3.Sf3 Kh8 4.Se5 Kg8 5.Sc6 Kh8 6.Se7 Lg8 7.Sg6# (Rechnen) *
(26) Capablanca,J - Tartakower,S
New York, 1924
[Kiefhaber,Holger]
Weiß am Zug. Auf den ersten Blick sind die beiderseitigen Chancen nicht
leicht zu beurteilen. Der schwarze Turm dringt ins gegnerische Lager ein, und
Weiß verliert mindestens einen Bauern. Der schwarze König ist jedoch schlecht
postiert, und gerade deshalb darf sich Weiß, der zudem über einen starken Freibauern
auf der g-Linie verfügt, Hoffnungen auf Erfolg machen. Wenn er noch den König
in den Angriff einbezieht, kann die Lage für Schwarz schnell kritisch werden.
1.Kg3! Txc3+ 2.Kh4 Tf3 3.g6 Txf4+ 4.Kg5 Te4 5.Kf6 Kg8 6.Tg7+ Kh8 7.Txc7 Te8
8.Kxf5 Te4 9.Kf6 Tf4+ 10.Ke5 Tg4 11.g7+ Kg8 [11...Txg7 12.Txg7 Kxg7 13.Kxd5
Kf8 14.Kc6 Ke7 15.Kb7 Kd6 16.Kxa7 Kc7 17.d5+-] 12.Txa7 Tg1 13.Kxd5 Tc1 14.Kd6
Tc2 15.d5 Tc1 16.Tc7 Ta1 17.Kc6 Txa4 18.d6 1-0
