Vom Mattmotiv zum Matt


KSF-Training, Elmar Karst, 10.5.2002

(15) Weiss - Schwarz








Auf den ersten Blick ist das Mattmotive noch nicht ersichtlich. Weiss muss wegen des drohenden Matts aber schnell handeln, und schon nach dem ersten Schach erkennt man, dass der schwarze Koenig im Kaefig sitzt. Eine Hinlinkung und zwei Ablenkungen machen das Feld c7 frei: 1.Ld5+ Sb7 2.Db8+ [2.Txa7+ Lxa7 3.Db8+ Lxb8 4.Ta1+ La7 5.Txa7#] 2...Txb8 3.Txa7+ Lxa7 4.Sc7# 1-0

(16) Weiss - Schwarz








Aehnlich wie im Beispiel zuvor: Erst eine Hinlenkung, um dem Koenig das Flcuhtfeld zu versperren, dann die Freilegung der Diagonalen: 1...Df1+! 2.Lg1 Df3+! 3.Lxf3 Lxf3# 0-1

(17) Weiss - Schwarz








Fuenf weisse Figuren zielen auf den Koenig, aber dem Laeuferpaar stehen eigene Figuren im Weg. Ohne Springer ginge sofort Dxh7+, also: 1.Se7+! Dxe7 2.Dxh7+! Kxh7 3.Th5+ Kg8 4.Th8# 1-0

(18) Weiss - Schwarz








Da der Tg1 an den Bg2 gebunden ist, verfuegt Schwarz zumindest schon ueber Dauerschach. Ausserdem deutet das kombinierte Spiel von Dame und Springer oft auf das erstickte Matt hin, so auch hier: 1...Sg3+ 2.Kh2 Sf1+ 3.Kh1 [3.Txf1 Dxg2#] 3...Dg3! 4.S6g4 Dh2+ 5.Sxh2 Sg3# 0-1

(19) Weiss - Schwarz








Drei Figuren zielen nach g7, aber noch scheint dieser Punkt ausreichend gedeckt zu sein. Es scheitern 1.Sf6+? Sxf6 und leider auch die Ablenkung 1. Dxg7+? Txg7 2.Txg7+ Sxg7 3.Sf6+ Kh8, denn die Dc7 ueberdeckt f7. Durch diese Fehlversuche gelangt man jedoch zu: 1.Td7! Lxd7 2.Dxg7+! Txg7 3.Txg7+ Sxg7 4.Sf6+ Kh8 5.Sxf7# 1-0

(20) Weiss - Schwarz








Schwarz muss fuer seinen Angriff neue Kraefte ins Spiel bringen. Insbesondere sein Laeuferpaar steht hinter den eigenen Bauern zum Eingreifen bereit. Schon sieht man die entscheidende Bedeutung der langen Diagonalen und legt sie durch ein Bauernopfer frei: 1...d4! 2.cxd4 [2.Lf2 d3 3.Db1 g5 4.Shg1 g4 5.Sd2 Sxf2+ 6.Txf2 g3-+] 2...cxd4 3.Sxd4 Lxd4 4.Txd4 Txd4 5.Lxd4 [So weit, so gut, aber wie kommt man weiter? Nichts bringt 5.... Sg3+ 6.hxg3 Dxh3+ 7.Kg1, aber wenn man die Zugfolge vertauscht ...] 5...Dxh3! 6.gxh3 Sf2+ 7.Kg1 Sxh3# 0-1

(21) Weiss - Schwarz








Jetzt wird es schwieriger: Das Laeuferopfer faellt ins Auge, erzwingt aber nicht sofort das Matt. Hier muss man zwei Motive miteinander kombinieren: 1.Lxh7+ Kxh7 2.Th3+ Kg8 3.Sf5! [3.Dh5? f6] 3...Dg5 4.Dh5! Dxh5 [4...f6 5.Se7#] 5.Se7+ Kh7 6.Txh5# 1-0

(22) Weiss - Schwarz








Eine sehr schwierige Kombination, bei welcher nur der erste Zug ins Auge faellt (auch weil Th1 droht). Anschliessend geht es darum, die uebrigen schwarzen Figuren so schnell wie moeglich, auch unter Opfer, zum Angriff heranzufuehren. Es ist wahrscheinlich, dass Schwarz das Dauerschach gesehen hat und sich sagte, dass man dann mal schauen kann, ob es weiter geht: 1...Lg1 2.Sxg1 [2.Txg1? Dh2+ 3.Kf1 Df2#] 2...Dh2+ 3.Kf3 [Jetzt droht De2, also muss Schwarz sofort die naechsten Drohungen aufstellen.] 3...e5!! 4.dxe5 Sdxe5+ 5.fxe5 Sxe5+ 6.Kf4 Sg6+ 7.Kf3 f4! [Und Schwarz findet eine Moeglichkeit, den Angriff fortzusetzen. Keine Ueberraschung bei dem exponierten weissen Koenig.] 8.exf4 [8.Dc2 Se5#] 8...Lg4+! 9.Kxg4 Se5+ 10.fxe5 h5# 0-1

(23) Weiss - Schwarz








Immer wieder beliebt: Schwerfiguren fallen auf offenen Linien ueber den unrochierten Koenig her: 1.Dd7+! Lxd7 2.Sd6+ Kd8 3.Sf7+ Kc8 4.Te8+! Lxe8 5.Td8# 1-0

(24) Weiss - Schwarz








Hier kommt man wieder ueber die Berechnung von nicht ausreichenden Varianten zum Erfolg: Nach 1.Le8 Sh7! kommt Weiss nicht weiter, und 1.Th8+ Kf7 2.Kg5? Sxe4+ verliert sogar. Also beiden kombinieren und so den Sf6 ablenken: 1.Th8+ Kf7 2.Le8+! Sxe8 3.Kg5! Lxe4 4.Tf8# 1-0

(25) Weiss - Schwarz








Ein Kuriosum aus dem Fabelschach. Die Mattdrohung zwingt Weiss zu dauernden Schachgeboten, und ploetzlich ist Schwarz matt: 1.Sf4+ [1.d8D?? c1S+ 2.Ka1 Sdb3#] 1...Kh6 [1...Kh4 2.d8D+ Kg3 3.Se2+ Kf3 4.Dxd2+-; 1...Kg5 2.d8D+ Kxf4 3.Dxd2+ Le3 4.Dxe3+ Kxe3 5.c8D+-] 2.g8S+ Kh7 3.Sgf6+ Kh6 [3...Kh8 4.Sxg6#] 4.Sxg4+ Kh7 5.Sef6+ Kg7 6.Se6+ Kf7 7.d8S+ Ke7 8.c8S# 1-0

(26) Weiss - Schwarz








Den Bauern hat Schwarz gut investiert, denn alle seine Figuren nehmen am Angriff teil, waehrend Weiss schlecht entwickelt ist. Das Problem besteht eher darin, von den vielen verlockenden Zuegen den richtigen zu erwischen: 1...Td2+! 2.Lxd2 Dxd2+ 3.Kb3 [3.Kb1 Sc3+ 4.Dxc3 Dxc3-+] 3...Sd4+ 4.Ka4 [Weiss scheint quasi schon matt zu sein, nur noch die Dame ablenken und Ta6+ spielen ... aber Vorsicht! So scheitert 4....Dxa2? 5.Dc8+ ebenso wie 4.... Sc3+? 5.Ka5 Sc6+ 6.Dxc6!] 4...Dd1+ 5.Ka5 Ta6+! 6.Dxa6 [6.Kxa6 Da4+ 7.Kb7 Sd6+ 8.Kc7 Sxc4-+] 6...Da4+ 7.Kxa4 Sc3+ 8.Ka5 Sb3# *

(27) Weiss - Schwarz








Ein sehr schweres Beispiel, denn obwohl die Motive auf der Hand liegen (schwache Grundreihe und der neuralgische Punkt g7), sind einige Feinheiten notwendig, um ans Ziel zu kommen. Gestartet wird mit einer Freilegung, die zugleich auch eine Doppeldrohung darstellt: 1.Sb4! axb4 2.Dxd6! Dd7! [Schwarz verteidigt sich nach besten Kraeften, denn die Dame ueberdeckt g7 und e8. Die Grundidee wird sichtbar bei 2...Txd6? 3.Te8+ Tf8 4.Txg7+ Kh8 5.Txf8#] 3.Dd5!! [Ein phantastischer Zug, der erneut beide Motive kombiniert. Die Dd5 ist wegen Te8+ tabu, ausserdem droht Txg7. Ein Fluchtfeld hat Schwarz nach 3.Dxd7? Txd7÷] 3...Kf8 [Enfesselt den Bg7 und ueberdeckt e8. Alternativen verliert ebenfalls sofort: 3...Dxd5 4.Te8+ Tf8 5.Txg7+ Kh8 6.Txf8+ Dg8 7.Tfxg8#; 3...g6 4.Tge3+-] 4.Txg7! [Trotzdem! Am Ende schlaegt die Kombination beider Motive durch!] 4...Dxd5 [4...Txg7 5.Dxd7+-] 5.Tg8+! Kxg8 6.Te8+ Tf8 7.Txf8# 1-0

(28) Weiss - Schwarz








Eine Kombination nach dem Motto: Der Koenig in der Mitte MUSS einfach matt werden: 1.Txg7+! Kxg7 2.Tb7+ Kg6 3.Df7+ Kf5 4.Tb5+ Ke4 5.f3+ Ke3 6.Db3+ Ke2 [6...Kd2 7.Lf4+ Ke1 8.Db1+ Ke2 9.Df1#] 7.Db2+ Kd3 8.Db1+ Ke2 9.Df1+ Ke3 10.De1+ Kd4 11.Dd2+ Kc4 12.Tb4# 1-0