Ein aufregendes Turnier, aber auch ein Turnier zum Aufregen

Badische Mannschaftsblitzmeisterschaft 2016 · 28.2.2015 · Ebringen · Von Stefan Haas

Die diesjährige Badische Mannschaftsblitzmeisterschaft war ein organisatorisches Desaster. Weder der gastgebende Verein Ebringen noch Turnierleiter Bernd Walther haben sich sonderlich mit Ruhm bekleckert. Zum ersten Mal seit bestimmt über 15 Jahren verlangte ein ausrichtender Verein von den Teilnehmern das Mitbringen von Spielmaterial – ein Skandal! Muss man sich da wundern, dass nur 18 Mannschaften teilnehmen wollten? Wie mir ein Ebringer später mitteilte, war man dort der Ansicht, die Bereitstellung des Spielmaterials sei Verbandssache; Bernd Walther sei aber tagelang nicht zu erreichen gewesen und habe sich um nichts gekümmert – jedenfalls habe man deshalb beschlossen, das auf die teilnehmenden Mannschaften abzuwälzen.

Das ist aber schon eine merkwürdige Vorstellung, die nur die Ahnungslosigkeit und Inkompetenz des ausrichtenden Vereins belegt. Der Spielbeginn war mit 11 Uhr recht spät angesetzt; Bernd Walther erschien jedoch erst eine Viertelstunde später und benötigte danach auch noch einige Zeit, um sich einzurichten und das Turnier zum Laufen zu bringen. So begannen die ersten Partien erst kurz vor 12 Uhr; doch danach trat schon wieder eine längere Pause ein, da noch keine Ergebnismeldezettel verfügbar waren. Nach nur fünf Runden wurde schon um 13 Uhr die Mittagspause eingelegt; die war dann für viele auch kein Vergnügen – reihenweise verweigerten die Spieler die nicht fertig gegarte Reisbeilage...

Nach der Mittagspause nahm das Turnier langsam Fahrt auf und es entwickelte sich ein spannendes Kopf-an-Kopf-Rennen zwischen den Teams aus Untergrombach und Bad Mergentheim. Hierbei spielten wir das Zünglein an der Waage, da wir unseren Bezirksrivalen mit 2½:1½ bezwingen konnten. So blieb am Ende Bad Mergentheim (bei gleicher Mannschaftspunktzahl) zwar um einen Brettpunkt vorne, musste aber dennoch mit Untergrombach um den Titel des Badischen Meisters sowie um das (einzige) Ticket zur Deutschen Meisterschaft stechen – und das gleich mit Hin- und Rückspiel. Leider zeigten sich die Gastgeber auch hier von ihrer ungastlichsten Seite und bauten bereits unmittelbar nach der letzten Runde des Turniers die Tische und Stühle ab, so dass die verbliebenen Anwesenden während des Stichkampfs und bis zum Ende der Siegerehrung über eine Stunde in der fast leeren Halle herumstehen mussten – auch hier war es dann wieder kein Wunder, dass überhaupt nur acht von 18 Mannschaften (davon fünf wegen der Preisgelder) zur Siegerehrung da blieben.

Dass gerade eine derart missratene Meisterschaft erstmals für die FIDE-Blitz-ELO ausgewertet werden soll, klingt mit dem zuvor Gesagten schon fast wie ein Hohn.

Achja, es wurde auch noch Schach gespielt: Den Stichkampf gewann Untergrombach (IM Oleg Spirin, IM Christian Maier, IM Heinz Fuchs und FM Hajo Vatter) mit 3:1 und 2:2 und qualifizierte sich somit für die Deutsche Mannschaftsblitzmeisterschaft.

Für unsere Teams war es ein Turnier mit Licht und Schatten. Da zeitgleich weitere Wettbewerbe (Frauenbundesliga und Seniorenmannschaftsmeisterschaft) stattfanden, waren wir personell etwas eingeschränkt und beschlossen, auch unseren Jugendlichen eine Chance in der zweiten Mannschaft zu geben. Doch leider wurden dabei gleich zwei unserer Besten von ihren Müttern ausgebremst. Für Alex, Arkady und Nikita war ihre erste Badische Mannschaftsblitzmeisterschaft dann doch ein bleibendes Erlebnis, auch wenn sie dabei nur vereinzelte Punkte sammeln konnten. Alex erzielte sogar nur zwei Remisen – diese allerdings gegen die starken IM‘s Vadim Cernov (Ladenburg) und Tomislav Bodrozic (Ettlingen). Arkady holte seinen einzigen Punkt gegen Thilo Ehmann (Sasbach) und Nikita gelang u.a. ein Remis gegen Johannes Raps (Bad Mergentheim). Unsere erste Mannschaft hatte hauptsächlich mit dem Schwächeln der Mittelachse zu kämpfen, denn hinten und vorne lief es ganz gut. Christoph konnte in den Lokalderbys sowohl IM Oleg Spirin als auch unser Zocker-Ass Veaceslav Cofman (der insgesamt 10,5/17 erzielte) schlagen. Der Mannschafts-senior holte zwar die meisten Punkte; am vierten Brett hat man ja aber auch (fast) keine Titelträger als Gegner – höchstens Hajo... und der hatte in dieser Partie sogar seinen spendablen Tag, war aber am Ende mit 14/17 trotzdem das beste vierte Brett. Volker hatte in der Mittagspause zu feist gevespert, kam danach in jeder Partie in großen Zeitnachteil und legte eine schwarze Serie von 0/7 hin (dafür muss erst mal ein Spruch kreiert werden; alle langen Rochaden und Audis reichen da nicht mehr aus...). Lukas schwankte oft zwischen Unsicherheit und Übermotivation und konnte sich daher nicht wie gewohnt in Szene setzen. So kamen wir schließlich auf den sechsten Platz, was leider weder zu einem Geldpreis noch zur Qualifikation für die Badische Meisterschaft 2017 reichte. Dass wir dabei aber noch vor Ettlingen und Untergrombach II landeten, war immerhin ein kleiner Trost. Aber auch noch weiter hinten in der Tabelle findet man höchst prominente Namen – wir haben also keinen Grund zum Klagen. Und als Bonbon erhielten wir am Ende von Glücksfee IM Heinz Fuchs noch den Walther’schen Trostpreis (20 Euro) für unsere Ausdauer bei der Siegerehrung zugelost.

Pl.

Endstand BBMM

M.-P.

B.-P.


Br.

Karlsruher SF I

Pkt./Sp.

1.

SF Bad Mergentheim

30- 4

52,5


1

Christoph Pfrommer

12,0 / 17

2.

SC Untergrombach

30- 4

51,5


2

Volker Duschek

6,0 / 17

3.

SK Ladenburg

28- 6

46,5


3

Lukas Pfatteicher

8,5 / 17

4.

SC Eppingen

25- 9

44,0


4

Stefan Haas

13,5 / 17

5.

SF Sasbach

21-13

40,5





6.

Karlsruher SF I

21-13

40,0


Br.

Karlsruher SF II

Pkt./Sp.

7.

SK Ettlingen

21-13

37,5


1

Alex Wiesner

1,0 / 17

8.

SC Untergrombach II

18-16

38,5


2

Arkady Chernykh

1,0 / 17

9.

FR-Zähringen

18-16

36,0


3

Harald Klingenberg

3,0 / 17

10.

SC Heitersheim

18-16

33,0


4

Nikita Sirbu

2,0 / 17

11.

SC Emmendingen

14-20

31,5





11.

SC Viernheim

14-20

31,5





13.

SGem Dreisamtal

14-20

31,0





14.

SK Ebringen

11-23

25,0





15.

SC Oberwinden

9-25

26,5





16.

SC Villingen-Schw.

7-27

20,0





17.

SC Appenweier

7-27

19,5





18.

Karlsruher SF II

0-34

7,0